#1 "Putins geopolitische Ambitionen sind bemerkenswert konservativ: Sicherheit und Respekt für Russland und seine Zivilisation, eine friedliche und wohlhabende, multipolare Welt"
Wenn man Diktatoren anderer Länder fragt, ob sie das Gleiche anstreben, werden sie der Aussage zustimmen. Als Militarist muss man nicht die Vorherrschaft eines Kontinentes anstreben. Auch die Gleichschaltung der Presse und die Verhaftungen von Oppositionellen, sind Anzeichen von einer Diktatur. Ob man ihn dann mit Hitler vergleichen sollte, ist in diesem Fall unbedeutend.
#2 "Der sanfte Autoritarismus der Russischen Föderation hat keine Ähnlichkeit mit den Massenrepressionen der Stalin-Ära und ist auch nicht mit dem zwar viel weniger gewalttätigen, aber repressiven Einparteienstaat von Stalins kommunistischen Nachfolgern vergleichbar.Patriotismus, Multinationalismus, Internationalismus und Geschichtsliebe sind das, was Putin mit Stalin tatsächlich gemeinsam hat, aber nicht, dass er ein Diktator ist.
Siehe oben. Die Einschränkung von Presse, politischen Gegnern und die Toten z.B. Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschin sprechen eine andere Sprache. Das es keine Massenrepressionen mehr gibt, ist der aktuellen Zeit angepasst.
#3 "Wenige Wochen nach Beginn des Krieges bemühte er sich um einen Kompromissfrieden, der für Russland eine neutrale und entwaffnete Ukraine vor der Haustür bedeutet hätte, jedoch mit nur einem geringen Plus an zusätzlichem Territorium."
Er spricht einem souveränen Land ab, eigene Entscheidungen zu treffen? Und der Autor vergisst, das der Einmarsch schon 2014 begonnen hat.
#4 "wenn man Putin auch nur einen Zentimeter Territorium zugesteht, er sprichwörtlich einen Meter nehmen werde."
Am Anfang war die Krim, dann kam der Donbass. Später der Einmarsch in die Ukraine. Das waren mehr als ein Meter.
#5 Eine "Finnlandisierung" – das bedeutet innere Autonomie im Austausch gegen eingeschränkte außenpolitische Souveränität – wäre ein weitaus besseres Modell für eine unabhängige Ukraine gewesen als der innenpolitisch spaltende Weg, der zu ihrer Teilung geführt hat.
Wir schreiben das Jahr 2023/24 wo auch der sogenannte Süden bzw. die Schwellenländer mehr Rechte (zu Recht) einfordern. Die sich nicht mehr vom Westen bzw. den reichen Ländern Vorschriften machen lassen wollen. Und dann sollte die Ukraine, als souveränes, freies Land, die Zeit zurückdrehen? Das kann der Autor doch nicht wollen
#6 "Beide Seiten haben das Wort "Genozid" in den Mund genommen,"
Das ist richtig. Und selbstverständlich kann man das nicht mit dem Zweiten Weltkrieg vergleichen. "In seiner Rede kurz vor dem Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar rechtfertigte der russische Präsident Wladimir Putin den Angriff damit, jene Menschen zu schützen, die vom Kiewer Regime misshandelt und ermordet würden. Die russische Armee werde sich um eine „Entnazifizierung“ der ukrainischen Gebiete bemühen. Wiederholt fällt in diesem Zusammenhang das Wort „Genozid“. Putin 26.2.2022 ! ! ! https://www.deutschlandfunk.de/russische-propaganda-vokabular-putin-genozid-nazis-100.html
#7 "Kennan war bekanntlich einer der prominenten US-Politiker, der sich lautstark gegen die postsowjetische Osterweiterung der Nato ausgesprochen hat." Da jedes Land frei bestimmen kann, welche Bündnisse sie wählen, kann er sich natürlich dagegen aussprechen und anderen Ländern Vorschriften machen. Aber war es nicht sogar ein West-Erweiterung von den Staaten des ehemaligen Warschauer Pakt?
" Auch zitierte er gerne den Aphorismus von Präsident John Quincy Adams, dem zufolge "Amerika nicht auf der Suche nach Monstern ins Ausland gehen sollte, die es zu zerstören gilt". Da hat der Autor meine Zustimmung.
#8 "Putins Einmarsch in die Ukraine war riskant und abenteuerlich, aber seine zurückhaltende Kriegsführung hat gezeigt, dass er alles andere als rücksichtslos ist – im Gegensatz zu einigen seiner westlichen Amtskollegen, die jede Gelegenheit zur Eskalation des Konflikts genutzt haben." Der erste Satz. Ob die Angehörigen von den vielen toten Menschen (Soldaten), der gleichen Meinung sind. Und die Kinder in Russland irgendwann die Wahrheit zu hören bekommen, Verständnis für Putin haben. Ich hoffe es nicht. Mal gucken wie die Geschichtsbücher und die Schulen den Krieg, den Kindern vermitteln werden.
#9 "Doch im Ukraine-Krieg ist es nicht zu einem Patt gekommen, wie einige behaupten, sondern es ist ein Zermürbungskrieg, den Russland langsam, aber sicher für sich entscheidet.Je länger der Krieg andauert, desto wahrscheinlicher wird es, dass ein russischer Sieg zu einem Diktatfrieden Russlands führen wird." Ja leider.
"Weiterhin wird Putin niemals einem Waffenstillstandsabkommen zustimmen, das nicht die Sicherheit Russlands gewährleistet und diese Situation gegenüber den Unterstützern der Ukraine absichert." Wahrscheinlich wird das erst nach seinem Tod passieren. Wie sollte so ein Abkommen aussehen? Keiner traut dem Anderen. Allerdings hat Russland den Vorteil, Atomwaffen zu besitzen. Der Westen hat noch nie ein Land angegriffen, welches Atomwaffen besitzt. Daher ist ein Angriff ziemlich unwahrscheinlich. Putin fürchtet wohl nur um seine Sicherheit im Inland.
#10 "Ohne westliche militärische, wirtschaftliche und politische Unterstützung hätte die Ukraine den Krieg bereits verloren." Das ist wohl war. Und mit einer schnelleren Unterstützung der Ukraine, hätte wohl Russland den Krieg verloren.
"Es sind die übergeordneten antirussischen und Anti-Putin-Ziele des Westens, die den Krieg verlängert haben und die ihn zukünftig in einen tatsächlich existenziellen Konflikt für uns alle verwandeln könnten." Es sind Ziele einer demokratischen und freiheitlichen Welt. Die Charta der Vereinten Nationen, die in diesem Krieg eine Rolle spielen. Sie nur auf den Westen zu beschränken greift zu kurz. Auch wenn andere Diktatoren Russland unterstützen. Es ändert nichts an deren Ziele und Grundsätze, an der sich alle halten sollten. Natürlich auch der Westen. In diesem Fall reden wir aber über den Ukraine-Krieg.