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38 Beiträge seit 17.09.2002

Assembler

> Mmhhh... ich muss wohl mal Drexler lesen - die Idee eines Assemblers
> kannte ich bisher noch nicht. 

Definitiv. Ich war unendlich fasziniert. Aber wenn, dann hol dir auch
andere Quellen, die Meinungen gehen teilweise auseinander, und EOC
ist sehr euphorisch v.a. in technischer Hinsicht, da emfiehlt sich
auch andere Lektüre. Aber EOC hat den Vorteil, daß es verdammt gut
aufgebaut ist, von der Beweisführung, extrem angenehm zu lesen, mit
Anekdoten, Beispielen, Exkursen, sehr wenig tiefe Technik, alles sehr
verständlich. Man spürt richtig, daß dieser Mann Ahnung hatte,
bereits 1986, als die erste Auflag erschien. Und er beschäftigt sich
bei weitem nicht nur mit der reinen Technologie, sondern auch, was
für Auswirkungen, positiv wie negativ, sie auf die Menschheit haben
könnte.

> Ich habe versucht, mir das Problem der
> Selbstreproduzierung auf der Makroebene vorzustellen. Also was wäre
> wenn AIBO (der stubenreine Hund von Sony)sich selbst einmal
> reproduzieren möchte? Sagen wir er besteht aus 20000 Einzelteilen.
> Dann müssten wir ihm vorher seinen Konstruktionsplan und seine
> Bastelanleitung einprogrammieren und ihm beibringen alle Teile
> herzustellen und zusammenzusetzen. Dann müsste er nur noch seine
> Software auf den AIBO-Klon überspielen - fertig. 

In der grauesten Theorie schon richtig, wird aber an tausenden
praktischen Problemen scheitern. Hat auch wenig mit dem zu tun, wie
das mit Assemblern läuft.

Assembler sehen in der Theorie wie eine Fabrik aus: Es gibt mehrere
flexible Roboterarme, jeder nur wenige hundert Atome lang. Am Ende
jedes Arms sitzt ein Werkzeug, das sogar austauschbar sein kann. Es
gibt auch ein Fließband, das das zu bearbeitende Werkstück von
Station zu Station bringt, grade wie in einer heutigen Roboterfabrik.
Es gibt einen kleinen molekularen COmputer, der aufgrund der von
außen erhaltenen Anweisung die Arme bewegt, und Andockstationen für
ATP, den in lebenden Organismen universellen Energietransporter.
zusammengehalten wird alles von einem Rahmen, der außen weitere Arme
besitzt, mit denen die gesamte Fabrik durch eine Flüssigkeit rudern
und steuern kann, und das sich an einem bestimmten Ort oder einem
anderen Assembler festhalten kann. Das Werkstück, vielleicht eine Art
Startmolekül, kommt also vorne rein und wird zum ersten Arm bewegt.
Der Arm dort führt seine Arbeit aus und das Fließband rollt weiter,
wobei es auch schon von vorne das nächste WErkstück bringt. Am Ende
ist das Werkstück fertig bearbeitet und es kann entweder verarbeitet
oder an den nächsten, anderen Assembler weitergegeben werden.

> Ein Punkt ist mir
> noch etwas Unklar: Ist es auf der Mikroebene für einen Nanobot
> einfacher seine Teile zu bekommen/produzieren? 

Naja einfacher oder nicht sei dahingestellt. Es kommt natürlich
darauf an, worauf der jeweilige Assembler gerade programmiert ist,
und in welcher Umgebung er das ausführen muß. Wenn seine Aufgabe z.B.
ist, den Ozonalarm in einer Stadt zu beheben, wird er keine Probleme
bekommen, wie ein Enzym schnappt er sich das nächste O3 Molekül, das
an ihn hinrumpelt, zerlegt es, und wartet auf das nächste. 
Wenn er natürlich eine komplexe Aufgabe bekommt, wie etwa, ein extrem
fortgeschrittenes elektronisches Bauteil, das ausgefallene
Materialien erfordert, müssen diese natürlich bereitgestellt werden,
sofern sie nicht irgendwie in der Umgebung enthalten sind.
Eine andere denkbare Anwendung beinhaltet, daß ein vorhandener
Gegenstand einfach zerlegt und neu zusammengesetzt wird, mit
veränderter Struktur.


> Ein Punkt bleibt aber auch auf der Mikroebene gültig: Der Nanobot
> muss einen Konstruktionsplan und eine Bastelanleitung besitzen, oder?

Unterscheidest du Konstruktionsplan und Bastelanleitung? Produktion
mit Assemblern läuft anders ab als z.B. ein modellflugzeug zu bauen,
dessen Teile man erst herstellen muss. Ein Assembler baut das
komplette Flugzeug, Atom für Atom, bzw. Molekül für Molekül. Keine
Zwischenschritte, vom Molekül zum fertigen Produkt. Aber was der
Assembler wo machen soll, muß ihm natürlich nach wie vor gesagt
werden, wie bei einem Computer.
Zur Zeit des Z3 von Konrad Zuse, des ersten Computers dieses
Jahrhunderts, wurden Computer noch mit Programmen in Form von
Lochkarten gefüttert, was uns heute natürlich archaisch erscheint,
als ob man Feuer mit dem Feuerstein (damit mein ich nicht den im
Feuerzeug :)) macht.
Aber zur Programmierung von Assemblern bietet sich diese Methode
durchaus wieder an, indem man z.B. spezielle Proteinstreifen
synthetisiert, die als binäres System statt Loch/kein Loch wie bei
der Lochkarte eben Berg/Tal haben, wobei der "Berg" aus nur einem
einzigen Atom bestehen könnte. 

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