Herr Wissing ist der erste Verkehrsminister, der von einem maroden Netz spricht. Aber ist es das?
Tatsache ist, dass weniger als 15% der Verspätungen in Deutschland auf technische Probleme in der Infrastruktur zurückzuführen sind.
Deutliche Hauptursache für die Verspätungen ist die Bautätigkeit in Verbindung mit einem deutlich gegenüber vor 20 Jahren gestiegenen Verkehrsaufkommen in Verbindung mit der - im Gegensatz zu früher - geringeren Fähigkeit des Netzbetriebes in Zusammenarbeit mit den Bahnunternehmen zur Improvisation.
Dann kommt zu wenig vorhandenes Personal, "Personen im Gleis", Selbstmorde etc. sowie - auch wesentlich - "Störungen am Triebfahrzeug" hinzu. Störungen im übrigen, die gerne bei brandneuen Fahrzeugen und brandneuer Technik auftreten.
Mit anderen Worten: Das Netz ist offenbar nicht so marode. Und mit vollständigen und mehrmonatigen Sperrungen wird man die Probleme nicht lösen, sondern verschärfen. Denn Fernzüge und Güterzüge müssen über schon stark belastete Strecken umgeleitet werden, was mit Sicherheit bundesweit zu weiteren Verspätungen führen wird.
Dass das Herangehen des Verkehrsministeriums totaler Quatsch ist, hat im übrigen der ehemalige Chef der Schweizerischen Bundesbahnen B. Weigel am 30.01. diesen Jahres gesagt: "Mit Korridorsanierungen begibt man sich ins Abseits. Schlimmer gehts nicht...".
Neben der bundesweit steigenden Unzuverlässigkeit des Systems Bahn durch die Korrodorsanierung kommt noch ein anderes Problem hinzu. Wie will man auf der Riedbahn den Ausfall von 300 Nahverkehrszügen pro Tag kompensieren? Über Busse? Auf überlasteten Autobahnen? Monatelang?
Was soll das?
Hinzu kommt, dass durch die Generalsanierung auch Technik ersetzt wird (=weggeworfen) wird, die das Ende ihrer technischen Lebensdauer noch nicht einmal ansatzweise erreicht hat. Dabei handelt es sich nach vorsichtigen Schätzungen um 20 bis 30% des "Modernisierungsumfangs". Was die Industrie freuen wird. Aber angesichts der Lieferprobleme von Technik aller Art neben Geldverschwendung auch dazu führen wird, dass die überflüssigerweise eingebaute neue Technik an anderer Stelle fehlen wird.
Noch einmal Herr Weigel: "Schlimmer gehts nicht..."
Zumal eine bedarfsgerechte Sanierung unter rollendem Rad möglich ist und mit Sicherheit zu weniger Einschränkungen im Gesamtnetz führen wird.