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  • Lingen2

mehr als 1000 Beiträge seit 28.05.2002

Es liegt nicht an der maroden Infrastruktur

Das ewig währende Verspätungschaos bei der Bahn hat nur sehr wenig mit der maroden bzw. veralteten Infrastruktur zu tun.

Problem ist vielmehr, dass das Schienennetz völlig überlastet ist. Züge sind so eng getaktet, dass jede kleinste Störung sich auf weitere Verbindungen fortpflanzt. Noch schlimmer: Viele Strecken werden abwechselnd von schnellen Personenzügen und langsamen Güterzügen genutzt. Diese sind im regulären Fahrplan so filigran vertaktet, dass der Güterzug genau an der richtigen Stelle auf ein Überholgleis ausweichen kann, um den ICE vorbeizulassen. Gerät nun die Zugreihenfolge durch eine Verspätung durcheinander, dann läuft der ICE an einer Stelle auf den Güterzug auf, wo kein Ausweichgleis verfügbar ist. Folge: Verspätungen pflanzen sich nicht nur fort, sie vergrößern sich dabei auch noch. Unter diesen Umständen ist an einen Deutschlandtakt absolut nicht zu denken. Sowas geht nur, wenn man genügend Pufferzeiten im System hat.

Diese fundamentalen Probleme lassen sich nicht mit Sanierung und Digitalisierung lösen, damit holt man nur ein paar müde Prozent. Die Lösung kann nur im Neubau von Strecken liegen, damit schnelle und langsame Zugfahrten konsequent getrennt werden können. So würde etwa die Neubaustrecke Hamburg-Hannover die Kapazität dieser Relation um weit mehr als 100% erhöhen - eben weil durch die Trennung kein Güterzug mehr an die Seite fahren und kein ICE abbremsen müsste.

Und wer ist schuld daran?
Auch das kann man gut am Beispiel Hamburg-Hannover sehen: Provinzpolitiker und MdBs mit Wahlbezirk im Planungsbereich, die aus Angst vor den NIMBY-Bürgerinitiativen die dringend notwendigen Erweiterungen des Schienennetzes verhindern.
Und natürlich sind Journalisten mitschuldig, die es versäumen, diese Zusammenhänge richtig darzustellen.

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