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Avatar von Artur_B
  • Artur_B

mehr als 1000 Beiträge seit 09.09.2004

Wenn so gefragt wird

"Aber gibt es überhaupt so etwas, wie eine primär wirtschaftliche Zielsetzung? Oder anders gefragt: Lassen sich wirtschaftliche Faktoren vollkommen unabhängig von politischen und militärischen Zielen denken?"

Aber natürlich besteht da ein Zusammenhang. Die Nazis wollten eine autarke Wirtschaft, erstens aus der Ideologie heraus und zweitens, weil Lieferungen aus dem Ausland unsicher werden, wenn man einen Krieg beginnt. Was sie ja vorhatten.

Nun ist es mit der Autarkie so eine Sache. Nehmen wir an, die Bundesrepublik hätte den Ehrgeiz, einen PC ausschließlich in Eigenregie zu fertigen. Wir kriegen schon einen hin, so ist das nicht. Aber er ist eben deutlich teurer und schlechter als der vom Weltmarkt. Wahrscheinlich hätte er eins dieser 5 1/4 Zoll-Laufwerke, die manche so vermissen.

Das dann für alle Produkte, die sich das Personal teilen müssen, das sonst über die ganze Welt verteilt ist. Das Dritte Reich hatte unter diesem Effekt durchaus zu leiden: bei der Annexion Österreichs 1938 fiel die Hälfte der Fahrzeuge aus, obwohl kein Schuss fiel und sie nagelneu waren. In großer Stückzahl konnten sie ja erst ab 1935 gebaut werden.

Also muss eine autarke Wirtschaft unbedingt die Erweiterung des Wirtschaftsraums anstreben, der größenmäßig wenigstens halbwegs mit dem Weltmarkt konkurrieren kann. Oder zusammengefasst: wer autark wirtschaftet, wird wohl einen Krieg anstreben. Und umgekehrt.

Am Horizont taucht der nächste Irrtum auf: stehen jetzt Erbauer von Windkraftanlagen unter Naziverdacht? Das ist ja auch Autarkie, statt der bisherigen Öl- und Gasimporte. Hier ist zu unterscheiden: Roh- und Betriebsstoffe waren schon immer kriegsträchtig, weil einer sie dem anderen wegnehmen wollte. Wenn diese autark hergestellt werden, besteht keine Kriegsgefahr.

Kein Naziverdacht.

Gruß Artur

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