12jk34 schrieb am 30.07.23 02:00:
Ich wohne dort, wo der Herr Sesselmann, AFD, zum Landrat gewählt wurde. Mein Erschrecken darüber läßt mich aber weiterdenken:
Was ist mit sinnvollen Projekten, zu deren Beschlussmehrheit auf Grund der prozentualen Verteilung auch Stimmen der AFD notwendig sind? Wenn z.B. ein Pfegeheim gebaut oder eine Schule saniert werden soll.
Werden dann solche Projekte sofort gecancelt, weil man ja reflexhaft NIE AUCH NUR IRGENDWAS mit der AFD zu tun haben will?
Wie soll eine vernünftige Politik vonstatten gehen, wenn eine nicht verbotene Partei immer ausgegrenzt wird? Da beißt sich doch der Hund in den Schwanz.
Ehrlich, ich bin ratlos.
Ja, ist schwierig. Politik ist nunmal eine Showveranstaltung. Der Gegner darf und muss auch taktisch bekämpft werden, das erwarten die Wähler.
Am Ende geht das mit dem Altenheim in beide Richtungen: Auch die AFD muss ja entscheiden, ob sie den anderen Parteien den Erfolg "gebautes Altenheim" gönnt. Schließlich entscheidet der Wähler, wessen Erfolg das ist.
Besonders verbreitet in den östlichen Bundesländern gibt es den Glauben an eine universelle Vernunft, also an eine "vernünftige Politik", die man einfach nur verfolgen müsse. Das ist ein Irrtum.
Ob und wie und wann ein Altenheim gebaut werden muss ist eine politische Entscheidung mit vielen Abwägungen. Es gibt immer Leute, die einen Nachteil von dem Projekt haben, z.B. Anwohner und es gibt zahllose Unwägbarkeiten, die das Projekt scheitern lassen können. Die Mehrheitsentscheidung ist da die beste Krücke, die wir haben.
Da der Wähler nie so tief in einem Thema steckt, wie die Politiker (sonst käme er nicht mehr zu seinem eigentlichen Leben), nimmt er Abkürzungen bei der Entscheidung, wie z.B. die vermutete Integrität der Partei oder der Personen. Es ist also zwar etwas unbefriedigend aber legitim anzunehmen, dass jemand der politisch ganz schlimme Ansichten hat auch bei der Frage nach einem Altenheim etwas im Schilde führt.