Diese falsche Analogie ist eine Erweiterung des München-Syndroms. Sie behauptet, Hitlers Besetzung von Prag im März 1939 zeige, dass, wenn man Putin auch nur einen Zentimeter Territorium zugesteht, er sprichwörtlich einen Meter nehmen werde.
Allerdings war 1939 die Eroberung Polens Hitlers Ziel, nicht die der Tschechoslowakei. Deutsche Truppen drangen in das Land ein, angeblich, um für Ordnung zu sorgen, wegen einer inneren Krise, die die Slowakei und die tschechischen Länder nach dem Verlust des deutsch besiedelten Sudetenlandes in München spaltete.
Hitler hatte bereits 1938 vorgehabt, die Tschechoslowakei zu erobern und zu besetzen. Der Einmarsch stand Tage vor München unmittelbar bevor. Für sein großes Ziel - die Beherrschung Osteuropas - war dies unumgänglich. Das Münchner Abkommen war ihm eher lästig dabei. Die Planungen mit der "Zerschlagung der Resttschechei" begannen kurz nach dem Münchner Abkommen. Ein wichtiger Grund war, die tschechische Rüstungsindustrie in die Hand zu bekommen.
Die Slowakei erklärte sich nach einem deutschen Ultimatum am 14. März 1939 für unabhängig. War aber de facto ein Vasallenstaat des Deutschen Reichs.
Die Analogie München 1938 ist daher keineswegs falsch, sondern völlig zutreffend. Hitler hatte offiziell "nur" das Sudetenland gefordert ("die letzte territoriale Forderung in Europa"), es ging ihm aber stets um die gesamte Tschechoslowakei. Polen war dann als nächstes dran.
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