Smoothiegefühl89 schrieb am 03.10.2022 10:17:
Ich habe diesen Artikel mit einigem Unbehagen gelesen,
Hmm, warum eigentlich? Naja, gucken wir mal...
nicht nur weil hier auf, mehr oder weniger, subtile Weise nahegelegt wird, dass es eine Art von Fortschritt wäre wenn linke Demonstranten ihre kleinliche Differenzen mit den Verschwörungstheoretikern a la Querdenker beiseite legen würden um sich zusammen im Sinne einer Bewegung des zivilen Ungehorsams zusammen zu finden.
"eine Art von Fortschritt" und "kleinliche Differenzen". Naja, da ist klar, wohin die Reise geht...
Herzerwärmend wenn sich das Volk geeint gegen die verfassungswidrigen Maßnahmen stellt...(wir sind das Volk!)
"Herzerwärmend"? Klar, Protest muss ja "spießig" sein, was anderes kommt dir gar nicht in den Sinn, denn wir sind die Guten™ - und die Guten™ sind natürlich auch die Modernen™.
Als wäre es nicht allgemein bekannt und gut belegt, dass hinter den wahnhaften QAnon-Theoriekloaken letzten Endes nicht nur "tendenziöse" Themen der neuen Rechten sondern auch astreiner Faschismus steckt.
Nein, hinter QAnon stecken zuerst mal Idioten. Dass sich die Rechten das zunutze machen, steht auf einem anderen Blatt. Ob die Clintons Babyblut saufen, weil sie länger leben wollen, interessiert den Nazi nur sehr peripher.
Aber das ist eben auch die Art wie die neue Rechte arbeitet: Relativieren, Grenzen verwischen und ausloten, Bürger, die bisher kaum so etwas wie eine Meinung hatten affizieren, aufhetzen und möglichst viele Anhänger mobilisieren.
Aber klar doch, für "Sudelede" waren die Protestierenden auch nur aufgehetzt vom kapitalistischen Klassenfeind.
Noch wesentlich problematischer ist aber die verquere und doch eingängige, da vermeintlich vernünftige Argumentation als Ganzes, die eloquent vorgetragen wird und die natürlich den ein oder anderen richtigen Punkt an- und auch ausspricht und einige Teilwahrheiten erfasst, aus denen sich dann die Legitimität des ganzen Artikels herleiten soll.
Ganz offensichtlich ist das Ganze aber eine Art billiger Trick: Es gibt einige vermeintlich vernünftige Einsichten, die den Leser "catchen" sollen, aus denen dann auf anfangs eher subtilen, aber krummen Wegen falsche Schlüsse gezogen werden.
Auch die In-Beschlag-Nahme linker Thesen und Gedanken zum Zwecke des Aufbaus eines Scheins der differenzierten politischen Weltsicht ist einfach fadenscheinig und der teilweise versöhnlich-zärtlich-anbiedernde Tonfall, in dem manche Passagen geschrieben sind verursachen bei mir Würgreiz.
Soviel Text für so wenig Sinn, das muss man ernsthaft wollen, das passiert nicht aus Versehen.
...Leider hatte ich den Artikel nicht mehr ausreichend gut im Gedächtnis um genauer ins Detail zu gehen, man verzeihe mir.
Dann solltest du an deinem Kurzzeit-Gedächtnis arbeiten.
Ich fande schon diese AFD -Neologismen sehr nice (Linksfaschismus), aber marketingtechnisch ist das hier natürlich nochmal besser.
Was genau deinen "Würgereiz" verursacht, bleibt überwiegend im Dunkeln, aber du hättest dir eigentlich den ganzen Sermon sparen und gleich schreiben können: Die da demonstrieren, das sind alles Nazis, denn wir sind "Die Guten™" und wer gegen uns ist, ist "Das Böse™".
Da ist allerdings marketingtechnisch noch gewaltig Luft nach oben.