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  • senfa

475 Beiträge seit 11.09.2003

Re: Ein Lösungsansatz: die allgemeine Dienstpflicht

Sentinel schrieb am 16.02.2024 12:49:

senfa schrieb am 16.02.2024 07:11:

...um als billige Kraft die Verfehlungen vom unfähigen, gierigen und stellenweise offen korrupten Staat zu kompensieren.

Das Problem ist die demographische Entwicklung: Die Lebenserwartung nimmt zu, es gibt immer mehr ältere Menschen, die aufgrund des Alters an allerlei Krankheiten leiden und pflegebedürftig werden. Das Verhältnis zwischen jungen und älteren Menschen dreht sich zunehmend um.
Das ist der Grund, warum die Kosten im Gesundheitssystem explodieren, die Versorgungslage immer schlechter wird und die Beiträge immer nur weiter nach oben klettern.

Auch das gehört zu den Verfehlungen vom Staat, und das ist tatsächlich parteiübergreifend.
Ich erzähle Ihnen kurz meine Geschichte.

Als ich nach Deutschland vor vielen Jahren, noch in den 90-ern als Kriegsflüchtling kam, als junger, frisch ausgebildeter Elektroingenieur mit dem Uni-Diplom in der Tasche und mit einem Jahr Erfahrung an einem führenden Institut in meiner damaligen Heimat, war ich zunächst einfach einer der vielen Flüchtlinge (damals hieß noch so), die eine befristete Zeit geduldet werden sollen. Das war für mich vor allem natürlich extrem ärgerlich, außerdem war ich aber verwundert darüber, dass man mit meiner Qualifikation nichts anzufangen wusste. Vielmehr war mir der Zugang zum Arbeitsmarkt praktisch komplett versperrt. Ich bekam immer wieder ein Duldung-Visum auf höchstens sechs Monate, mit Absicht, danach abgeschoben zu werden. Für einen potenziellen Arbeitgeber war ich somit vollkommen uninteressant, denn es war keine Möglichkeit vorgesehen, dass man als Flüchtling dauerhaft bleiben darf. Die eventuell vorhandene Qualifikation spielte dabei überhaupt keine Rolle.

Die meisten meiner Bekannten, die sich in ähnlicher Lage befanden, zogen dann Richtung Skandinavien und in die USA weiter, ich blieb in Deutschland. Was ich in Nachhinein als Fehler betrachte, auch wenn ich nach vielen Jahren die uneingeschränkte Arbeitserlaubnis doch noch bekommen hatte.
Damals schon konnte ich die Einwanderungspolitik nicht verstehen und dachte, das wird sich noch rächen, denn die ungünstige demografische Entwicklung war damals schon abzusehen, die Bildungsmisere kam dann nach und nach erschwerend hinzu. Ich dachte, man muss doch in der Lage sein, ein wenig zu differenzieren, wer alles ins Land kommt und warum. Es kamen und gingen Regierungen aller Couleur, diese Frage hatte aber anscheinend niemanden interessiert, es war wohl auch politisch nicht sonderlich vorteilhaft, fremde Leute ins Land zu holen, selbst wenn man sich über das unweigerlich kommende Problem Gedanken gemacht gehabt hätte.
An der Familienpolitik hatte man gleichzeitig auch nicht hingearbeitet, im Sinne mehr Nachwuchs zu fördern, ganz im Gegenteil.

Nun sind die Probleme längst da, für jeden deutlich ersichtlich, und, was für eine Überraschung, an der Migrationspolitik hat sich trotzdem seither so gut wie nichts geändert.

Und jetzt sollen etwa meine Kinder durch Zwangsarbeit Ihre akademische Karriere unterbrechen und für die Verfehlungen vom Staat gerade stehen? Ganz im Gegenteil, die wollen meinen Fehler rückgängig machen (ich bin feste davon überzeugt, in den meisten wohlhabenden Ländern hätte ich es mit meiner Ausbildung, Kompetenz, Fleiß und Ehrgeiz um einiges leichter gehabt) und haben vor, Deutschland möglichst rasch zu verlassen. Ein Sohn studiert bereits im Ausland, und ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass er jemals wieder nach Deutschland zurück will, und der andere hat genau dieselben Pläne. Für einen "freiwilligen" Dienst steht somit keiner von uns zur Verfügung. Der deutsche Staat soll für die eigene, jahrelange ignorante Einwanderungs- und Familienpolitik gefälligst selber gerade stehen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (16.02.2024 15:44).

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