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  • teutolith

mehr als 1000 Beiträge seit 25.03.2014

Mein letzter TP-Beitrag ever

Zum Artikel:

Wenn das die drei Grundirrtümer der deutschen Verteidigungspolitik sein sollen, kann man rückwärts schließen, wie die Autoren sich eine Verteidigungspolitik ohne diese Grundirrtümer vorstellen.

-”Wehrhaft“ - fähig sein, auf eigenem Territorium einen Krieg führen zu können.
- "Resilient" – in einem solchen Krieg funktionsfähig bleiben.
- "Nachhaltig" – in diesem Krieg erfolgreich sein, also siegen.”

Die Autoren machen keinen Unterschied zwischen Angriff und Verteidigung, sie bezeichnen es als “Grundirrtümer”, in der Lage sein zu wollen, sich auf eigenem Boden gegen einen längeren Angriffskrieg erfolgreich verteidigen zu können. Das kann man kaum mißverstehen. Sie wollen eine wehrlose Bundesrepublik, die einem potentiellen Aggressor nichts entgegenzusetzen hätte und gegen diesen nur verlieren könnte.

Die Absurdität ist mit Händen zu greifen. Man stelle sich nur mal für einen Augenblick vor, irgendjemand hier bei TP würde diese Forderungen an die Russen stellen. Das Theater in den Foren möchte man nicht erlebt haben. Schließlich wird hier inzwischen ganz offen der Angriffskrieg auf die Ukraine in typisch prorussischer Anti-Logik als falsch, aber trotzdem notwendig und durch die "existenzielle Bedrohung" Rußlands sowie durch die "Vorgeschichte" begründbar verteidigt, die Ukraine für längst besiegt erklärt und mit reichlich triumphierendem Hohn und Spott zerlegt oder ganz als selbständige Nation vernichtet.

Sollte Rußland nicht auch unfähig sein, sein eigenes Territorium dauerhaft und erfolgreich zu verteidigen? Geschweige denn, Nachbarländer in Herrenmenschenmanier zu überfallen, um sie dem eigenen “Imperium” anzuschließen? Wie kommt irgendjemand, der noch halbwegs bei Verstand ist, auf die Idee, eine Verteidigungspolitik einseitig nur vom eigenen Land zu fordern, die als einzige “Lösung” im Falle eines Konflikts nur noch die sofortige Kapitulation zuläßt!?

Ausgangspunkt für ein alternatives Sicherheitskonzept sollte die Kriegsuntauglichkeit der europäischen Industriegesellschaften sein. D.h., diese Gesellschaften können auf ihrem eigenen Territorium keinen Krieg führen, da er ihre Existenz infrage stellen würde – ob konventionell oder nuklear macht keinen großen Unterschied.
Darüber gab es eigentlich schon Ende der 1980er-Jahre in der deutschen Friedensforschung – Ost wie West – keinen Zweifel. Wir sehen eine düstere Bestätigung gegenwärtig an der Zerstörung der Ukraine, aber auch des städtischen Gaza-Territoriums.
Die Ukraine hat nur deshalb eine vage Überlebenschance, da der vereinte Westen seine ganze Kraft für die militärische Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland einsetzt. Zugleich führt diese "Hilfe" aber zu einem Ausbluten der Ukraine.

Atemberaubende Hirnakrobatik. Die Ukraine blutet nicht aus, weil die Russen sie in einem barbarischen Vernichtungskrieg buchstäblich in Schutt und Asche legen, nein! Sie könnte sich ohne unsere Hilfe nicht verteidigen, in anderen Worten, sie hätte schon längst kapitulieren müssen und wäre jetzt “unzerstörter” Teil des Dritten Russischen Reiches. Es ist also die Hilfe des Westens, die die Ukraine zerstört. Und die “europäischen Industriegesellschaften” - nicht etwa nur Deutschland, sondern die Staaten ganz Westeuropas - sollen sich, wenn es nach den Autoren geht, selbst vorsätzlich genau in so eine Lage bringen, nicht fähig und nicht willens, auch nur einen konventionellen Verteidigungskrieg auf eigenem Boden zu führen.

Die Ukraine kann sich selbst allein nicht ausreichend verteidigen. Sie ist also genau so schwach, wie der Westen nach Meinung der Autoren sein sollte, denn nur das bewahrt nach deren Aussage den Frieden. Wie man am Beispiel der Ukraine seit 2014, spätestens aber seit dem 24.2.22 sehen kann. Die Ukraine würde, wieder laut Autoren, in dem Moment aufhören zu kämpfen, ab dem die westliche Hilfe ausbliebe. Sieht man an anderen Konflikten, in denen sich verschiedene Großmächte nach teilweise zehn Jahren zurückziehen mußten, weil die eigentlich Unterlegenen gar nicht daran dachten, aufzugeben. Aber nein, ohne die westliche Hilfe seit der “Zeitenwende” (also nach dem Beginn der russischen Aggression) wäre die Ukraine unzerstört, denn die Bedrohung durch die Russen ist ja “ideologische Demagogie”. Der Westen hat mit seiner Reaktion auf den russischen Überfall diesen überhaupt erst ausgelöst. Wen interessiert der Zeitpfeil, wenn man ein klares Feindbild hat und seine Dogmen seit Ende der ’80er nicht mehr revidiert.

Um es kurz zu sagen: Die Autoren fordern vom Westen eine Verteidigungspolitik, mit der er darauf warten könnte, das Schicksal der Ukraine zu erleiden. Und TP druckt sowas ab. Da ist nichts mehr zu machen, darüber kann man gar nicht mehr sinnvoll diskutieren.

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Das war mein letzter Beitrag hier, ever. Ich habe mich Ende vergangenen Jahres abgemeldet und wundere mich, daß mein Konto immer noch existiert. Nun gut, konnte ich nochmal Dampf ablassen. Der Grund dafür, daß ich mich vom Acker mache, ist das Verhalten der Moderation. In den letzten Wochen war ich hier mehr gesperrt als nicht gesperrt. Die letzte Sperre von drei Tagen habe ich für “Du lügst, schon wieder” bekommen - das war der ganze Beitrag, vier Worte in all ihrer Pracht. Ich habe daraufhin probehalber eine Anzahl prorussischer Beiträge gemeldet, in denen “du lügst”, “du bist ein Lügner”, “das ist gelogen” usw vorkam. Selbstverständlich ist nicht einer dieser Beiträge gesperrt. Daraus kann ich nur den Schluß ziehen, daß man mich hier nicht mehr zu Wort kommen lassen wird. Von HS, mouse und anderen sieht man auch schon länger nichts mehr. Für mich war es das, unter solchen Bedingungen gibt es keine Diskussion. Schmort mal schön in eurem eigenen Saft, ich bin hier weg. TP ist verloren. Wenn man unbedingt den Weg der Nachdenkseiten und ähnlicher “alternativer Medien” gehen will, ist das eben so.

Alsdann. Fleißig den Beitrag melden, vielleicht hilft das den Moderatoren, mein Konto endlich zu schließen.

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