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  • kemmerich

mehr als 1000 Beiträge seit 11.02.2020

Re: Einfach: Moralismus und Inkompetenz

DrYueh schrieb am 08.02.2024 16:59:

Man will CO2 sparen, und ruiniert dafür die eigene Automobilindustrie, und stellt bezahlte, funktionierende AKWs ab.

Zur Automobilindustrie: Die deutsche Autoindustrie war gut darin, Autos zu bauen. Richtig gut. Deutsche Ingenieurskunst hat Benziner wie Diesel erheblich effizienter, laufruhiger und leistungsfähiger gemacht. Nun steht die Autoindustrie vor dem Problem, dass Verbrenner in absehbarer Zeit von der Bildfläche verschwinden müssen - man kann ja nicht den Planeten solange aufheizen, bis man nicht mehr auf ihm leben kann. Andererseits ist die Alternative E-Auto weitaus weniger lukrativ, weil sie für viele potenzielle Kunden nicht in Frage kommt. Außerdem ist das Produkt ein anderes, vor allen Dingen ein erheblich einfacheres. Der deutsche "Vorsprung durch Technik" (Audi-Slogan aus den 80ern) ist weg. E-Autos werden jetzt selbst in Ländern gebaut, die früher niemals eine Chance gehabt hätten, eine eigene Autoindustrie aufzubauen; sie hätten ja irre Investitionen leisten und sich mit ihren Produkten gegen die Deutschen durchsetzen müssen. Mit E-Autos aber kein Problem mehr. Selbst die Türkei baut inzwischen welche. Das Problem ist ein strukturelles und hat nichts mit der Ampel zu tun.

Zu den AKWs: Man hätte die letzten drei noch weiter betreiben können, am Energieproblem hätte das aber kaum etwas geändert. Das wäre eher eine psychologische Maßnahme gewesen.
Stell dir vor, du hast ein Paartausend Euro Schulden und weißt nicht, wie du sie bedienen sollst. Du rennst zu deiner Omma, die steckt dir nen Fuffi zu. "Besser als nix", jaja, hilft aber nicht in dem Moment, wo die Schulden fällig werden.
Habeck musste Deutschland nach Ausbruch des Ukrainekrieges weiterhin mit industrielandtypisch hohen Energiemengen versorgen, so schnell wie möglich, und das ging nur über LNG.

Man will "Gerechtigkeit" und will doch nur dem arbeitenden Bürger noch tiefer in die Tasche greifen und es den parasitären (beschreibend und nicht wertend gemeint) Elementen zukommen lassen.

Ne, man hat massive Probleme, die man nicht verursacht hat und mit denen man jetzt fertigwerden muss. Ganz übel ist dabei, dass die keynesianischen Rezepte nicht anwendbar sind, weil die damalige Regierung die ökonomisch strunzdumme Bevölkerung nach der Finanzkrise 2009 mit einer "Schuldenbremse" zufriedenstellen zu müssen glaubte. Das rächt sich jetzt knüppelhart.

Wenn dann dazu solche Koryphäen wie ein Kinderbuchautor zum Wirtschaftsminister gemacht werden, muss man sich einfach nicht wundern.

Robert Habeck hat ein Kinderbuch geschrieben, das ist wahr. Der Schluss aber, dass Habecks Fähigkeiten auch genau dort enden, ist natürlich falsch und irgendwie kein guter Stil. Ich bin kein Habeck-Fan und erst recht halte ich die Ampelkoalition nicht unbedingt für eine glückliche Kombi, aber mir ist auch klar, dass Deutschland eine Regierung braucht. Die einzigen Alternativen wären Jamaika (mit Kanzler Armin Laschet) oder Kenia gewesen, wobei Kenia wohl an der Union gescheitert wäre.

Ich höre hier mal lieber auf. Ich wollte nur mal aufzeigen, dass man - anstatt einfach nur Frust rauszulassen - die Lage durchaus auch etwas sachlicher und differenzierter betrachten kann. Meine Empfehlung, da zielführender.

Rot machen nicht vergessen - danke.

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