Eigentlich ist das keine Nachricht wert, was Allgemeinwissen sein sollte.
Dass insbesondere "strukturschwache Regionen" ihre Bevölkerung verlieren, liegt eben an der Strukturschwäche. Die wird aber forciert durch die Politik: Krankenhäuser schließen, Postfilialen beenden ihr Angebot. Für den Elektrofachmarkt muss man in eine Großstadt fahren, Arbeitsamt, Versicherungsniederlassungen usw. sucht man vergebens, selbst in den größeren Kleinstädten (10.000 - 50.000 Einwohner) wird Struktur rückgebaut.
Die ganzen negativen Effekte verstärken sich gegenseitig: Unternehmen gehen, wenn die Infrastruktur mangelhaft ist und die Arbeitnehmer fehlen. Damit fehlen aber Einnahmen für die Kommunen, um die Infrastruktur zu erhalten und Angebote zur Attraktivitätssteigerung zu machen. Dann gehen aber die Menschen woanders hin. Nicht einmal "günstig Miete" zieht, wenn man ewige Pendelstrecken in Kauf nehmen muss und keine Zuganbindung vorhanden ist. Ohne potentielle Arbeitnehmer kann aber kein Unternehmen funktionieren. Oder es ist andersrum und der Unternehmer gibt den Standort auf, bevor die Infrastruktur kaputtgespart wurde. Und dann ziehen die Menschen weg, bevor sie dauerarbeitslos ohne Perspektive ihr Leben verwarten müssen.
Eine Kursänderung wäre natürlich möglich mit Investitionen in strukturschwächere Regionen: Infrastruktur, Ansiedlungssubventionen, Bildungsangebote. Eine Universität ist ein immenser Wirtschaftsfaktor - eine Außenstelle der Uni in einer Kleinstadt könnte diese also positiv beeinflussen. Auch fehlt es an einer echten Gründeratmosphäre, welche effektiv verhindert wird durch zu hohe Auflagen und zu hohe Abgabenlast. Dazu kommt, dass "Scheitern" nicht der Deutschen Kultur ist: aus Angst zu scheitern macht man lieber gar nichts, statt das Risiko einzugehen und beispielsweise ein Unternehmen zu gründen. Typisch deutsch ist dann folgender Spruch: "Wie kann ich ein kleines Vermögen machen in der Selbstständigkeit? Indem ich mit einem großen Vermögen anfange."
Die Politik hätte die Möglichkeit dazu. Etwa, indem solcher Unsinn wie "Fallzahlen" in Kliniken Kriterien sein dürfen, nach denen Kliniken oder Teile von Kliniken geschlossen werden. Beispielsweise wurde 2016 in meiner schwäbischen Kleinstadt die Geburtenklinik geschlossen, weil sie nur rund 350 Geburten im Jahr verzeichnete, statt die geforderten 500. In dem Zusammenhang wurde aber auch die Kinderklinik geschlossen. Die nächste Kinderklinik ist aber mindestens 25km weit. Wehe, das Kind hat über 40° Fieber und leidet an Krämpfen.
Natürlich kann nicht jede Klinik auch eine Herzchirurgie anbieten. Darum geht es auch nicht. Aber gerade "Bedarfserfüllung" wie eben Geburten- und Kinderklinik, Allgemeinmedizin, Zahnärzte, ein Orthopäde, HNO-Arzt usw, das muss einfach "standard" sein in jedem Ärztehaus, auch wenn die "Fallzahlen" nicht erreicht werden, weil die Menschen vor Ort eben gesund sind dank guter Versorgung.
Allein hier könnte also angesetzt werden. Statt Rotstift also Investition, Perspektiven dort schaffen, wo sie fehlen und auf weitere Konzentration auf die Ballungsgebiete verzichten. Der Teufel scheißt auf den größten Haufen, wenn man ihn lässt.