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Avatar von bismi
  • bismi

mehr als 1000 Beiträge seit 02.01.2010

Re: So ist das eben, wenn die Politik Gott spielt.

Nach einer Periode der Misswirtschaft (jahrzehntelanger Sozialismus/Peronismus) kommt erst mal notwendigerweise die Krise. Da wird es vielen noch schlechter gehen als am Ende der Periode der Misswirtschaft [1].
Nach dem Besäufnis kommt der Kater. Die Entziehungskur wird schmerzhaft.

Das ist unvermeidlich. Sollte jetzt ein linker Populist an die Macht kommen und die soziale Lage verbessern, dann nur auf Kosten der Erholung der Wirtschaft und des Erhalts der Kapitalgüter der Produktion. Die Infrastruktur der Produktion würde weiter verfrühstückt, solange bis alles kaputt ist.
Einem Süchtigen kann man auch die Dosis erhöhen, anstatt ihm die schmerzhafte Entziehungskur zu verabreichen. Irgendwann ist er tot.

ZDF & Co. halte ich übrigens nicht für eine verlässliche Informationsquelle.

In einer freien Gesellschaft mit freier Wirtschaft und kulturell, ethnisch homogener Bevölkerung tendieren die Einkommen zur Gleichverteilung. (Man lesen dazu Nima Sanandaji: Debunking Utopia.) Da haben dann so ziemlich alle Sozialgemeinschaften genug Kraft für ihre ehrlichen, nicht parasitären Mitglieder. Außerdem sind die Sozialgemeinschaften ja heterogen. Ein Mensch ist i.d.R. nicht nur Mitglied einer einzigen Sozialgemeinschaft.

Der SozialSTAAT ist ein Symptom des Verfalls einer Gesellschaft. (Man lese dazu John Glubb: The Fate of Empires.)

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[1]
Stellen wir uns eine Insel im Ozean mit 100 Einwohnern vor. Der Einfachheit halber seien Sushi-Rollen deren einziges Konsumgut. Jeden Tag rudern 25 Inselbewohner zum Fischen aufs Meer. Weitere 25 ernten wilden Reis. Weitere 25 verarbeiten den Fisch und den Reis zu schmackhaften Sushi-Rollen. Die verbleibenden 25 schließlich sind tagtäglich für die Instandhaltung der Ruderboote und Fischernetze zuständig. Auf diese Art werden täglich 500 Sushi-Rollen produziert. Das sind 5 Sushi-Rollen am Tag für jeden Inselbewohner, tagein, tagaus.

Doch eines Tages strandet ein keynesianischer Ökonom auf der Insel. Dieser begutachtet die bescheidene Inselwirtschaft und gibt den Inselbewohnern Empfehlungen, wie sie ihren Lebensstandard erhöhen können. Er zeigt ihnen den intakten und noch vollgetankten Außenbordmotor seines Schiffswracks und sie sind fasziniert.

Der Ökonom kann die Inselbewohner zudem überzeugen, dass die Verwendung des Außenbordmotors angeblich eine Umverteilung der Arbeitskräfteressourcen nötig macht. 30 Inselbewohner fahren jetzt mit den Booten zum Fischen raus, von denen eines jetzt den Außenbordmotor hat. Die zahlreicheren Fischer arbeiten jetzt in Schichten mit den gleichen Booten und Netzen. Weitere 30 Inselbewohner ernten Reis. Weitere 30 verarbeiten den Fisch und den Reis zu Sushi-Rollen. Neuerdings durchstreifen 5 Inselbewohner die Insel auf der Suche nach synthetischen Herstellungsmöglichkeiten für Treibstoff und Schmieröl für den Außenbordmotor. Dann bleiben nur noch 5 Inselbewohner für die tägliche Instandhaltung der Ruderboote und Fischernetze übrig. Durch das Zauberwort Außenbordmotor ließen sich die Inselbewohner glauben machen, dass 5 dafür jetzt ausreichend wären. Wir setzen voraus, dass die Inselbewohner für jede der Arbeiten gleichermaßen befähigt sind und die Natur genug Fisch und Reis herzugeben hat.

Man kann übrigens genauso den Fall annehmen, dass Politiker statt eines keynesianischen Ökonomen den Menschen Empfehlungen geben und Vorschriften machen, wie sie ihre Sozialstandards erhöhen, den Sozialismus einführen, die Welt und das Klima retten, Pandemien vermeiden oder ihr Militär aufrüsten können, usw. An faszinierenden wie einschüchternden Zauberworten wird es nicht mangeln. Die im folgenden beschriebenen Effekte werden in all diesen Fällen dieselben sein.

Einige Monate lang halten die Inselbewohner den Ökonom für ein Genie. Jeden Tag werden 606 Sushi-Rollen produziert. Der Konsum eines jeden Inselbewohners erhöht sich von 5 auf 6 Sushi-Rollen einschließlich 6 Sushi-Rollen für den Ökonomen. Man erlebt einen Aufschwung (Boom). Die Inselbewohner glauben, die Produktionserhöhung sei ein Resultat des Außenbordmotors. Die wirkliche Ursache ist, dass einigen Tätigkeiten (Bereichen der Wirtschaft) jetzt mehr (Arbeitskräfte-) Ressourcen zugeführt werden, die anderen Tätigkeiten (Bereichen der Wirtschaft) jetzt vorenthalten werden. Auch ohne Außenbordmotor wären die Sushi-Produktion und der Konsum um 20% gestiegen. Der Außenbordmotor hat genaugenommen nur den Fisch für die 6 Sushi-Rollen erwirtschaftet, die der Ökonom konsumiert. Es wurde der Konsum stimuliert und erhöht.

Doch mit der Zeit schädigt die Reduzierung des Personals der Instandhaltung (von einst 25 auf jetzt 5) der jetzt auch noch mehr genutzten Ruderboote und Fischernetze schließlich zwangsläufig die Produktion. Die Netze und Boote werden löchriger mit der Zeit. Der Fischfang sinkt. Die 30 Fischer kehren nun jeden Tag nicht mehr mit soviel Fisch zurück. Da die Inselbewohner auf ein immer gleiches Reis-Fisch-Verhältnis in den Sushi-Rollen bestehen schlägt der keynesianische Ökonom jetzt vor, dass 2 der Reispflücker und 2 der Sushi-Rollen-Hersteller nun die Fischer unterstützen sollen. Der Ökonom hat gerade genug Arbeiter versetzt, sodass der Fischfang wieder etwas stieg und der von 34 Inselbewohnern gefangene Fisch ein Gleichgewicht bildet mit dem von 28 Inselbewohnern geernteten Reis. Mit diesem Fisch und Reis können die 28 Sushi-Rollen-Hersteller 556 Rollen pro Tag herstellen. So kann jeder ungefähr 5 ½ Rollen pro Tag verbrauchen. Anstatt die nicht nachhaltige Verteilung der (Arbeitskräfte-) Ressourcen zu erkennen und rückgängig zu machen, verstärkt der Ökonom noch die falsche Verteilung der Ressourcen.

Die Inselbewohner sind jetzt etwas besorgt. Als sie den Rat des Ökonomen das erste Mal beherzigten, stieg ihr Konsum von 5 auf 6 Rollen pro Tag. Als der Fischfang sank, gelang es dem Ökonom, die schlimmsten Koordinationsprobleme zu beseitigen, aber der Konsum sank auf 5 ½ Rollen pro Tag. Der Ökonom erinnert daran, dass 5 ½ Rollen immer noch besser als 5 sind.

Da Boote und Netze immer löchriger und bald unbenutzbar werden, entscheiden die 5 Inselbewohner, die in der Instandhaltung arbeiten, irgendwann, der zwangsläufigen Flickschusterei bei der Instandhaltung aller Boote und Netze ein Ende zu bereiten. Eine korrekte Instandhaltung aller Boote und Netze war nur mit 25 Personen möglich. Jetzt hingegen wollen sich die dafür verbliebenen 5 Inselbewohner auf 20% der Boote und Netze konzentrieren, die sie jetzt perfekt in Schuss halten. Anstatt eines allmählichen Produktionsverfalls, der zum Produktionsstillstand geführt hätte, kommt es somit zu einem plötzlichen Produktionseinbruch bis zu einem Punkt, an dem die Produktion nicht weiter verfällt (Gesundschrumpfung). Der ohnehin bereits eingebrochene Aufschwung ist vollends umgeschlagen in eine Krise (Bust).

Um zu ihrer ursprünglichen, tragfähigen Sushi-Rollen-Produktion von 5 Rollen pro Person und Tag zurückzukehren, müssen die Inselbewohner eine Zeit lang (Arbeitskräfte-) Ressourcen in die Korrektur ihrer Wirtschaft investieren anstatt für die direkte Produktion ihres Konsumgutes zu verwenden. Deshalb müssen sie eine Periode der Entbehrung durchmachen, eine Krise/Depression. Die bisherige, falsche, nicht nachhaltige Verteilung der (Arbeitskräfte-) Ressourcen muss rückgängig gemacht werden. Es müssen sich wieder mehr Inselbewohner, zeitweise sogar mehr als ursprünglich, der Boots- und Fischernetzreparatur und vielleicht sogar -neuherstellung widmen.

Die 5 Inselbewohner, die bisher nach synthetischen Herstellungsmöglichkeiten für Treibstoff und Schmieröl gesucht haben, müssen diese Arbeit aufgeben, weil sie für die primitive Investitionsgüterstruktur der Inselbewohner zu keinem Zeitpunkt angemessen war. Die Inselbewohner werden natürlich den Außenbordmotor nicht mehr benutzen, sobald der verbliebene Treibstoff ausgegangen ist.

Während einer Übergangszeit werden einige Inselbewohner arbeitslos sein. Grund: Mit 5 Fischern gibt es bereits genug Leute, um mit den noch nutzbaren Booten und Netzen zu fischen. Mit 5 Reispflückern und 5 Sushi-Rollen-Herstellern gibt es genug Leute, um den jetzt geringen Fischfang zu Sushi-Rollen zu verarbeiten. Beim Reparieren oder gar Neuherstellen von Booten und Netzen arbeiten bereits genug Leute, neben den 5 zuletzt verbliebenen zusätzlich noch weitere 30. Mehr Leute würden hier keinen Nutzen bringen. Wenn wir einmal voraussetzen, dass sich die Inselbewohner nur von Sushi-Rollen ernähren können, dann müssen 50 Inselbewohner vorerst arbeitslos bleiben, obwohl jeder Inselbewohner hungrig ist.

Die Entbehrungen, auch Reallohnsenkungen genannt, resultieren daher, dass mit dem Ergebnis der eingebrochenen Produktion (100 Sushi-Rollen statt ursprünglich 500) nicht nur die derzeitigen Produzenten (5 Fischer + 5 Reispflücker + 5 Sushi-Rollen-Hersteller + 5 Instandhalter) versorgt werden müssen sondern auch die 30 zusätzlichen Boots- und Netzebauer und die 50 Arbeitslosen. Das ergibt 1 Sushi-Rolle pro Person und Tag. Wenn wir voraussetzen, dass die Inselbewohner keinen Kontakt zu anderen Teilen der Welt, also auch nicht zu ausländischen Investoren haben, dann sind diese Entbehrungen die einzige Möglichkeit, aus der Krise herauszukommen. Ohne die Bereitschaft zu diesen Entbehrungen könnten mit den derzeit benutzbaren 20% aller Boote und Netze nur die 20 derzeitigen Produzenten überleben. Für den Fall dass ein Mensch zum Überleben nicht nur 1 sondern mindestens 2 Sushi-Rollen pro Tag benötigte müssten die Sushi-Rollen so verteilt werden, dass 50 Menschen 2 Sushi-Rollen pro Tag erhalten. Die anderen 50 Menschen könnten keine Sushi-Rollen erhalten und könnten nicht überleben. Andernfalls würden alle Inselbewohner sterben. Vergessen wir nicht, dass die Ursache der täuschende, nicht nachhaltige Aufschwung war. Soweit ist es gekommen, weil man den Vorschlag des keynesianischen Ökonomen angenommen hatte.
Aber nicht nur unvernünftiges Handeln von Menschen sondern auch von Menschen unabhängige Ursachen, wie z.B. Naturkatastrophen, können Arbeitsmittel (Kapitalgüter) wie die Boote und Netze zerstören und dieselben Wirkungen haben.

Schlussfolgerung

Menschen benutzen Investitionsgüter (Arbeitsmittel), um ihre Produktivität bei der Umwandlung der Gaben der Natur in Konsumgüter zu erhöhen. Die Produktion hat eine zeitliche Dynamik. Boote und Netze verschleißen bei mangelnder Instandhaltung nicht sofort sondern erst mit der Zeit. Aufgrund dieser Dynamik ist es möglich, den Konsum aller Menschen zeitweilig zu erhöhen aber nur auf Kosten der Bewahrung und/oder Innovation von Investitionsgütern (Boote und Netze), die auf diese Art „konsumiert“ (verfrühstückt) werden. Zu einem bestimmten Zeitpunkt holt dann die Realität die Menschen ein und keine „Stimulierung“ kann mehr einen starken Konsumeinbruch verhindern.

Die Einschränkung zugunsten der Arbeitslosen und zusätzlichen Arbeiter in der Neuherstellung sind reale Ersparnisse. Davon bringen nur jene einen Nutzen für die Zukunft, die für die zusätzlichen Arbeiter investiert werden. Diese werden Investitionen genannt. Ohne diese Investitionen ist es unmöglich, aus der Krise herauszukommen. Die Einschränkungen zugunsten der Arbeitslosen sind keine Investition sondern Sozialausgaben und bringen für den zukünftigen Pro-Kopf-Konsum keinen Nutzen.

Nicht Konsum-Stimulierung sondern das Gegenteil, reale Ersparnisse, also Konsumverzicht sind nötig, um eine Wirtschaft aus einer Krise herauszuholen und/oder weiterzuentwickeln.

Die Sushi-Geschichte demonstriert die wesentlichen Charakteristiken eines Konjunkturzyklus. Nach dem ersten Vorschlag des Ökonomen fühlten sich die Inselbewohner reicher. Sie vermuteten keine Wirtschaftsstruktur, die nicht nachhaltig gewesen wäre. Und wenn sie es doch sahen, haben sie sich täuschen lassen durch die Behauptung, allein der Außenbordmotor würde einen wirtschaftlichen Aufschwung bringen. Das ist analog zur Argumentation der „New Economy“ während der Dot-Com-Blase oder analog zum Vertrauen in neue Finanzinstrumente während der Subprime-Immobilienblase. Jeder Aufschwung hat seine Ausreden, warum es „diesmal anders ist“.

In der Sushi-Wirtschaft war der anfängliche Aufschwung eine Illusion. Obwohl es Vorteile durch die neue Technologie gab, wurde der Hauptteil des Extrakonsums durch das Verfrühstücken von Kapital, von Investitionsgütern ermöglicht. Man ließ zu, dass Boote und Netze verfielen.

Auszug aus dem „Sushi-Artikel“
"The Importance of Capital Theory"
https://mises.org/mises-daily/importance-capital-theory
mit eigenen Anpassungen und Ergänzungen

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