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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

magisches Denken

Ein schillernder Text, der nicht wirklich sagt, wo der Autor steht. Der Begriff 'ökologischer Kapitalismus' ist eine contradictio in adjecto. So etwas kann es per definitionem nicht geben weil, wie auch der Autor explizit weiss, ein Wirtschaftssystem, dass auf ewigem Wachstum beruht, darauf angewiesen ist, nicht Ökologie-kompatibel sein kann.

Nowak beklagt, wohl ganz immergiert in die aktuelle Corona-bezogene Diskussion, eine Depotenzierung der Legislative, die durch die juristisch letztinstanzliche Festlegung politischer Leitlinien eintrete. Er legt damit einen hypertrophen Freiheitsbegriff bloss, der unterstellt, menschliches Handeln, mithin politisches, sei voraussetzungsfrei, ungebunden, ein 'anything goes'. Damit legt er sein totales Unverständnis für ökologisch bedingte Zwänge, ja für Ökologie überhaupt bloss.

Auf einer banaleren Ebene; er unterstellt einem bürgerlichen Parlament eine virtuelle Handlungsmacht, die es selbstverständlich nie hatte, was auch Nowak selbst klar ist. Bürgerliche Institutionen handeln bürgerlich, kürzlich bestätigt im Karlsruher Mietgesetzurteil, nicht in der formal korrekt begründeten Hauptsache, sondern in der Bermerkung, Fragen dazu seien qua Mietpreisbremse-Gesetz "abschliessend geregelt".
Wenn die Interessen des Bürgertums tangiert sind, wird gemauert.

Der Versuch Nowaks, die Klimaproblematik in den Sumpf ideologischer Auseinandersetzung zu ziehen, ist ein törichter. Da geht es um unbestreitbare Fakten, die von links bis rechts als solche anerkannt werden müssen. Wer das nicht tut, entfernt sich von der erkennbaren Realität und kann nicht mehr ernstgenommen werden. Das ist natürlich auch Nowak bewusst. Daher versucht er die faktische Adäquatheit des Karlsruher Urteils mit Hinweis auf etwaige technische Fortschritte in Zweifel zu ziehen, ein Unsinn, wie ihm selbst bewusst sein sollte. Der Kapitalismus hat die Fähigkeit, jede primär noch so sinnvolle Innovation z. B. via Überskalierung und Rebound-Effekt zu pervertieren.

Auch der Schlusshinweis auf einen 'Kommunismus ohne Wachstum' beweist nur, dass die kommunistischen Wirtschaftsweisen grundsätzlich im selben Spital krank sind wie die kapitalistischen. Und wie beim Kapitalismus ist diese Krankheit unheilbar. Die überkommenen Systeme sind allesamt untauglich. Es braucht neue, in denen es qua Design nicht möglich ist unbeschränkt zu wachsen. Anzusetzen ist daher am Konzept Geld. Aber das ist eine andere Geschichte.

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