Doc Holliday schrieb am 5. Januar 2003 13:34
> Gekränkt hast du mich nicht, ich fand die Argumentation bloß ganz
> witzig ;)
Tschuldige, Du wirktest so auf mich. Wenn ich jemanden bloß witzig
finde, fahre ich ihn weder an, noch rege mich über ihn auf. Aber das
ist wohl auch nur Deiner etwas grobe Art, Humor zu äussern.
>
> Drexler selbst meinte, daß die "Nanotechonologische Revolution", so
> der Untertitel von Engines of Creation, gar keine Revolution, sondern
> eine evtl. langwierige Evolution sein wird.
Aber irgendwann muss die Revolution ja doch stattfinden, wie es z.B.
in der Computertechnik, in den 40er Jahren des vergangenen
Jahrhunderts mit den bahnbrechenden Arbeiten Turings und von Neumanns
passiert ist, wo ja ein wirklicher begrifflicher Fortschritt
stattfand.
> Er hat diesem Aspekt,
> Evolution von Werkzeugen, einen längeren Abschnitt gewidmet.
>
> Ich verfolge sporadisch die Entwicklung in der Nanotechnologie, und
> ich würde sagen, der Fortschritt macht genaus das, er schreitet
> voran. Es gibt immer wieder neue Meldungen, hier können jap.
> Wissenschaftler einzelne Atome rumschubsen und zu neuen Strukturen
> zusammenfügen, da gibts wichtige neue Erkenntnisse über Nanoröhren
> usw. Im Augenblick sehe ich, daß das passiert, was Drexler
> vorhergesehen hat, mit vielen kleinen Schritten gehts voran.
Gewiss, das war aber auch nicht der Gegenstand meiner Polemik. In der
Mathematik unterscheidet man zwischen dem lokalen und globalen
Verhalten einer Kurve. Aus letzterem kann man nicht auf das erstere
schließen. Dass Drexler seine eigenen Prophezeihungen durch die
Fortschritte echter Wissenschaft bestätigt sieht, wundert mich nun
nicht.
> Jeder
> Erfolg für sich mag nicht entscheidend sein, aber irgendwann, d.h. in
> absehbarer Zukunft, d.h. innerhalb der nächsten paar Jahrzehnte, wird
> halt die entscheidende Entdeckung gemacht werden.
Das ist Prophetie. Genausogut kann sich die Nanotechnik wie einige
andere Wissenschafts/Technikzweige weiterentwickeln, die auch kein
universales Prinzip haben, z.B. die Klimaforschung oder der
Maschinenbau. Jedes System wird für sich betrachtet. Dann wird mit je
eigenen Mitteln eine Lösung für ein Problem erarbeitet.
> Irgendjemand findet
> irgendwo das entscheidende Protein, das sich zum kruden
> Protoassembler faltet, mit dem sich bessere Assembler bauen lassen.
>
> Vielleicht läufts auch ganz anders, wer weiß. Aber Evolution läßt
> sich nicht umkehren, das Wissen, das man mal erworben hat, bleibt
> erhalten, und man geht zum nächsten Thema über. Man wird sie finden,
> und wie ich schon gesagt habe, in deiner Überzeugung liegt genauso
> viel Glauben wie in meiner oder in der, daß es Gott gibt :) Bloß Gott
> ist noch nicht wissenschaftlich-technisch bewiesen worden, meiner
> schon :)
Aber dass die Evolution als Fortschrittsbewegung interpretierbar ist,
das sagt Dir immerhin Dein Glaube. Jetzt, wo man Evolution
formalisieren kann ( evolutionäre und genetische Algorithmen ) macht
man sich stärker Gedanken über die Randbedingungen des
Evolutionsspiels und natürlich auch ihres Verlaufes. Damit tritt die
Wissenschaft abermals in sich selbst ein und verlässt so langsam ihre
Ideologie. Man mag das für einen Fortschritt halten, aber die Ironie
kann darin bestehen, dass sich genau dieser Begriff vor uns auflöst,
im Augenblick, wo man ihn zu greifen versucht.
Tloen
> Gekränkt hast du mich nicht, ich fand die Argumentation bloß ganz
> witzig ;)
Tschuldige, Du wirktest so auf mich. Wenn ich jemanden bloß witzig
finde, fahre ich ihn weder an, noch rege mich über ihn auf. Aber das
ist wohl auch nur Deiner etwas grobe Art, Humor zu äussern.
>
> Drexler selbst meinte, daß die "Nanotechonologische Revolution", so
> der Untertitel von Engines of Creation, gar keine Revolution, sondern
> eine evtl. langwierige Evolution sein wird.
Aber irgendwann muss die Revolution ja doch stattfinden, wie es z.B.
in der Computertechnik, in den 40er Jahren des vergangenen
Jahrhunderts mit den bahnbrechenden Arbeiten Turings und von Neumanns
passiert ist, wo ja ein wirklicher begrifflicher Fortschritt
stattfand.
> Er hat diesem Aspekt,
> Evolution von Werkzeugen, einen längeren Abschnitt gewidmet.
>
> Ich verfolge sporadisch die Entwicklung in der Nanotechnologie, und
> ich würde sagen, der Fortschritt macht genaus das, er schreitet
> voran. Es gibt immer wieder neue Meldungen, hier können jap.
> Wissenschaftler einzelne Atome rumschubsen und zu neuen Strukturen
> zusammenfügen, da gibts wichtige neue Erkenntnisse über Nanoröhren
> usw. Im Augenblick sehe ich, daß das passiert, was Drexler
> vorhergesehen hat, mit vielen kleinen Schritten gehts voran.
Gewiss, das war aber auch nicht der Gegenstand meiner Polemik. In der
Mathematik unterscheidet man zwischen dem lokalen und globalen
Verhalten einer Kurve. Aus letzterem kann man nicht auf das erstere
schließen. Dass Drexler seine eigenen Prophezeihungen durch die
Fortschritte echter Wissenschaft bestätigt sieht, wundert mich nun
nicht.
> Jeder
> Erfolg für sich mag nicht entscheidend sein, aber irgendwann, d.h. in
> absehbarer Zukunft, d.h. innerhalb der nächsten paar Jahrzehnte, wird
> halt die entscheidende Entdeckung gemacht werden.
Das ist Prophetie. Genausogut kann sich die Nanotechnik wie einige
andere Wissenschafts/Technikzweige weiterentwickeln, die auch kein
universales Prinzip haben, z.B. die Klimaforschung oder der
Maschinenbau. Jedes System wird für sich betrachtet. Dann wird mit je
eigenen Mitteln eine Lösung für ein Problem erarbeitet.
> Irgendjemand findet
> irgendwo das entscheidende Protein, das sich zum kruden
> Protoassembler faltet, mit dem sich bessere Assembler bauen lassen.
>
> Vielleicht läufts auch ganz anders, wer weiß. Aber Evolution läßt
> sich nicht umkehren, das Wissen, das man mal erworben hat, bleibt
> erhalten, und man geht zum nächsten Thema über. Man wird sie finden,
> und wie ich schon gesagt habe, in deiner Überzeugung liegt genauso
> viel Glauben wie in meiner oder in der, daß es Gott gibt :) Bloß Gott
> ist noch nicht wissenschaftlich-technisch bewiesen worden, meiner
> schon :)
Aber dass die Evolution als Fortschrittsbewegung interpretierbar ist,
das sagt Dir immerhin Dein Glaube. Jetzt, wo man Evolution
formalisieren kann ( evolutionäre und genetische Algorithmen ) macht
man sich stärker Gedanken über die Randbedingungen des
Evolutionsspiels und natürlich auch ihres Verlaufes. Damit tritt die
Wissenschaft abermals in sich selbst ein und verlässt so langsam ihre
Ideologie. Man mag das für einen Fortschritt halten, aber die Ironie
kann darin bestehen, dass sich genau dieser Begriff vor uns auflöst,
im Augenblick, wo man ihn zu greifen versucht.
Tloen