All diese belastenden Faktoren mögen dazu beigetragen haben, die neutrale Haltung der Bundesrepublik im Jom-Kippur-Krieg aufzugeben, und heimlich militärisches Gerät der Bundeswehr an Israel zu liefern, um die Beziehungen wieder zu stabilisieren. Auch duldete die Bundesregierung geheime Nachschublieferungen der USA über das Territorium der Bundesrepublik.
Als die Presse jedoch über die Verladung der Waffen in Bremerhaven auf Frachter unter israelischer Flagge berichtete, verlangte Brandt unter Hinweis auf die deutsche Neutralität den sofortigen Stopp dieser Aktivitäten. Und sofort geriet er wieder unter heftige Kritik aus Israel und den USA.
Man vergleiche hier einmal den Umgang des neutralen Deutschlands unter Brandt mit Nachschublieferungen für ein Land das angegriffen wird (im Jom-Kippur-Krieg war der Israel nicht der Aggressor) mit Umgang des "neutralen" Deutschlands unter Schröder bei Truppen und Materiallieferungen für den astreinen Angriffskrieg gegen den Irak 2003. Einen Krieg wohlgemerkt den Schröder öffentlich bekämpfte und zu verhindern suchte. Aber US-Basen in Deutschland für Nachschubflüge sperren - nein, das hat Schröder nicht mal versucht.
Frage: warum war 2003 nicht möglich was 1973 noch ging? Oder vielleicht anders gefragt: warum war Brandt bereit im Kalten Krieg einen Konflikt mit den USA (damals Nixon) über Waffenlieferungen an Israel zu suchen, aber nicht Schröder mit den Neocons unter Bush 43 obwohl er Frankreich und Russland (und andere) an seiner Seite wusste?