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  • Feuerwurst

567 Beiträge seit 21.11.2020

Ökokapitalismus ist ein Oxymoron

Das kann es gar nicht geben, weil Kapitalismus immer auf Wachstumszwang weil Schuldgeld beruht. Es muss also nach wie vor weiter mehr konsumiert, mehr produziert und mehr gehandelt werden. Allein, was die Digitalisierung mit ihren Serverparks und ständig laufenden Rechnern und Smartphones an Energie wegfrisst - und das ist ja erst der Anfang. Da können wir noch so viel Tofu fressen und Batterieauto fahren, es ändert nichts an der Tatsache, dass wir mehr verbrauchen als Mutter Natur uns geben kann, ohne uns letztendlich durch schlichte Anpassung wegmachen zu müssen.

Das einzige, was wir durch die Fixierung auf Technologie erreichen werden, ist dass wir, von Apps und Algorithmen beherrscht und auf bestimmte Regionen der Erde begrenzt, in gigantischen urbanen Käfigen gehalten werden. Da lebt man dann im Schuhkarton (wie jetzt schon in China), morgens vermittelt einem die App erstmal die gemessenen Daten der Nacht, teilt einem mit, wie viel Zeit man heute auf dem Laufband verbringen sollte, welche Sorte Salat man essen sollte, etc. Freiheit wird es keine mehr geben, Natur auch nur noch im Käfig unter künstlichem Licht. Wenn es das ist, was wir wollen, bitte.

Wenn wir wirklich aus der Nummer rauskommen wollen, müssen wir den Kapitalismus aufheben (Hegel), aber das wird niemals funktionieren, wenn es von oben herab geschehen soll, weil der Kapitalismus selbst nichts weiter als Ausdruck der pathologischen Pyramidenstruktur der Zivilisation ist. Meines Erachtens ist die menschliche Zivilisation selbst das Problem, die hierarchische Machtstruktur. Dazu gehören aber drei: diejenigen, welche Macht über andere ausüben wollen, diejenigen, welche Macht über sich ausgeübt haben wollen (das sind die meisten), und diejenigen, die meinen gegen die Macht anzukämpfen, sie damit aber nur in ihrer Position bestärken (das sind praktisch alle Oppositionsbewegungen á la Gelbwesten, Occupy, Fridays for Future, Querdenker etc.).

Im Grunde genommen ist es ein spirituelles und evolutives Problem der Spezies Mensch und weniger ein rechtliches, wirtschaftliches, politisches oder technologisches Problem. Es ist eine Frage der inneren Einstellung und Entwicklung jedes Einzelnen. Evolution findet immer auf Ebene des Individuums statt, nicht auf Ebene der Macht. Es mag erstmal albern klingen, aber es bräuchte eigentlich eine Bewegung, in der sich Menschen gegenseitig unterstützen, ihre eigene emotionale Traumatisierung aus der Kindheit - die jeder von uns hat, wirklich jeder, der eine mehr, der andere weniger - zu überwinden, denn der gesamte Waren- und Konsumfetisch des Kapitalismus mit seiner Werbeindustrie basiert darauf, diese Traumatisierung für Profit auszunutzen. Es handelt sich dabei um nichts anderes als Sucht. Aber es gibt ja Wege und Mittel, die helfen können:

https://www.youtube.com/watch?v=ZdO-Nyk4-jU&list=PLZYp5JKc68UHoW_pGhXkFyJtm7uX_dzxx&index=42

Dabei ist Profit nur das Anwachsen einer abstrakten magischen Nummer, denn mehr ist Geld erst einmal nicht.

Erst wenn man sich derart von sich selbst befreien kann, kann man auch wirklich auf die Gesellschaft verzichten - muss man sogar, weil man dann plötzlich nicht mehr darüber hinwegsehen kann, wie sie einem permanent Energie und Seele raubt wie ein hungriger, kranker Vampir. Dann macht Konsum plötzlich keinen Sinn mehr, ebenso wenig Arbeit, um Konsum zu finanzieren. Man wird sich völlig neu arrangieren müssen, um innerhalb dieser kranken Gesellschaft gesund bleiben zu können.

Dann ändert sich die innere Einstellung und es lassen sich, ganz individuell, andere Wege finden, seine Zeit und Seele nicht mehr zu verschwenden, sondern zu entdecken und zu nutzen und damit auch nützlich zu werden. Gartenarbeit, Kochen, soziales Beisammensein, Lernen, Erkenntnis, Kreativität - das sind alles Dinge, die für sich genommen eine tiefe Befriedigung bieten, während die kapitalistische Gesellschaft nur kurz dosierte Ablenkung vom meist vergessenen, inneren Schmerz bietet. Im Endeffekt können sich Menschen mit wirklichem Zugang zu sich selbst gar nicht dieser Gesellschaft widmen ohne das kalte Kotzen zu kriegen.

Aber wie gesagt, wenn die Menschen sich nicht jeder für sich vom Kapitalismus abwenden, dann ist es völliger Wumpenlutz, was wir machen, es wird nicht funktionieren. Jedenfalls nicht in unserem Sinne.

Die Debatte findet meines Erachtens auf einer völlig falschen Ebene statt. Die Politik oder Gesetze können und sollten uns gleichgültig sein, es geht einzig und allein um einen alternativen Weg, den wir gemeinsam jeder für sich aus diesem Schlamassel gehen können. Was interessieren uns die Kaputten, die am Kapitalismus kleben wie die Fliegen an der Scheiße und sich einreden, Klima retten und Konsum, das geht, wenn wir nur das richtige konsumieren? Nein, es geht darum, statt zu konsumieren wieder wirklich zu erleben, statt zu funktionieren wieder wirklich zu leben, statt um Status und Erfolg geht es um Liebe (auf wenn das ein abgedroschenes Wort ist) und Gemeinschaft. CO2-Ausstoß und Energieverbrauch gehen dann ganz von alleine runter, so wie sie auch als Nebeneffekt unserer Psychopathologie Mensch hochgegangen sind.

Nennt mich Hippie, aber es gibt überhaupt keinen Grund, bei dieser Gesellschaft mitzumachen, sofern es sich vermeiden lässt. Also so wenig wie möglich, so viel wie leider nötig. Das muss jeder selber für sich herausfinden.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (01.05.2021 11:50).

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