Es lässt sich beim Thema Atomkraft eine ähnliche Entwicklung beobachten wie schon bei Corona: Medien agieren zuerst sehr konformistisch in einen engen Meinungskorridor, in dem sie sich - warum das so ist, mögen Medienwissenschaftler ergründen - gegenseitig in einem immer weiter verengenden, hysterischen Korridor hineinsteigern und zu überbieten versuchen. Letzteres kann sogar ich als Laie vermuten, wird wohl in der Aufmerksamkeitsökonomie begründet sein.
Man denke an die teilweise mit aus heutiger Sicht lächerlich gelabelten "Faktencheck"-Artikel, in denen Leute, die eine eher abwartende und offene Haltung bzgl der Möglichkeiten des Virusursprungs hatten - anstatt sich festlegen wollten, dass der Ursprung sicher eine natürliche Zoonose am Tiermarkt war - als Verschwörungstheoretiker verunglimpft wurden.
Oder Hetze betrieben wurde auf schlittenfahrende Kinder, die dadurch ja Großeltern auf den GEwissen hätten.
Bei der Atomkraft hatte man die gleiche Echokammer aus gegenseitig nachplappernden Artikeln, die die immer gleichen "Experten" a la Kemfert oder gleich Anti-Atom-Aktivisten (Mycle Schneider, Grünen-Politiker) als tatsächlich einzige Quelle in einem Artikel heranzogen.
Wie oft hört man Monate und Jahre danach genau diese Sprüchlein dann in der Bevölkerung - bestes Beispiel hier im Forum! ("AKWs sind nicht zu versichern!", "dann können wir ja den Atommüll bei dir lagern!!!1", "die drei dt. AKWs sind seit Jahren nicht mehr geprüft worden!!!1").
Auch durch diese Medienarbeit konnten sich Journalisten einer breiten Mehrheit versichern. Mit der sogar argumentiert wurde: Wurden Sachargumente gegen eine Laufzeitverlängerung immer öfter als unhaltbar entlarvt, zogen sich einige zurück auf die letzte Verteidigungslinie, dass das aber jetzt sowieso egal sei, weil wahlweise "die Betreiber" oder "die Bevölkerung" die Atomkraftwerke ja gar nicht mehr haben wollte. Argumentum ad populum.
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Es ist fraglich, ob die am Ende - sowohl bei Corona, als auch jetzt bei Atomkraft - erlahmende Hysterie, gründlichere Recherche und darauf folgend etwas neutralere Darstellung einen eigenem Erkenntnisprozess innerhalb der Medienschaffenden geschuldet ist. Oder ob diese, unbeleckt von eigenem Wissensstand, das Pendel einfach immer hin und her treiben wollen. Dass Medien liebend gerne Personen in den Himmel heben, um diese dann umso tiefer runterschreiben lassen zu können (Politiker wie Habeck, oder jede Fußballtrainer nach einigen Jahren auf der gleichen Trainerstelle), ist ja bekannt. Auch hier dürfte die Aufmerksamkeitsökonmie ein Wörtchen mitzureden haben.
Übrigens: Ich erwarte Ähnliches beim Ukrainekrieg. Und für die Zukunft sage ich ein ähnlichen Prozess beim Thema China vorher.
Falls die Medien also aus einer Selbsterkenntnis heraus ihre Berichterstattung wieder etwas in Richtung Neutralität statt Aktivismus ändern, bleibt festzustellen, dass sie das leider zu spät tun. Der enge Meinungskorridor und aufgepeitschte Stimmung richtete bereits viel Schaden an - die vergifteten Lager-Streitereien auch hier im Forum sind täglich Zeuge. Bedeutender sind aber die hektischen, impulsiven Entscheidung(sprozesse), die die Politik auch aufgrund von Medien- und folgend Bevölkerungsstimmung getroffen hat.
Bleibt zu hoffen, dass diese Selbsterkenntnis also künftig proaktiv waltet.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (13.04.2023 14:02).