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  • Sinerider

mehr als 1000 Beiträge seit 13.11.2020

Re: Zyklen

Ratsdelftspucker schrieb am 09.12.2022 18:05:

"...Eine vorausschauende Politik würde aber versuchen, einen wirklich schweren Einbruch durch eine ausgeprägt antizyklische Politik zu verhindern..."
Eine Binsenweisheit. Denn von welchem "Zyklus" reden wir? Ist der "normale" Wirtschaftszyklus von 7 Jahren, den schon die Regierungen seit Keynes versucht haben, zu bekämpfen? Oder gar doch ein "Kondratieff"?
Vielleicht ist dieser angenommene Zyklus überhaupt nicht mehr "zyklisch" zu erfassen, sondern er bezeichnet einen Endpunkt, der mit den Mittel der kapitalistischen Logik nicht mehr "bekämpfbar" ist. Herr Flassbeck lebt noch in der alten - wenn auch sicher nicht ganz falschen - Welt einer sozialen Marktwirtschaft, die jedoch inzwischen durch ökonomisch-politische Strukturen jenseits aller wirklichen Beeinflussbarkeit ersetzt wurde.
Was fehlt, ist ein Ansatz zur Überwindung dieser Strukturen, man kann auch platt sagen: zur Überwindung des kapitalistischen Systems.

Zunächst mal zu den Definitionen: Unter Kapitalismus versteht man das private Eigentum an allen oder dem überwiegenden Teil der Produktionsmittel in einer Volkswirtschaft. Dem entsprechend ist Sozialismus definiert als das staatliche Eigentum an allen oder dem überwiegenden Teil der Produktionsmittel. So wird das in den Wirtschaftsfächern in Deutschland an Schulen und Unis gelehrt.

Soziale Marktwirtschaft ist im Kapitalismus =immer= die Realform des Modells der Freien Marktwirtschaft. Wobei dieser Begriff erst durch Müller-Armack geprägt wurde. Die Soziale Marktwirtschaft hat eine große Bandbreite um ausgeprägt zu werden.

Daraus ergibt sich für deinen Vorhalt: Überwindung des kapitalistischen Systems heißt dann alternativlos Sozialismus. Das hat sich in der Praxis nicht bewährt und ich unterstelle auch dir mal dass du das nicht willst.

Also bleibt übrig die Soziale Marktwirtschaft anders zu gestalten.

In den hoch entwickelten Industrieländer gibt es auch keine Wirtschaftszyklen mehr. Was wir da ab und zu erleben sind Schocks. Die haben mit den Konjunkturschwankungen der neoklassischen VWL nichts zu tun. Damit muss man sich auch von der antizyklischen Finanzpolitik verabschieden: Es gibt keine so guten Zeiten mehr, dass dadurch die Staatsverschuldung abgebaut werden könnte. Deutschland hatte da mal ein paar Jahre gut reden mit dem Wirtschaftswachstumsmodell Leistungsbilanzüberschüsse.

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