Danke für diesen erhellenden Artikel!
Schlimm genug, dass die GLS gemeinsam mit Bertelsmann und der Uni Witten-Herdecke das neoliberale Studiengebühren-Privatuni-Süppchen weiterköchelt.
Was hatte man an der Uni erwartet: Dass Bertelsmann, Deutsche Bank und Krupp-Stiftung völlig uneigennützig eine Antroprosophische Hochschule fördern? Dass es einem Reinhard Mohn, der einige zig Millionen Euro in die Uni pumpte, ausreichen würde, dass die Uni seiner Tochter Brigitte den Doktortitel verlieh? http://www.fr.de/kultur/netz-tv-kritik-medien/medien/bertelsmann-stiftung-unbequeme-wahrheiten-a-997211
Dass die GLS allerdings mit Bertelsmann in Sachen „Wirkungsorientiertes Investieren“ oder „Social Impact Investment“ oder auch „Social Impact Bonds“ kooperiert, ist ebenfalls harter Tobak. Die GLS lässt sich hier instrumentalisieren für weiteren Sozialstaatsabbau.
Die Trümmer, die die Bertelsmann-gesteuerte Wirtschafts-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik der letzten Jahrzehnte hinterlassen hat, sollen nun attraktives Investitionobjekt für „Soziale Wirkungsinvestition“ werden? Wahrhaft pervers!
Dem Thema widmet auch Hermann Ploppa in seinem Buch „Die Macher hinter den Kulissen“ einen Abschnitt:
„Da ja der Staat in absehbarer Zeit in absehbarer Zeit kaum noch in der Lage sein wird, Sozialpolitik zu finanzieren, ist in den USA folgendes Modell entwickelt worden: der Staat schließt mit Investoren einen Vertrag ab. Die Investoren bezahlen einen sozialen Dienstleister, der sich beispielsweise um die Resozialisatialisierung eines Strafgefangenen kümmert. Gelingt es in einem verabredeten Zeitraum, den Strafentlassenen in die Gesellschaft zu integrieren, bekommt der Investor sein Geld zurück plus einer Rendite. Wird der Strafentlassene rückfällig, bekommt der Investor sein Geld nicht zurück. Der Staat hat also kein Risiko und kann nur gewinnen. Ein unabhängiger Vertragspartner bewertet den Erfolg der Aktion.
Social Impact Bonds sind eine neue Idee, vagabundierendes Spekulationsgeld in gesellschaftliche Bereiche zu stecken, die bislang noch nicht der Profitlogik unterworfen waren. Die Unternehmensberatung McKinsey hat eine Studie anfertigen lassen über die Erfolgsaussichten der Spekulation in Sozialbereiche. In Kanada, Australien, Neuseeland und den USA sind die Versuche in vollem Gang. US-Präsident Obama stellte im Haushaltsjahr 2012 für Experimente in Social Impact Bonds 100 Millionen Dollar bereit. Und das Bankhaus Goldmann Sachs investiert bereits 9,6 Millionen Dollar in ein Experiment mit Strafgefangenen im New Yorker Gefängnis Rikers Island.
Letzteres ist schon etwas anrüchig. Denn seitdem die Gefängnisse in den USA ab den siebziger Jahren privatisiert wurden und sich diese Branche als durchaus rentabel erwies, vermehrte sich die Anzahl der Gefängnisinsassen von 200 000 im Jahre 1970 auf jetzt 2,2 Millionen! [Fn: https://www.heise.de/tp/features/Im-Strudel-der-Gefaengnisindustrie-3416637.html]
Man bräuchte allerdings in den USA gar kein aufwendiges Resozialisierungsprogramm aufzulegen. Es würde ausreichen, die von Nelson Rockefeller eingeführten harten Drogengesetze abzuschaffen. Hier gilt, wie so oft bei Privatisierungen: wir schaffen die Probleme, für die wir die lukrativen Lösungen anbieten.“
Quelle: Hermann Ploppa (2014): Die Macher hinter den Kulissen, S. 146 f.
Bertelsmann-Studie zum Thema:
https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/Studie_ZZ_Social-Impact-Investment-in-Deutschland-2016_2016.pdf