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  • auf_der_hut

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2008

Territoriale Ziele Putins

Putins geopolitische Ambitionen sind bemerkenswert konservativ: Sicherheit und Respekt für Russland und seine Zivilisation, eine friedliche und wohlhabende, multipolare Welt souveräner Staaten, in der es einen Interessenausgleich gibt, der durch multilaterale Institutionen wie die Vereinten Nationen vermittelt und harmonisiert wird.

Ob eine Invasion in ein Nachbarland, die Roberts übrigens klar verurteilet hat (https://www.change.org/p/academics-end-the-invasion-of-ukraine-now-appeal-by-russian-studies-specialists), nun ein Merkmal eines friedlichen Interessenausgleichs souveräner Staaten ist, das wage ich denn doch zu bezweifeln.

Es steht auch in einem gewissen Widerspruch zu einem anderen Artikel von Roberts, der sich mit den territorialen Zielen Russlands in der Ukraine beschäftigt und gleichfalls hier auf TP zu lesen war. (https://www.telepolis.de/features/Wie-weit-wird-er-gehen-Putins-territoriale-Ziele-in-der-Ukraine-9568165.html?seite=all)

"Mit seiner Haltung "Sicherheit vor Territorium" hält er [Putin] sich jedoch alle Optionen offen, einschließlich der Besetzung von weit mehr ukrainischem Territorium."

Die Absichten in der Ukraine mögen anfangs noch von einer gewissen paternalistischen Haltung gegenüber der Ukraine getragen gewesen sein. Putin ruft die Kinder in der Ukraine zur Ordnung und sorgt dafür, dass das Chaos der Demokratisierung aufhört und wieder "richtige" Politiker anstelle von Komikern das Land regieren.

Aber das ist durch den Kriegsverlauf und auch durch das Auftreten der Russen in den besetzten Gebieten zerstört worden. Die Ukrainer wollen nicht zu Russland zurück, viele hassen die Russen mittlerweile. Viele private Kontakte wurden durch den Krieg gekappt, viele Freundschaften beendet. Die Ukrainer teilen nicht die negative Erfahrung mit der Demokratisierung, die Russland zurück in Autokratie und Repression geführt hat. Sie wollen den Weg ihrer Nachbarländer Polen und Rumänien gehen, nicht den von Belarus. Das haben die Massenproteste auf dem Maidan und die folgenden Wahlen gezeigt. Russland selbst hat durch die Abspaltung des Donbass und der Krim die Kräfteverhältnisse zuungunsten der pro-russischen Parteien verschoben.

Jetzt ist Russland nur noch eine Besatzungsmacht. Von den vielleicht durchaus guten Absichten ist nichts mehr geblieben, das ist nur noch das Recht des Stärkeren bzw. ein Sieg der größeren Ressourcen, nicht von einer wie auch immer gearteten Überlegenheit.

Es ist leicht einen Krieg zu beginnen und schwierig ihn wieder zu beenden. Selbst siegreiche "Spezialoperationen" wie die Eroberung des Irak durch die Amerikaner sind schwer in politische Erfolge umzumünzen. Russland hat noch nicht einmal den militärischen Teil abgeschlossen und für den politischen anscheinend keinen Plan.

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