Jede Gelegenheit zu nutzen für einen Abgesang auf die Linke, könnte man auch als unredlich ansehen.
Das Problem mit der fehlenden Linken gibt es, aber da sollte sich die ganze Gesellschaft an die Nase fassen, anstatt aus eigener Faulheit heraus nur die zu kritisieren, die sich doch ihr Leben lang in Vollzeit für Frieden und soziale Gerechtigkeit einsetzen.
Den Phoenix-Beitrag habe ich mir jetzt mal angesehen. Kipping spricht da vorsichtig bzw. weicht aus, wo sie medial nur verlieren kann (Stichwort: Putinversteher). Sie versucht damit, ihr Hauptanliegen, nämlich Kritik an der deutschen Beteiligung am Syrienkonflikt, als Thema nicht verdeckt werden zu lassen. Eine Pro-Russland/Putin-Äußerung ... - und es geht den Rest des Interviews nur noch darum, und auch alle eventuellen Reaktionen auf diesen Beitrag würden sich nur noch darum drehen. Sie hätte Partei für die Gegnerpartei ergriffen, wäre also auch Konfliktteilnehmerin. So bleibt sie noch halbwegs neutral. Haut mich nicht von den Socken, aber kommunikationsstrategisch finde ich es verständlich. Auch in Anbetracht des Artikeltitels "Deutschland stellt sich auf die Seite der Angreifer" heißt es: Sie stellt sich auch nicht auf die andere Seite, eskaliert also nicht.
Außerdem argumentiert sie multilateral, will deutschen Veto-Einfluss im NATO-Bündnis und eine UN-Sonderversammlung. Sich an die eigene nationale Nase zu fassen und internationale Konflikte multilateral lösen zu wollen, sind sicherlich vernünftige Ansätze.
Leider spricht sie, genau wie oft auch Leukefeld, von einem "Bürgerkrieg" in Syrien. Das finde ich nach wie vor falsch.
Viele Linke, und insbesondere auch die Friedensbewegung, haben wenig Kompetenz, wenn es um Machtpolitik, Geopolitik, Kriegsstrategien usw. geht. Sind halt keine Wissenschaftler oder Insider, sondern normale Menschen. Auch wenn die nicht alles durchblicken (Kippings Schwerpunkt ist Sozialpolitik), so wäre der Vorschlag von Kipping praktisch doch zielführend, weil sie nicht eskaliert, das Eigenverschulden abstellen will, und das einzige globale Gremium für die Konfliktbewältigung einspannen möchte.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (15.04.2018 12:13).