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Avatar von Michael Müller

mehr als 1000 Beiträge seit 06.01.2000

Grottenschlechter Text. Einige Anmerkungen

Es dürfte ein Novum sein, dass ein TP-Artikel so umfangreich redaktionel kommentiert und korrigiert werden musste. Und was noch übrig ist, ist - diplomatisch formuliert - nicht vergnügungssteuerpflichtig.

Ich picke mal nur ein paar Punkte heraus:

Das Massaker dschihadistischer und islamistischer Milizen, angeführt von der Hamas, in Israel am 7. Oktober 2023 war ein Pogrom.

Schon hier wäre einzuwenden: Unter einem Pogrom versteht man für gewöhnlich Ausschreitungen der Mehrheitsgesellschaft und Machthaber gegen eine Minderheit oder generell schwache Gruppe. Das trifft hier bestenfalls bedingt zu, zumindest in dieser Richtung. Eher könnte das für die Ausschreitungen schwerbewaffneter rechtsextremer Siedler im Westjordanland zutreffen.

Das Massaker hatte eine neue Dimension, [..] und weil – ein zentraler Aspekt – die Täter all diese Taten fotografierten und filmten und diese Bild- und Tondokumente in alle Welt verbreiteten.

Auf Bilder zu setzen ist eine Standardmethode seit Jahrzehnten. Schon, als z.B. vor ca. 50 Jahren in der jordanischen Wüste diese drei Flugzeuge gesprengt wurden war das so. Ich sehe in Herrn Suchslands Einlassungen einen Dämonisierungsversuch.

Nicht länger Opfer sein. Seit dem 7. Oktober 2023 schlägt Israel zurück

Das dürften die Palästinenser mit umgekehrtem Vorzeichen genauso sehen. Am 7. Oktober wollten sie nicht mehr Opfer der eindeutig völkerrechtswidrigen israelischen Apartheits-, Besatzungs- und Landraubpolitik sein. Gaza ist bei Licht betrachtet ein Freiluftgefängnis.
Und vor jetzt alle aufschreien: Das ist keine Rechtfertigung, überhaupt nicht. Aber das gilt für beide Seiten.

Versagen von Baerbocks Außenpolitik: Israel kann sich nicht auf Deutschland verlassen

(augenreib) ...die ständig in Endlosschleife vom "Selbstverteidigungsrecht Israels" schwätzt? Was erwartet Herr Suchsland hier? Deutsche Truppen nach Nahost? Waffen wurden jedenfalls reichlich nach Israel geliefert, lediglich in letzter Zeit nicht mehr so. Und warum bitte soll sich eine rechtsextreme Regierung (gegen die im Inland ein Korruptions- und international ein Völkermordverfahren läuft) "auf Deutschland verlassen können"?

Stattdessen wird überall relativiert und kontextualisiert, wird von "Vorgeschichten" geschwafelt.

Sehr geehrter Herr Suchsland: Kontexte und Vorgeschichten zu berücksichtigen ist elementar um einen Konflikt zu verstehen und nach Lösungen zu suchen. Wer das ablehnt, der will Dogmen verkünden und Denkverbote aussprechen. Gilt übrigens nicht nur für den Nahostkonflikt.

Kennt sie nicht die von den Arabern zurückgewiesenen Zweistaatenlösungen?

Will Suchsland hier ernsthaft behaupten, die Zweistaatenlösung wäre bisher nur an den Arabern bzw. Palästinensern gescheitert? Und nicht etwa - zumindest erheblich - am israelischen Landraub (oft euphemistisch "Siedlungspolitik" genannt), welchen Herr Suchsland übrigens weitgehend unter den Tisch fallen lässt, obwohl dies der Elefant im Raum ist?

Eine kleine Bitte zum Schluss: Bitte endlich lernen, zwischen "Staat Israel" und Juden zu unterscheiden. Dies gleichzusetzen ist übrigens eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit von israelischer Regierung (plus deren Apologeten, also auch hier) und Hamas & Co.

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