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  • Kazzenkatt

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Re: Wo sollen die Flüchtlinge demnächst arbeiten?

cogito schrieb am 22.11.2015 20:58:

Selbst wenn sie rasch Deutsch lernen und einen Beruf ausüben könnten, wird es in Zukunft schwierig werden wegen Automatisierung und Digitalisierung. Habe eben bei t-online einen Artikel gefunden, der einen sehr pessimistisch stimmen kann:

Erstmal dürften die Asylbewerberzahlen genutzt werden, um den Mindestlohn in die Ecke zu drängen. Die Gewerkschaften haben den Mindestlohn lange bekämpft - aus Angst, keine besseren Tarife hinzubekommen und sich damit überflüssig zu machen. Einige Arbeitgeber haben ihn bekämpft und viele Lücken in dem Gesetz platziert.
1€-Jobs wurden z.B. von Stadtverwaltungen genutzt, um Planstellen zu ersetzen.

Jetzt kommen dieselben Täter mit den Flüchtlingen als Argument wieder an.

>http://www.t-online.de/wirtschaft/jobs/id_75972684/alptraum-arbeit-4-0-18-millionen-stellen-in-deutschland-sind-bedroht

Der Artikel hat ein paar Fehler im Detail (wer schon mal in Indien hat Software entwickeln lassen kehrte reumütig wieder zurück), aber die Richtung stimmt.
Weder die Politik noch die Gewerkschaften haben ein Konzept um damit umzugehen - also wird das Thema ignoriert, solange es nicht vor der Tür steht. Immerhin: Die derzeitigen Machthaber sind dann nicht mehr in ihren Ämtern...

Dieser Artikel steht in Gegensatz zu der von der Wirtschaft gebetsmühlenartig gemachten Aussage, dass wir dringend Arbeitskräfte brauchen.
Wenn es wirklich so kommen sollte, wird es fürchterliche Verteilungskämpfe um die verbleibenden Arbeitsplätze geben. Gering Qualifizierte sind dann chancenlos.
Keine sehr schönen Aussichten.

Im Gegenteil zu linksradikalen Ideologien ist Intelligenz weitgehend erblich. (Die Forschung streitet eher darum, ob es "nur" 50% oder eher 75% sind.)
Bei entsprechend komplexen Jobs kann nicht jeder "einfach mal so" die entsprechende Qualifikation erwerben.

Jedenfalls wird es dann nicht ohne einen größeren Umbau unseres Gesellschaftssystems gehen. Viele Basisdienste müssen dann jedem zur Verfügung stehen, für Ressourcen muss eine entsprechende Bereitstellung garantiert werden. Ein normales Leben muss damit möglich sein - und mit Extras kann man die Menschen dazu bringen, etwas zu tun. (Viele Menschen können mit sich selbst nichts anfangen und brauchen Beschäftigung...)

Immerhin: Wenn zu viele Leute "chancenlos" sind, helfen sie sich selbst. Dann entsteht eine (viel ineffizientere) Struktur von gegenseitiger Hilfe - wenn du so willst, strukturierte Schwarzarbeit. Gleichzeitig fallen diese Leute ja auch noch als potentielle Kunden weg.
Wenn man das entsprechend organisiert (wie auch immer die Details dann aussehen) hätte man eine Lösung für das Problem.
Kapitalismus kann man das System dann aber nicht mehr nennen. Das Problem beim Übergang werden die Leute sein, die man bis kurz davor als Gewinner des Kapitalismus bezeichnen kann. Und wenn du jetzt mal kurz an autonome Waffensysteme, gesteuert durch KIs, denkst - bevor sie an den Staat übergeben werden, sind sie in der Hand der Hersteller. Derzeit braucht man Soldaten um Waffen einzusetzen. Aber wer hat das Gewaltmonopol, wenn autonome Waffen produziert werden? Noch immer der Staat, oder eher die Hersteller der Waffen? Selbst an den Staat übergebene Waffensysteme können Backdoors haben.

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