Ansicht umschalten
Avatar von Anja Böttcher

mehr als 1000 Beiträge seit 24.08.2014

Re: Auch in einer Diktatur wollen Menschen überleben

Ich habe nie bezweifelt, dass Menchen manipulierbar sind.

Aber nach dem Schrecken über die todessüchtige NS-Ideologie bin ich
davon ausgegangen, dass die Bereitschaft sich die Hirnschnecken
frisieren zu lassen, spätestens da aufhört, wo es selbstmörderisch
wird.

Im Westen gab es auch die Stammtischparolen der Kalten Krieger, die
bei einem Bier "Lieber tot als rot!" gröhlten, aber das
überwältigende Gros der Menschen, in Ost wie West, wollte - unter dem
Eindruck der blutrünstigen Vergangenheit - definitiv leben & teilten
diese Sicht mitnichten.

Deshalb: Du magst ja tausendfach den Eindruck gehabt haben, der kalte
Krieg könne heiß werden, aber du hast dir ja anscheinend nicht die
Einstellung selbst zu eigen gemacht, die zum Drücken des roten
Knopfes führt.

Die einzigen, die dem nahe waren, waren, meiner Einschätzung nach
führende US-Amerikaner -- und zwar 1962 John F. Kennedy (den Rückzug
hat bei der Kuba-Krise eindeutig Chruschtschwo angetreten) und 1983
die Reagan-Administration in ihrem Star Wars-Wahn. Nur: Amerikaner
wissen einfach nicht, was Krieg letztendlich bedeutet, weil sie seit
1865 keinen mehr auf eigenem Territorium hatten. Die westdeutsche
Friedensbewegung brachte jedoch damals mehrere hundertausende
Menschen auf die Straße.

Die Martialiker unter den Leitartiklern scheinen sich aber diese
existenzielle Grunderkenntnis ideologisch aus den Hirnwendungen
geputzt zu haben. Und das ist es, was mich fassungslos macht.

Da müsste doch spätestens der eigene Überlebenswille "Stopp!" sagen. 

Bewerten
- +
Ansicht umschalten