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  • Adrian_E

mehr als 1000 Beiträge seit 27.11.2016

Realitätsverleugnung, nun bezüglich polnischer Kernkraftwerke

Die deutsche Energiewende, die zu einer Kombination aus sehr hohen Treibhausgas-Emissionen (viel Kohle), hohen Energiepreisen und fragwürdiger Versorgungssicherheit geführt hat, ist offensichtlich gescheitert. Aber ihre Anhänger steigern sich immer verbissener ins Schönreden. Zum Repertoire dieser Verleugnung der Realität gehört nun offensichtlich auch das Leugnen der nuklearen Renaissance, die international zu beobachten ist und die von vielen angesichts der Herausforderungen zum Vermeiden von Treibhausgas-Emissionen auch als unbedingt notwendig erachtet wird.

Die Kernkraftwerk-Projekte in Polen sind weit fortgeschritten, und angesichts der sehr hohen polnischen Emissionen (Polen ist eines der wenigen europäischen Länder, das sogar noch höhere Emissionen pro Kopf hat als das Versagerland Deutschland) sind diese aus ökologischen Gründen aus sehr wichtig.

Dass diese weit fortgeschrittenen Projekte in Polen gestoppt werden und Polen wie heute mit Kohle weitermacht, damit das simple Weltbild der deutschen Energiewende-Ideologen nicht ganz zerstört wird, ist sehr unwahrscheinlich.

Wie wird die Situation Anfang der 2030er Jahre voraussichtlich aussehen? Nicht nur in Polen, sondern auch in Tschechien, Rumänien und im Baltikum werden neue Kernkraftwerke entweder bereits im Betrieb sein oder bald fertiggestellt sein, auch Frankreich und Großbritannien werden nach längerer Pause wieder mit dem Ausbau der Kernenergie vorwärtsmachen.

Deutschland wird hingegen kaum in der Lage sein, den Kohle-Ausstieg umzusetzen. Während jetzt schon nur noch relativ wenige europäische Länder Kohle verwenden und Polen dann dank Kernenergie einen großen Teil der aktuellen Kohlekraftwerke ablösen wird, wird Deutschland immer mehr zum europäischen Schlusslicht und wird voraussichtlich die Emissionsziele für 2030 mit großem Abstand verpassen. Außer wenn wieder Pipelinegas aus Russland bezogen wird, wird Deutschland aber gleichzeitig mit den im europäischen Vergleich hohen Emissionen auch weiterhin besonders hohe Kosten haben, und falls in Deutschland tatsächlich noch Leute andere Länder bezüglich der Energiepolitik belehren wollen, wird sie dann endgültig niemand mehr ernst nehmen (eigentlich ist das ja bereits jetzt der Fall), und dann werden auch innerhalb Deutschlands nicht mehr viele bestreiten können, dass der Kaiser der deutschen Energiepolitik nackt ist.

Für die wahnwitzige deutsche Energiepolitik, die sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich eine Katastrophe ist, muss bei den ewiggestrigen Anti-Atom-Ideologen natürlich wieder einmal der böse "Atommüll" herhalten. Die längst widerlegten Pseudo-Argumente sind natürlich völlig abgedroschen, aber ihnen fällt nichts neues ein.

- Die abgebrannten Brennstäbe sind nicht Abfall, sondern eine wertvolle Ressource, mit der noch lange Kernkraftwerke gewisser neuerer Typen betrieben werden können. Aktuell ist das nicht so lohnend, weil Uran relativ günstig abgebaut werden kann, aber es erscheint wahrscheinlich, dass die "Endlager" früher oder später benutzt werden, um die Brennstoffe zu rezyklieren.
- Es ist kein Problem, in geologisch stabilen Formationen, Endlager zu erstellen, die für genügend lange Zeit stabil sind. Finnland hat das gemacht und die Schweiz hat auch einen Ort dafür bestimmt. Dass Deutschland keinen Ort für ein Endlager hat, hat nur mit der verlogenen Taktik der Anti-Atom-AktivistInnen zu tun, jegliche Versuche, ein Endlager zu erstellen, zu sabotieren, und dann zu behaupten, die Frage der Endlagerung sei ungelöst - obwohl sie eben nur wegen ihnen ungelöst ist.
- Ein großer Teil der Rhetorik bezüglich Langzeitlagerung von gebrauchten Brennstäben hat damit zu tun, dass viele Menschen zu wenig von Radioaktivität verstehen und deshalb von Anti-Atom-Aktivisten leicht in die Irre geführt werden können. Gefährlich sind bei den abgebrannten Brennstäben Elemente mit kurzer Halbwertzeit. Diejenigen mit einer sehr langen Halbwertzeit sind hingegen auch nur schwach radioaktiv, und mit einer guten Verpackung ist das Risiko sehr gering - selbst ohne Tiefenlangerung. Deshalb ist es auch nicht erstaunlich, dass es noch nie eine Gesundheitsgefährdung wegen benutzter Brennstäbe gab.

Leider haben sich viele Deutsche von verlogenen Aussagen zur angeblichen Gefahr von "Atommüll" dazu verleiten lassen, eine Energiepolitik zu unterstützen, die Deutschland abhängig von Kohle und anderen fossilen Brennstoffen macht. Aber Umfragen zeigen, dass selbst in Deutschland die Stimmung gedreht hat, Deutschland bezüglich des Meinungsbildes gar nicht so weit von den Ländern, die an der nuklearen Renaisance teilnehmen, entfernt ist und die ewiggestrigen Betonköpfe, die lieber Kohle und andere fossile Brennstoffe (sowie völlig realitätsferne Ideen, alleine von intermittierenden wetterabhängigen Energiequellen abhängig zu sein) als saubere, sichere und ressourcenschonende Kernenergie haben, sind immer mehr isoliert.

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