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Avatar von /Rak
  • /Rak

mehr als 1000 Beiträge seit 26.10.2001

Was genau hindert denn Frauen sich eine Kamera zu schnappen...

... damit zu üben, irgendwelche hobbyfilme zu drehen neben der Schule und sich nach dem Abi bei hinreichendem Talent an einer Filmakademie zu bewerben und eine Karriere als Kamerafrau anzustreben?

Richtig - eigentlich nichts mehr wirklich.

Gut, die Kamera ist natürlich auch oft eine körperliche Belastung, so ein Ding wiegt ein paar Kilo als Steadycam (da kommen schon mal 15kg oder 20kg zusammen), da braucht es nicht nur Ausdauer, sondern auch eine gewisse Kraft um das Ding auch mal 10h oder 12h oder mehr bei einem Dreh bewegen und bedienen zu können. Und auch auf dem Weg zu einem Dreh muss man oft Kisten und sonstige Ausrüstung mit schleppen.Das liegt natürlich nicht jedem, das ist auch oft harte, körperliche Arbeit.
Dazu kommen oft noch Arbeitszeiten, die alles andere als sozialverträglich sind, da man z.B. während irgendwelcher Veranstaltungen als Kamerafrau arbeiten muss, die dann am Wochenende statt finden. Einfach mal eine Pause machen und eine Rauchen gehen ist auch nicht drin dann - da muss man dann schon die 3h oder 4h am Stück durcharbeiten während der Veranstaltung. Und bei einem Filmdreh muss man auch mal mitten in der Nacht arbeiten oder in strömendem Regen bei Eiseskälte usw.
Liegt natürlich nicht jeder Frau (und natürlich auch nicht jedem Mann).

Ähnlich ist das bei Regisseuren:innen:xs_d:s. Die haben zwar keine 15kg Kamera auf der Schulter - aber auch das ist in weiten Teilen ein ziemlich stressiger Vollzeitjob, mal eben von 9 bis 5 arbeiten ist da nicht drin. Vor allem bei kleineren Produktionen (ohne viele Assistenten usw.) ist das ein Job, der auch jeden Tag vom Aufstehen in aller Frühe bis spät in die Nacht gehen kann, mit ziemlich viel Stress und Veranwtortung. Einfach weil bei einem Drehtag auch ziemlich viel Geld im Spiel ist und mal eben einfach drei oder vier Tage länger drehen nicht drin ist.
So was liegt auch nicht jedem. Aber auch hier hält interresierte Frauen niemand mehr davon ab z.B. schon in der Schüler-TheaterAG mit zu machen und dort auch mal die Regie zu übernehmen irgendwann.Oder sich sonst wie in diesem Bereich bisschen weiter zu bilden. Um dann irgendwann nach dem Abi auf eine Filmhochschule zu gehen.

Denn im Großen und Ganzen haben Frauen heute sogar bessere Chancen als Männer, wenn sie sich an einer Filmakademie bewerben. Da gibt es nicht nur eine direkte Bevorzugung von Frauen bei gleicher Qualifikation und Eignung - es gibt auch spezielle Frauenförderprogramme und so weiter.

Aber es gibt eben auch das Problem, das auch die Klärwerktaucher haben:
Die hätten sicher sehr gerne auch mehr weibliche Taucherinnen und ein gemischtes Team - allein es bewerben sich einfach zu wenige geeignete Frauen für diesen Job. Und nicht anders ist es an Filmhochschulen auch. Da bewerben sich eben nur 40% Frauen (und damit 60% Männer.. ) - und nur 1/4 der Frauen schließt dann überhaupt das begonnene Studium auch ab und arbeitet irgendwann in der Filmbranche. Ein guter Teil der Frauen schmeißt schon im ersten Jahr hin (das im Prinzip auch eine Art Ingenieurstudium mit E-Technik, Physik und Mathe usw ist.. ) Während bei den Männern nur ein kleiner Teil abbricht, die haben oft genug sehr hart dafür gekämpft an die Hochschule zu kommen und die hängen sich da auch im Studium oft richtig rein - zumal das meist kein billiger Spaß ist, manche Ausbildungen an privaten Hochschulen kosten da schon mal 20 000€ oder so..

Das wiederum ist auch ein Grund warum "Arbeiterkinder" selten in der Filmbranche sind - da hatten die Eltern meist keine Kamera oder vergleichbares, mit dem die Kinder sich schon früh vertraut machen konnten, da ist in der Familie oft ein etwas bildungsfernerer Hintergrund vorhanden (und im TV läuft eher Sat1 und RTL statt Arte oder 3Sat) - und der Nachwuchs kriegt zum Geburtstag auch nict mal eben eine Kamera geschenkt, weil da kein Geld vorhanden ist dafür. Und für ein Studium an der privaten Hochschule erst recht nicht.
Aber das hat alles nichts mit Frauen zu tun, die keine Lust haben sich an einer Filmhochschule einzuschreiben um einen auch sehr technischen Beruf zu erlernen.
Womit das Thema "Arbeiterkinder" wieder ein ganz anderes Thema ist.

Das hat hier in diesem Zusammenhang dann höchstens noch was mit jenen Frauen zu tun, die gern über die Quote mehr von den Futternäpfen der Filmförderung abgreifen würden - und die dann Frauen aus der Arbeiterklasse als Strohmänninargument vor schieben...

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