Seit Jahrzehnten predige ich in verschiedenen Foren und im Privaten, dass Deutschland zunehmend schneller gegen die Wand fährt. Längst scheinen verschiedene Punkte ohne Wiederkehr passiert, und noch immer wird gewählt und gewaltet, als sei nichts gewesen.
Deutschland ist heute durch eine strukturelle Reformunwilligkeit gekennzeichnet, die viel mit der immer älteren Bevölkerung zu tun hat. Jedes Argument gegen Reformen und Gestaltungen wird zelebriert, Argumente dafür gehen in den Reisswolf. Datenschutzargumente und Umweltschutz etwa lassen sich unfassbar gut missbrauchen.
Diese immer ältere Bevölkerung versteht die Herausforderungen junger Menschen und junger Familien immer weniger. Es ist kein Zufall, dass man in Deutschland diese restriktive und sehr einseitige seniorenzentrierte Coronapolitik hatte. Die Verbote und Schikanen bei der Freizeitgestaltung im Freien oder die vollkommene Abwesenheit der Berücksichtigung der schulischen und sozialen Entwicklung von Kindern sprechen eine deutliche Sprache. Alle Warnzeichen wurden ignoriert, bevor die Folgen drastisch waren. In den meisten anderen Ländern gab es ganz andere Abwägungen, mit anderen politischen Konsequenzen, insbesondere nach der Impfung der meisten Alten und Kranken.
Tatsächlich sind die Herausforderungen der Bevölkerungspolitik gigantisch. Der Unwille und die Unfähigkeit, junge Frauen Familie und Beruf vereinbaren zu lassen, währt ungebrochen. Betreuungseinrichtungen gelten vielerorts nach wie vor als nice to have, und einschlägige Gesetzesbrüche werden hingenommen. Auch die Versorgung junger Familien mit Wohnraum tritt stets zurück hinter dem Recht von Senioren, in ihren geräumigen kommunalen Wohnungen - die sie einst erhielten, als sie ihrerseits KInder erzogen - bleiben zu dürfen. So braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Fertilitätsraten niedrig sind.
In dem Umfang, wie die Überalterung noch als Problem aufgefasst wird, setzt man auf eine Einwanderung als alleiniges Medikament, allerdings auf Einwanderung der Falschen. Unzweckmässige Werte und Mentalitäten, aber ganz sicher auch Bildungsniveaus grosser Einwanderungsgruppen tragen nicht zur Erhöhung der Reformgeschwindigkeiten bei. Im Gegenteil scheint die Versorgungsmentalität und Ablehnung persönlicher Verantwortlichkeit der Gesellschaft zu steigen, auch unter benachbarten Deutschen. Ich sehe den Berliner Mietwohnungsentscheid auch als Ausdruck dieser Entwicklung. Politik, die die Haltungen der genannten Einwanderungsgruppen relativiert und mit anderen Überlegungen abwägt, scheint in den Grossstädten und Stadtstaaten immer weniger Zukunft zu haben. Hier ist längst eine Entwicklung am Rollen, vor der man weithin die Augen verschliesst.
Meiner Meinung nach erfasst die breite Mehrheit der Wähler und der Politik nicht, oder vielleicht sogar immer weniger, dass Deutschland in der Digitalisierung und Entwicklung des öffentlichen Sektors ganz allgemein nicht nur abgehängt ist, sondern auch eine niedrigere Entwicklungsgeschwindigkeit hat, als die Länder, mit denen wir und traditionionell (noch) vergleichen.
Und machen wir uns nichts vor - im Finanzsektor beispielsweise kommt der relative Niedergang Deutschlands von ganz gleichen Ursachen. Er äussert sich als veraltede IT, mangelhafte Kontrolle dynamischer, aber sensibler Bereiche und verpassten Geschäftsmöglichkeiten. Auch die Innovationskraft der Wirtschaft siecht.
Ein immer grösserer Anteil der Arbeitskräfte hat sich längst auf eine ruhige Schlussphase des Arbeitslebens eingestellt. "Die jungen" - welche? - "sollen die notwendigen Kämpfe austragen".
Mit all diesen anhaltenden oder sich gar verschärfenden Entwicklungen steht Deutschland immer mehr als ein Land ohne Zukunft da. Reformstau und Steuerdruck können wegen der Versorgungsbürde, den immer unzweckmässigeren, tradierten Lösungen und der Versorgungsmentalität nur zunehmen.
Klar, dass das junge Talente weder anlockt noch im Land hält.
P.S: Die Behauptung, dass die deutsche Sprache, die behördliche Mentalität um die deutsche Sprache oder mangelhafte Kenntnisse der englischen Sprache massgeblich für die mangelnde Attraktivität Deutschlands sind, halte ich für vorgeschoben. Auch Deutsch kann man lernen, wenn man will. Und Englischkenntnisse in Deutschland sind auch nicht schlechter, als in vielen anderen Ländern, in denen Englisch keine Landessprache ist. Deutsche sind sogar relativ tolerant gegenüber schlechtem Deutsch.