"Der Brexit hat doch gezeigt: Die EU verlor einen der drei größten Mitgliedstaaten, weil Kommission, Parlament und letztlich auch der Rat die Einheitlichkeit der EU zentralistisch überforderten, zum Schaden Europas. Und auch der schwelende Streit mit Polen oder Ungarn beweist, dass Kommission und Parlament die drohende Gefahr eines Zerfalls der EU noch immer nicht begriffen haben."
Das ist die Ist-Beschreibung, die wir alle aus der Tagesschau kennen. Aber die Fehleranalyse "nicht begriffen haben" halte ich für einen Polit-Granden doch für sehr naiv, oder er möchte doch nicht alles ausplaudern. Charles de Gaulles hat bis 1969 alles in seiner Macht stehende dafür getan, das die Briten nicht der EU (den Vorläufern) beitritt. Er war es auch, der den Golddollar-Schwindel der USA hat auffliegen lassen, als er einen Großteil der französischen Dollarreserven in Gold umtauschen lies, und damit Nixon zum Offenbarungseid des Dollars zwang, der dann 1971 die Goldbindung des Dollars aufhob. Er war sich der Spalterrolle der Briten bewußt, die sie traditionell seit Jahrhunderten innehatten, um die jeweils aufstrebenden Mächte Kontinental-Europas zu schwächen und als Konkurrenz auszuschalten. Deswegen war er sich sicher, das sie die EU von innen sprengen werden. Und Margret Thatchers Verhalten "I want my money back", wenige Jahre nach ihrem Eintritt 1973, gab ihm posthum recht.
Der Brexit, angeblich ausversehen von Cameron herbei geführt, macht in der aktuellen Lage überdeutlich Sinn. Während Kontinetal-Europa sich durch immer absurdere Aktionen ins Off bugsiert und sich zum eigenen Schaden für Transatlantika-Geostrategie nutzen lässt, haben die Briten sich diesem Harakiri-Regime der Rest-EU durch den Brexit elegant entzogen, weil sie aus Washington genauere Infos hatten, wo die Reise hin geht. Sie hetzen, sie machen bis zu einem gewissen Punkt mit, aber ich bin sicher, das die geostrategischen Überlebenskünstler von der Insel ganz elegantes Rosinenpicken betreiben werden, wenn es ihnen nützt, und lassen ganz traditionell die Kontinental-Europäer sich gegenseitig zerfleischen, bzw. ins ökonomische Off selbst bugsieren und stehen, wie seit Jahrhunderten, etwas beiseite.
Schon 2004 hat die USA ihren Fahrplan mit der EU deutlich gemacht. Damals entschieden Frankreich und Deutschland nicht am Irakkrieg der Amis teilzunehmen, und wurden von George W. Bush und Rumsfeld sofort gebrandtmarkt als "Altes Europa" und begonnen sofort die Ost-EU-Europäer, insbesondere Polen dagegen in Stellung zu bringen. Sie übernahmen die alte britische Taktik, den Kontinent zu spalten um eigene Interessen maximal zu befördern, und Konkurrenz auszuschalten. Dann kam der Nato-Gipfel 2008 in Bukarest, und Frankreich und Deutschland verhinderten den Nato-Beitritt Georgiens und der Ukraine, weil damals schon klar war, worauf das Ganze am Ende hinaus laufen wird. Die Russen werden UND müssen irgend wann reagieren.
Und wie man heute sieht, hat sich Transatlantika durchgesetzt - man hat in Frankreich Macron installiert, der mit viel Wallstreetgeld wie aus dem Nichts die Macht in Frankreich übernommen hat, und seit dem konsequent gegen ureigene französische Interessen agiert. Schröder wurde abgesägt, und hier installierte man Merkel. Und der Wahnsinn nahm seinen Lauf und führte uns jetzt gezielt dahin, wo wir heute stehen - kurz vor einen Selbstvernichtungs-Krieg mit den Russen, erst ökonomisch und wenn es dumm läuft, und so transatlantisch orientierte Gestalten wie Habeck oder Annalena stehen als Garant dafür, noch viel schlimmer.
Und das hat alles Herr von Dohnany nicht mitgekriegt? Und redet von: Frankreich und Deutschland sollten in der EU die Führung übernehmen? Das hat Frankreich und Deutschland bis 2004/2008 gemacht, und das hat in Washington keine Freude ausgelöst, und man hat mit den Briten gemeinsam an der Demontage dieser Führungsrolle gearbeitet. Mit dem aktuell vorliegendem Ergebnis: der Bundespräsident entschuldigt sich, jemals irgend etwas positives an einer engen Kooperation mit Russland gefunden zu haben. Und Deutschland wird den innereuropäischen Krieg mit schwerem Gerät befeuern und mit einem Selbstembargo von russischem Gas, seine wirtschaftliche Gegenwart und Zukunft ruinieren, und weite Teile der eigenen Bevölkerung in Armut und Not bringen.
Von Dohnany erzählt von Träumerreien der späten 90er - die realen Verhältnisse heute in der EU sind längst, und das schon vor Jahrzehnten eingefädelt, transatlantisch ausgelegt. Eine Führungsrolle Frankreichs und Deutschlands bewegt sich jetzt nur noch in sehr engem Gatter: Kanonenfutter für die Transatlantiker sein zu dürfen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (20.04.2022 09:05).