"Die Konkurrenz ist der vollkommenste Ausdruck des in der modernen bürgerlichen Gesellschaft herrschenden Kriegs "Aller gegen Alle." Dieser Krieg, ein Krieg um das Leben, um die Existenz, um alles, also auch im Notfalle ein Krieg auf Leben und Tod, besteht nicht nur zwischen den verschiedenen Klassen der Gesellschaft, sondern auch zwischen den einzelnen Mitgliedern dieser Klassen; jeder ist dem andern im Wege, und jeder sucht daher auch alle, die ihm im Wege sind, zu verdrängen und sich an ihre Stelle zu setzen. Die Arbeiter konkurrieren unter sich, wie die Bourgeois unter sich konkurrieren.“ (Friedrich Engels in "Die arbeitenden Klassen in England" MEW 2, S. 306)
Engels beschreibt hier ein Verhalten, das durch das Prinzip der Profitmaximierung entsteht. Wenn nämlich beim Kauf der niedrigste und beim Verkauf der höchste Preis über Gewinn und Verlust entscheidet, konkurrieren Käufer mit Käufern, den Wert einer Ware zu minimieren und Verkäufer mit Verkäufern um den höchsten erzielbaren Verkaufspreis.
Das Konkurrenzverhalten von Konsumenten hat unterschiedliche Facetten: von kühl kalkulierenden Schäppchenjägern über das „Schlachtgetümmel“ im Schlussverkauf bis zu fingerfertigen Taschendieben, Einbrecherbanden zu Lande und Piraten zur See.
Das Konkurrenzverhalten von Investoren setzt vor allem auf staatliche und rechtliche Maßnahmen, bedient sich mafiöser Machtstrukturen, geheimdienstlicher Spionage- und Gewaltmethoden, sowie direkter militärischer Raubzüge. In diesem Zusammenhang sind auch die imperialistischen Strategien der Großmächte einzuordnen, durch Militärbündnisse und die Inszenierung von Bürgerkriegen (Irak, Ukraine, Syrien) ökonomische Vorteile zu erzielen.
Eine weitere Quelle, maximale Profite zu erzielen, sind Finanz-und Wirtschaftskrisen, in denen marode Unternehmen oder ihre Lagerbestände aus der Konkursmasse fast zum Nulltarif zu haben sind.
Konkurrenzverhalten wird ja schon früh und intensiv in den staatlichen Bildungsinstitutionen abverlangt und eingeübt. Wer nicht mitkommt, neigt zu Depressionen, Aggressionen, Drogenkonsum und Verweigerung, oft der Einstieg in kriminelle Karrieren.
Gewalt in Rede und Tat, Verwahrlosung und Vandalismus sind auf dem Vormarsch.
Das Prinzip der Profitmaximierung führt zwangsläufig zu einer Spaltung der Gesellschaft, weil die wertmäßige Minimierung auf der einen die wertmäßige Maximierung auf der andern Seite zur Folge hat. Mit anderen Worten: jede Wertschöpfung wird durch eine Wertminderung erkauft, jeder Sieg kann nur durch eine Niederlage errungen werden.
Um die Bevölkerung an das Konkurrenzprinzip von Sieg und Niederlage zu gewöhnen, werden massenhaft Wettbewerbe inszeniert, die Siege als das natürliche Resultat persönlicher Leistungen darstellen. Mit dieser Ideologie („The winner takes it all“) wird dem kapitalistischen System, das auf Macht und Besitz gründet, der Schein eines individuellen Wettbewerbs angedichtet. Außerdem die Propaganda, dass Gesellschaft sich durch Leistungen definiere, sodass der Mensch sich seinen Wert erst „verdienen“ müsse.
Unter den Konkurrenzbedingungen der kapitalistischen Ökonomie heißt das: Jeder wünscht jedem anderen den Untergang auf dem Markt, um sich durch ihren eigenen Warenbesitz im allgemeinen Tauschverhältnis zu erhalten und zu bereichern. Dieser Prozess, wodurch ein wirkliches Verhältnis notwendig unwirklich wird, muss sich in sein Gegenteil verkehren, um existieren zu können.
Mit diesem Paradoxon im Gepäck stürzt sich die Bürgerliche Gesellschaft in den geistigen Wahnsinn von Egomanie und technisch rationaler Sinnentleerung und lehrt ihre Konkurrenten in zahllosen Kolonial- und anderen Kriegen das Fürchten.
„Was anders wäre, wird gleichgemacht. ... Die Abstraktion, das Werkzeug der Aufklärung, verhält sich zu ihren Objekten wie das Schicksal, dessen Begriff sie ausmerzt: als Liquidation.“ (Horkheimer/Adorno, Dialektik der Aufklärung – Philosophische Fragmente, Frankfurt a. M. 2002, S. 18 f.)
Inzwischen wird im globalen Maßstab deutlich, dass das konkurrente Mörderspiel nicht mehr nur den Preis der Löhne und Reproduktionskosten der Arbeitskraft mindert, sondern den Wert des Lebens überhaupt.
Dazu zählt die Klimakatastrophe, das Artensterben in der Natur, die Verschmutzung und Vergiftung von Wasser und Luft, kulturelle Kahlschläge, marode Infrastrukturen, Migrationen, Hunger und Krankheiten durch Kriege und katastrophale Lebensbedingungen.
In der Konkurrenz vollzieht sich die Isolation der Menschen von ihrer Lebenstätigkeit, die mit der Verwirklichung des Einen die Entwirklichung des Andern betreibt, das Getrennte gegeneinander ausspielt und einander fremd macht. (Genese der Fremdenfeindlichkeit)
Dabei ist zu beobachten, dass die besonders entmutigten Verlierer des Konkurrenzspiels ihren Selbstwert nur noch als Bürger eines Staates aufpolieren und nationalistischen Ideologien verfallen (Volksgemeinschaft), während dem religiösen Fanatismus selbst diese Kompensationsmöglichkeit vielfach genommen wurde. So kämpft man um den eigenen Wert, obwohl man ihn im allgemeinen Verhältnis nur erhalten kann, wenn man ihn reduziert.
„… Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger…“
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