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  • Raumflieger

341 Beiträge seit 12.08.2024

Stimmungswende gibts nur mit Perspektivenwechsel.

Die Perspektiven sind seit Jahren schlecht, angefangen bei den "launigen" Maßnahmen während der Corona-Jahre, wo bisweilen einige Branchen nicht einmal wussten, wie sie durch den Winter kommen sollten. 2020 - da erinnere ich mich gut - was das Jahr der "Kurzarbeit". An sich wirtschaftlich intakte Unternehmen schickten auch einmal ihre Arbeiter nach Hause, oft nur ein, zwei Tage die Woche, doch manchmal auch "Kurzarbeit 100". Gründe dafür gab es viele, u.a. eine schlechte Auftragslage, aber auch zusammengebrochene Lieferketten.

Seit diesen drei Jahren hat sich die Perspektive nicht verbessert. Die Corona-Krise war nicht ausgestanden, begann der Ukraine-Krieg. Auf einmal stand die Energieversorgungssicherheit auf tönernen Füßen, weil der wichtige Rohstofflieferant, u.a. auch für Erdgas, Russland einmarschieren ließ. Ich meine, noch 2022 wurde Nordstream 2 gesprengt und Nordstream 1 schwer beschädigt, so dass die Gasversorgung zum Erliegen kam, und der Rest wurde aus politischen Gründen runtergefahren. Natürlich ist Russland aber nicht nur Erdgaslieferant, sondern grundsätzlich wirtschaftlicher Partner vieler EU-Staaten gewesen, einschließlich Deutschland. Viele Unternehmen hatten ja Fabriken und Verbindungen direkt in das Flächenland hinein.

Ein Ende der Krise ist nicht in Sicht: selbst wenn der Krieg morgen enden würde, gäbe es keine Strategie, ob und wie man zukünftig einen Weg mit Russland gehen möchte oder nicht. Dabei wären sicherlich einige Fragen nur gemeinschaftlich zu klären, zum Beispiel, wer die zerstörte Ukraine aufbauen soll und woher die FInanzmittel kommen werden.

Inzwischen scheinen auch die Beziehungen nach China abzukühlen. Der eine Krisenherd ist also noch lange nicht abgestellt, baut sich schon der nächste auf. Nun ist China wieder ein wichtiger Handelspartner und liefert einen großen Teil wichtiger Rohstoffe, die Europa's Industrie, also auch in Deutschland, benötigt. Nachdem Sanktionspolitik gegen und Unabhängigkeit von Russland die europäische Wirtschaft in Schieflage gebracht hat, scheint man von der Wirksamkeit überzeugt zu sein und eine Wiederholung gegen die nunmehr größte Volkswirtschaft der Erde anzustreben. Zankapfel wäre diesmal dann Taiwan.
Also tut sich da am Horizont der nächste Krisenherd auf.

Weder in Brüssel noch in Paris oder Berlin finden sich genügend Kräfte, um den Krisenkurs beenden zu können. Die Perspektive bleibt also bescheiden & scheint nur noch stärker ins Negative zu rutschen. Wieso sollte sich die Stimmung aufhellen, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen?

Dass die EZB jetzt mit ihren Werkzeugen die Inflation nicht mehr in den Griff kriegt, ist übrigens auch so ein kleines, aber gefährliches Warnzeichen. Der Wirtschaftsmotor in Deutschland stottert ja nicht allein, sondern es scheppert und klemmt an allen Enden. Wir sind ja aber auch nur noch 5 Jahre vom 100-jährigen Jubileum des Schwarzen Freitags entfernt. Ein Reenactment dieses historischen Ereignisses könnte also erstmal so zwei, drei "dunkle Jahre" für Europa einleuten, wobei nicht feststeht, ob's danach besser wird, oder noch sehr, sehr viel schlechter.

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