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  • Alones

488 Beiträge seit 20.02.2021

Welches Ziel hat der Westen überhaupt?

Mir ist weiterhin nicht klar, welches Ziel der Westen (im Speziellen die EU) überhaupt verfolgt? Hat auch nur irgendjemand darüber nachgedacht, was bei dieser ganzen Geschichte rauskommen soll?

Okay, Putin stürzen. Seine Zustimmungswerte sind weiterhin hoch. Die antirussischen Sanktionen, die längst über jedes Ziel hinausschießen, verstärken auch in Russland nur die antiwestliche Stimmung und schweißen die Bevölkerung beim Kampf gegen einen gemeinsamen Feind zusammen. Was macht man, wenn Putin jetzt noch 20-25 Jahre leben sollte? Soll das jetzt ewig so weitergehen? Bis dahin wird sich Russland bereits längst komplett China zugewandt haben. Huawei statt Apple. Und selbst wenn der Plan aufgeht, wer sagt denn, dass dann jemand kommt, der eher nach dem Geschmack vom Westen ist? Gerade die Folgen des ersten Weltkrieges, die Hitler überhaupt erst möglich gemacht haben, sollten hier Warnung genug sein. Das ist doch Politik "auf gut Glück". Ein Plan ist das mit Sicherheit nicht.

Kommen wir zur Ukraine. Anscheinend will man das Land, oder was auch immer davon übrig bleibt, unbedingt in die NATO und EU aufnehmen. Das kann noch lustig werden. Die EU schafft es ja nicht einmal, Polen und Ungarn unter Kontrolle zu bringen. Die Ukraine hingegen ist noch einmal ein deutlich schwierigerer Fall: hochgradig korrupt, keinerlei Rechtsstaatlichkeit, ultranationalistisch (will man den Bandera-Kult einfach tolerieren?), in keinster Weise demokratisch (verbotene Parteien und ein Oligarchensystem), völlig andere Wertebasis (fragt doch mal jemanden aus der Ukraine, was man so von Homosexualität hält), komplett runtergewirtschaftet und pleite (Griechenland ist ein Musterstaat dagegen), usw. Da haben wir noch nicht einmal davon gesprochen, dass man ein völlig zerstörtes Land wieder aufbauen muss (okay, das würden westliche Unternehmen sicher gerne übernehmen). Es würde Jahrzehnte dauern, die Ukraine fit für die EU zu machen. Das ist ein einziger großer Failed State (das war das Land auch schon vor dem russischen Einmarsch). Insbesondere eine EU-Aufnahme hätte das Potential die gesamte EU zu sprengen. Mir unerklärlich, wie man das nicht sehen kann. Würden hier nicht massive Sicherheitsrisiken für Russland entstehen, würde ich an Putins einfach sagen "Macht mal, und werdet glücklich damit... nicht".

Und die andere Alternative lautet, dass man Russland um jeden Preis wirtschaftlich und militärisch besiegen will - und dafür ist man bereit, die Ukraine zu opfern. Man kann das Land hochrüsten, wie man will. Am Ende nützt das auch alles nichts, wenn Russland zum finalen Schlag ausholen sollte. Die Ukraine ist komplett davon abhängig, wie weit der Kreml zu gehen bereit ist. Das ist nicht schön, aber im Zweifel ist auch eine russische und unfreie Ukraine immer noch besser, als eine nuklear-verseuchte Ukraine. Mir fehlt hier mittlerweile jeglicher Pragmatismus.

Oder man fängt endlich an, nach diplomatischen Lösungen zu suchen... Aber gut, lassen wir das.

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