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  • AlphaBandit

418 Beiträge seit 25.01.2006

Re: Dämonisierung um Legitimation zu erzeugen

PippiLangstrumpf schrieb am 04.02.2024 21:57:

AlphaBandit schrieb am 04.02.2024 21:29:

PippiLangstrumpf schrieb am 04.02.2024 20:17:

AlphaBandit schrieb am 04.02.2024 19:53:

PippiLangstrumpf schrieb am 04.02.2024 19:39:

hdwinkel schrieb am 04.02.2024 19:12:

Warum wird der Kriegsverbrecher Putin nicht einfach als 'normaler' Kriegsverbrecher behandelt, sondern es muss schon der Vergleich mit Hitler her?

Das liegt auf der Hand. Weil Beide ihre Kriege mit der Begründung begannen, "unterdrückte Landsleute im Ausland" befreien zu müssen und auch Beide ihr Land von aggressiven Nachbarn umzingelt sahen und sich daher trotz friedlicher Absichten nur "verteidigen."

Du meinst ganz nach dem Motto: wir verteidigen unsere Freiheit und Demokratie am Hindukusch? Das waren noch nicht mal unsere Nachbarn.

Wer ohne Schuld ist, Stein und so...

Nichts davon soll aber irgendwas rechtfertigen.

Hat jemand gesagt, in Afghanistan müssen unterdrückte Amerikaner und amerikanische Städte befreit werden?

Daneben weiß ich einfach nicht, wo diese USA-Besessenheit herkommt. In jedem, wirklich absolut jedem Thread kommt "aber die USA!!!!!"

Vorab: Ich habe nichts von der USA geschrieben :) Du erinnerst Dich aber bestimmt, dass auch Deutschland seinerzeit am "Krieg gegen den Terror" beteiligt war. Denn auch unsere Freiheit und Demokratie wurde ja letztlich dort verteidigt....

Okay stimmt. Da war ich vorschnell, Entschuldigung.

Aber nun zu Deiner inhaltlichen Entgegnung: Nein, das hat niemand gesagt.

ABER: Jeder, aber auch wirklich jeder Krieg hat eine Vorgeschichte. Sogar :) der in der Ukraine.
D.h. nicht automatisch, dass der Krieg dann gerechtertigt ist. Aber ich würde es begrüßen, wenn man eben nicht mit zweierleit Maß messen würde.

Zweierlei Maß ist es in meinen Augen, wenn man seine eigenen völkerrechtswiedrigen Kriege als unausweichlich und als Gute Sache darstellt aber die völkerrechtswiedrigen Kriege der anderen als das abgrundtiefe Böse hinstellt. Mit welcher Begründung genau?

Zweierlei Maß ist es in meinen Augen, wenn man Russland sanktioniert, andere aber eben nicht. Mit welcher Begründung genau?

Zweierlei Maß ist es in meinen Augen, wenn man russische Kriegsverbrechen verfolgt, andere eben nicht. Mit welcher Begründung genau?

Zweierlei Maß ist es in meinen Augen, wenn man eine fremde Besetzung/Annektion mit allen Mitteln bekämpft, andere eben nicht. Mit welcher Begründung genau?

Zweirlei Maß ist es in meinen Augen, wenn man fremde Regime-Changes aufs schärfste verurteilt, andere eben nicht. Mit welcher Begründung genau?

usw.

Wer oder was mit "andere" gemeint ist, kannst Du Dir vermutlich selbst ausmalen. Beispiele in der jüngeren Vergangenheit gibt es zu Hauf.
Mir scheint so, als würden wir immer nur auf andere zeigen, aber es selbst nicht besser machen. Das geht mir auf den Senkel.

Ich verabscheu den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine (aber eben auch alle anderen Kriege, vor allem die des Werte-Westens)!
Verabscheust Du die Angriffskriege des Werte-Westens (aber eben auch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine)?

Falls ja, sind wir beide eigentlich nicht weit voneinander entfernt, was ich mir wünschen würde.

Peace !

Das ist ja alles schön und gut. Im Artikel und auch in diesem Thread geht es doch aber um den Putin-Hitler.-Vergleich und nicht um Doppelstandards (die es gibt).

Ja, ich habe natürlich zum Beispiel gegen den Irakkrieg protestiert und halte ihn für die schlimmste militärische Aktion seit Ende des zweiten Weltkriegs. Noch schlimmer ist allerdings der russische Angriff auf die Ukraine. Davon weiche ich nicht ab.

Der Vergleich Hitler-Putin ist doch naheliegend wie ich hier auch noch etwas ausführlicher dargelegt habe:
https://www.telepolis.de/forum/Telepolis/Kommentare/Die-10-gaengigsten-Propaganda-Thesen-zum-Ukraine-Krieg-kurz-erklaert/Re-Daemonisierung-um-Legitimation-zu-erzeugen/posting-43626108/show/

Ich kopiere den Text jetzt dreisterweise hier auch herein:

Hier geht es doch darum, weshalb Putin mit Hitler verglichen wird. Beide nutzen dieselbe Begründung ihren Krieg. Befreiung unterdrückter Landsleute im Ausland und ein Angriff gegen angriffsbereite, aggressive Nachbarn.

Dass andere Länder, natürlich auch die USA, Kriege geführt haben und dafür auch ihre "Begründungen" hatten, zum Beispiel erfundene Massenvernichtungswaffen im Irak, ändert daran schlicht nichts.

Jeder, der einen Krieg beginnt, liefert irgendeine "Begründung". Die von Putin und Hitler sind halt identisch. Daher liegt der Vergleich auf der Hand. Und bei Hitler stellte sich dies nur als Vorwand heraus. Der Gedanke liegt sehr, sehr nahe, dass dies Putin auch so ist.

Ebenfalls haben Beide ihre Kriegsabsichten geleugnet. Die Angriffe erfolgten, obwohl monatelang immer und immer wieder betont wurde, man plane keinen Angriff. Aber die aggressiven Handlungen Polens der Ukraine machten den Angriff, natürlich in Selbstverteidigung (es wird zurückgeschossen), notwendig.

Entschuldigung angenommen, kein Problem, ich musste eher über den Reflex schmunzeln :)
Und "schön", dass Du die Doppelstandards siehst. Das sehen nämlich nicht viele, oder wollen es nicht sehen.

Ja, natürlich kann man Parallelen herstellen, das bestreite ich auch nicht und gebe Dir recht. Aber Parallen herzustellen ist m.E. sehr leicht, was aber nicht automatisch heisst, dass man über den gleichen Sachverhalt redet.

Beispiel:

- Hitler hatte seinen Angriff auf Polen mit einer Lüge begründet, Bush auch. Ist Bush nun ein kleiner Hitler?
- Hitler hatte ohne Rücksicht auf Verluste auch Zivilisten auf dem Gewissen . Das hat Bush auch, ist er nun ein kleiner Hitler?
- Hitler hat fremdes Land besetzt. Das hat Bush auch. Ist er nun ein kleiner Hitler?
- Hitler hat sich schnell mit anderen verbündet. Das hat Bush auch. Ist er nun ein kleiner Hitler?
usw.

Was ich damit sagen möchte. Parallelen findet man durchaus in vielen Kriegen, durchaus auch zwischen Ukraine und dem Angriffskrieg 1939 auf Polen.
Die wichtigste Parallele in meinen Augen ist aber immer in jedem Krieg: Der Krief fängt mit einer Lüge an. Ob das nun Landsleute sind die verteidigt werden müssen, Menschenrechtsvergehen, Massenvernichtungswaffen etc.
Den unschuldigen Menschen, die daraufhin sterben, ist der Inhalt der Lüge letztlich egal. Es ist immer ein Verbrechen und sollte als solches benannt werden.

Der russische Angriffskrieg ist zu verurteilen. Kenne kaum jemanden, der nicht dieser Meinung ist. Auch diejenigen, die das narrative schwarz-weiss-Muster grundfsätzlich hinterfragen (wie eben ich auch) verurteilen den Angriff.

Dass dieser Krieg aber (so wie auch der Thred-Starter hdwinkel bereits hinterfragt) besonders abscheulich oder brutal im Vergleich zu anderen Kriegen ist, sehe ich nicht. Ich persönlich sehe z.B. den Irak-Krieg (dritten Golf-Krieg) mit hundertausenden toten Kindern (direkt oder indirekt durch Sanktionen) beispielsweise deutlich schlimmer an als den Ukraine-Krieg. Noch heute lässt mich die Aussage von Albright innerlich erzittern. "Die 500.000 (!) toten Kinder waren es wert gewesen!"
Aktuell reden wir im Ukraine-Krieg über 10.000 Zivilisten in 2 Jahren (was schlimm genug ist) aber im Gaza-Krieg z.B. schon wieder über 30.000 tote Zivilisten in nur 4 Monaten.

(Nur am Rande: Die 100.000e getöteten und gefallen Soldaten tun mir ebenfalls auf beiden Seiten leid)

Ob nun der Angreifer im Vorfeld seine Absichten leugnet oder nicht, ist in meinen Augen im Endergebnis letztlich vollkommen irrelevant. Das ändert nichts an dem Verbrechen was daraufhin folgt. Mit unverhohlener Absicht in den Krieg zu ziehen ist keinen deut besser oder moralischer als es im Vorfeld zu leugnen.

Ich kann nicht in die Zukunft sehen und ob Putin zu einem Hitler wird kann wohl niemand mit absoluter Sicherheit sagen. Du hast Angst davor? OK. Das muss man ernst nehmen.
Ich persönlich schätze aber die Gefahr eines alles vernichtenden 3. Weltkriegs wegen geopolitischer Interessen höher ein, als die Gefahr dass Putin zu Hitler wird (was in meinen Augen noch Meilen, ja Lichtjahre entfernt ist). Das man Putin auf die Stufe eine Hitlers stellen möchte, dient in meinen Augen einzig allein dazu, diesen zu dämonisieren und passt daher wunderbar in die westliche Propaganda. Was ja der Artikel eben versucht herauszuarbeiten.

Peace !

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