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  • notenom

785 Beiträge seit 10.12.2023

Re: Vielen Dank, auch für diese Infos

ratwol22 schrieb am 05.02.2024 16:05:

Ich vermute, Du hast sich intensiv mit der Zeit zwischen den Weltkriegen befaßt.

Sogar sehr intensiv.

Am 6. August 1938 eröffnet der Völkische Beobachter mit einem Artikel "Genug!" eine Kampagne aller deutschen Zeitungen in großer Aufmachung gegen angebliche und tatsächliche Zwischenfälle zwischen Sudetendeutschen und Tschechen.

Am 12. August 1938 beauftragt Hitler Fritz Todt, die Straßen zur Tschechoslowakei in einen Zustand zu versetzen, der einen schnellen militärischen Aufmarsch ermöglicht.

Am 16. August versucht General Ludwig Beck, Chef des Generalstabes, mit einer Denkschrift, Hitler vom Krieg gegen die Tschechoslowakei abzuhalten. Zwei Tage später stellt Beck, tief enttäuscht von der Erfolglosigkeit seiner Bemühungen zur Abwendung eines Krieges, den Antrag auf Enthebung.

Am 22. August 1938 versucht Admiral Wilhelm Canaris, in Budapest die ungarische Regierung dazu zu bewegen, bei Hitler gegen einen Einmarsch in die Tschechoslowakei zu protestieren.

Am 3. September 1938 steht Hitlers Plan für den Einmarsch in die Tschechoslowakei fest. Am 27. September will er den Tag des Einmarsches dem OKW mitteilen.

Am 18. September 1938 sagt Hitler in einem Interview: "Dieses tschechische Übel muss ein für allemal abgestellt werden, und zwar jetzt. Das ist wie ein Krebsgeschwür, das den ganzen Organismus Europas vergiftet (…) denn niemand in Deutschland denkt daran, Frankreich anzugreifen (…) Ebenso wenig will Deutschland Krieg mit England.“ Fünf deutsche Armeen erhalten Befehl zum Aufmarsch an der tschechischen Grenze.

Am 19. September einigen sich England und Frankreich darauf, der tschechoslowakischen Regierung zu empfehlen, das Sudetengebiet an Deutschland abzutreten. Die Großmächte würden die neuen Grenzen garantieren.

Am 22. September treffen sich Hitler und Chamberlain im Rheinhotel Dreesen in Bad Godesberg zur Fortsetzung ihrer Gespräche. Hitler erklärt: "Die Besetzung der abzutretenden Sudetengebiete muss sofort erfolgen."

Am 24. September 1938 gibt Frankreich die Einberufung von Reservisten bekannt. Hitler verabschiedet Chamberlain mit den Schlussworten: "Zwischen uns braucht es keine Gegensätze zu geben. Wir werden Ihnen bei der Verfolgung Ihrer außereuropäischen Interessen nicht im Wege stehen, und Sie können uns ohne Schaden auf dem europäischen Festland in Mittel- und Südosteuropa freie Hand lassen.“

Am 25. September 1938 lehnt Hitler eine weitere Konferenz mit Chamberlain ab. Dieser droht Hitler mit "offensiven Maßnahmen" Frankreichs und Englands. Hitler entgegnet, dann werde eben am 1. Oktober ein Weltkrieg ausbrechen. Im Rundfunk verkündet Hitler: "Es ist die letzte territoriale Forderung, die ich in Europa zu stellen habe (...) Und ich habe weiter versichert, dass in dem Augenblick, in dem die Tschechoslowakei ihre Probleme löst, das heißt, in dem die Tschechen mit ihren anderen Minderheiten sich auseinandergesetzt haben, und zwar friedlich und nicht durch Unterdrückung, dass ich dann am tschechischen Staat nicht mehr interessiert bin. Und das wird ihm garantiert. Wir wollen gar keine Tschechen.“

Am 27. September 1938 unterbreitet Sir Horace Wilson Hitler einen neuen Vorschlag Chamberlains: eine englische Garantie für die planmäßige Räumung der Sudetendeutschen Gebiete. Hitler erklärt nur: "Bei Ablehnung des deutschen Memorandums werde ich die Tschechoslowakei zerschlagen!" Wilsons Einwand, die französische und englische Kriegserklärung werde dann unausbleiblich sein, hält Hitler für einen Bluff. Er erklärt: "Wenn Frankreich und England losschlagen wollen, dann sollen sie es nur tun. Mir ist das vollständig gleichgültig. Ich bin auf alle Eventualitäten vorbereitet. Ich kann die Lage nur zur Kenntnis nehmen. Dann werden wir uns eben alle miteinander in der nächsten Woche im Kriege befinden!"

29./30. September 1938: "Münchner Abkommen"

Am 1. Oktober 1938 marschieren deutsche Truppen ins Sudetengebiet ein.

Am 21. Oktober 1938 ordnet Hitler in einer geheimen Weisung an das OKW die militärische Vorbereitung der "Erledigung der Rest-Tschechei" und die Inbesitznahme des Memel-Landes an: "Es muss möglich sein, die Rest-Tschechei jederzeit zerschlagen zu können."

Warum diese Chronologie? Der Autor behauptet: (Im Gegensatz zu Hitler) sei vor dem Einmarsch in die Ukraine Putin verzweifelt auf der Suche nach einer Vereinbarung mit dem Westen gewesen. Deshalb schlug er ein umfassendes europäisches Sicherheitsabkommen zwischen Russland und dem Westen vor.

Das ist einfach abwegig. Putins "Vorschläge" (Rückzug der Nato aus Osteuropa) waren absolut unannehmbar, und das wusste er auch. Eine "Besänftigung" Putins war völlig unmöglich.

Chamberlain und Daladier glaubten, Hitler "besänftigen" zu können, indem sie ihm das Sudetenland "schenkten". Die Natoländer haben daraus gelernt.

Dass Hitler von Anfang an geplant hatte, die gesamte "Tschechei" zu schlucken, ist bewiesen. Dass Putin von Anfang an vorhatte, (fast) die gesamte Ukraine "heimzuholen", legt die wenige Tage nach der Invasion von RIA Novosti etwas voreilig publizierte "Vollzugmeldung" nahe. Da stand nicht: Der Donbass ist heimgekehrt, sondern die Ukraine. Und später schilderte RIA Novisti detailliert, was Russland mit der Ukraine vorhatte. Der gesamten Ukraine.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (05.02.2024 20:57).

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