Man muß die USA ja auch mal verstehen

Die USA haben ein gigantisches Außenhandelsdefizit ggü. Deutschland, von ca. 63 Mrd. € per annum. Generell sind die deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen sehr eng:

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/10/PD24_N053_51_42.html

Gleichzeitig sind die USA die Schutzmacht Deutschlands, da Deutschland über kein verfünftiges Militär verfügt und schon gar nicht über zweitschlagsfähige Kernwaffen, so wie unsere Nachbarn Frankreich & Großbritannien.

Aus Sicht der USA ist Deutschland eine enorme Obligation, ein gewaltiger Kostenfaktor. Die USA beschützen Deutschland und kaufen außerdem uns einen sehr großen Haufen Güter, meistens Waren ab. Weitaus mehr, als wir in den USA kaufen.

Wichtigstes deutsches Exportgut in die USA ist, noch vor Autos & Maschinen: Pharma. Pillen. Wir verkaufen jede Menge Pillen in die USA. Und jetzt loht ein Blick auf die deutschen Außenhandelsdefizite. Das sind natürlich China, wo alles gekauft wird, Norwegen, wo Öl- und Gas gekauft werden auch noch Rußland aus demselben Grund. ABER Deutschland hat auch ein GEWALTIGES Außenhandelsdefizit ggü einem Staat, auf den niemand kommt: Hey ho and up she rises, he ho and up she rises, drunken sailor Whiskey in the jar. Am 17. März ist St. Patrick's Day. Es ist die Republik Irland. Warum ist das deutsche Außenhandelsdefizit ggü. Irland so gewaltig? Was zur Hölle kaufen wir massenweise aus Irland? Butter, Bier, Branntwein sind es mit Sicherheit nicht.
Wir kaufen Pillen.
Jede Menge Pillen.

Und da kommen wieder die USA ins Spiel. Aufgrund von EU-Vorschriften sind US-Pharmaunternehmen GEZWUNGEN, innerhalb der EU zu produzieren, wenn sie dort gewisse Produkte absetzen wollen. Daraufhin haben diese amerikanischen Unternehmen ihre Pharmaproduktion in die EU, eben nach IRLAND verlegt. Und Deutschland kauft sehr viele Medikamente aus Irland, die natürlich nichts mit der versoffenen Katholikeninsel zu tun haben, sondern samt- und sonders amerikanische Medikamente sind, die amerikanische Unternehmen in der EU, also Irland, produzieren müssen, sonst dürften sie hier nicht verkaufen.
Das Außenhandelsdefizit Deutschlands ggü. Irland liegt bei über 15 Mrd. € p.a. und besteht quasi nur aus Pharma.

Selbst wenn man jetzt sagt, daß diese 15-16 Mrd.€ Defizit, die wir ggü. Irland haben, im Grunde ein Defizit ist, das wir ggü. den USA haben, weil es nun mal amerikanische Unternehmen sind, die in Irland Medikamente produzieren müssen, die wir in Deutschland massenweise kaufen: Selbst wenn man das gelten ließe: So hätten die USA IMMER NOCH ein Außenhandelsdefizit von ca. 48 Mrd. € ggü. Deutschland.

Denn deutsche Produkte sind in den USA weiterhin äußerst beliebt. Obwohl es zahlreiche Handelsbarrieren gibt & viele amerikanische Zölle auf deutsche Produkte: Der Amerikaner kauft sie sehr gerne. Amerikaner lieben Deutschland.

Die bei antideutschen Linken wie extrem Rechten verbreitete Auffassung "alles kommt aus den USA" könnte falscher nicht sein. Wir kaufen in den USA ein paar Kulturprodukte wie Filme und Software, auch noch etwas Mikrolektronik und ein paar Waffen (wobei bei Waffenkäufen völlig andere Regeln als im normalen Impex-Geschäft gelten, Stichwort Kompensationsgeschäfte), landwirtschaftliche Produkte (z.B. kalifornischen Wein), in jüngerer Zeit auch Rohstoffe, z.B. LNG.

Aber das ist nichts im Vergleich zu dem, was Amerikaner bei uns kaufen.

Außerdem hat Deutschland ein Freihandelsabkommen mit Kanada abgeschlossen: CETA. Dies wird bald vollständig implementiert, da fallen alle Zölle. Das wird auch für die USA sehr interessant werden. Da die USA ihrerseits ein Freihandelsabkommen (USMCA) mit Kanada haben. Wenn es durch CETA für US-Amerikaner einfacher wird, deutsche Güter zu kaufen: Wär ja schön. Für uns.

Es bleibt weiterhin aus amerikanischer Sicht das enorme Problem, daß Deutschland so viel in die USA verkauft und gleichzeitig die USA Deutschland teuer schützen. Denn auch wenn Deutschland einen Teil der amerikanischen Schutzkosten immer schon übernommen hat: Es ist beilebibe nicht so, daß Deutschland den Schutz, den es durch amerikanische Soldaten in Deutschland erhält (Die Bundeswehr ist ja mehr so ein schlechter Witz), daß es den auch nur ansatzweise voll bezahlen würde.

Unterm Strich machen wir hier in Deutschland mit den Amerikanern ein hervorragendes Geschäft. Und die Amerikaner wissen das, daß sie im Grunde bei Deutschland draufzahlen. Deswegen poltert & pöbelt ein Trump.

Warum machen das die USA dann?

Wie ich bereits sagte: Amerikaner lieben Deutschland. Sehr viele Amerikaner haben deutsche Vorfahren. Deutsche lieben Amerika (ich ja auch), Amerikaner haben grundsätzlich eine gute Meinung von Deutschland. Eine deutsch-amerikanische Freundschaft mußte nie beschworen werden, sie existiert einfach deswegen, weil so viele Deutsche in die USA ausgewandert sind, sehr viele Deutsche auch heute noch in die USA auswandern. Und umgekehrt immer noch amerikanische Soldaten in Deutschland stehen, sich mit Deutschen verheiraten und so wieder neue deutsch-amerikanische Bindungen entstehen...

Deutsche haben Amerika aufgebaut, Amerikaner sind, insb. nach dem 2. Weltkrieg tief in Deutschland eingedrungen. Das ist also sehr engmaschig vernetzt, auch wenn es nicht immer so offensichtlich ist.

Interwoven, sagt man glaub ich, verstricklieselt. Jaja, so sind Germany-Amerika.

Servus aus der Senfmine