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837 Beiträge seit 15.01.2005

Nichts gegen Sinus

Sehr guter Artikel, weil er trotzdem die konzeptionellen Stärken und
Schwächen verschiedener Ansätze nebeneinanderstellt. 

Richtig: Sinus ist in der Soziographie genau das was Klischee in der
Literaturwissenschaft ist, eine Tautologie. Es existiert, weil man es
täglich beobachtet und es wird nur beobachtet, weil man schon weiss,
dass es existiert. 

Tatsache ist bei beiden, dass es in der grossen Masse der Fälle
funktioniert. Es ist in der Regel richtig, seine Entscheidungen
darauf aufzubauen.

Sinus ist insofern nicht Wissenschaft, sondern Technik: Tools
schaffen, etwas herstellen, mit dem man arbeiten kann. Für die
Werbung eben: wer kauft was warum? Das funktioniert schon, wenn
parallel die Medien ihre Kundschaft genau nach demselben System
differenzieren. Um mehr gehts dabei garnicht. 

Die andere Frage ist natürlich, die Differenzierung der Gesellschaft
in Habende und Nichthabende, Mächtige und Ohnmächtige, Wissende und
Unwissende, wissenschaftlich richtig zu beschreiben. Zurück zur
Schichtenpyramide und Malthus ist da sicher keine Lösung. Erst recht
nicht, weil es ja um die Frage "Was tun" handelt, zu Marx oder
Erhard. 

Wenn man es beschreiben könnte, hätte man vielleicht zumindest
Ansätze zur Frage "Was tun?". Hoffentlich stösst der Artikel die
Leute, die auf diesen Gebieten forschen zumindest mal an. 

Zwei widersprüchliche Trends lese ich da heraus: 

1: Die Individualisierung, die die Bevölkerung in so kleine
Einzelteile zerlegt haben könnte, dass man ihre Struktur nicht mehr
darstellbar erfassen könnte. 

2. Die Kriseneffekte, die es nahelegen, wieder große Gruppen nach
ihren wirtschaftlichenMachtverhältnissen zusammenzufassen, statt sie
wie bei Sinus durch Lifestyle-Merkmale (innerhalb der Kordinaten Geld
und Werte) immer weiter zu differenzieren. 

Das sind doch schon mal spannende Denkansätze. 

kidgforce 
ct


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