Sorum ists richtig. Denn Wissenschaft wird von Menschen gemacht und
diese schließen von sich auf andere. Sie führen jede Menge
sozialwissenschaftliche Begriffe in die Biologie ein: Da wird Bienen
unterstellt, sie würden in "Völkern" leben, man spricht von
"Ameisenstaaten", "Termitenstädten" oder von "Rang- und
Hackordnungen". Affen sollen dann in "Gemeinschaften" oder "Gruppen"
zusammenleben, es wird von "Rudelführern" (Alpha-Männchen)
daherschwadroniert. So ist das nun auch mit dem Begriff des
"Parasiten" oder des "Schmarotzers".
Der Witz ist: Weder Biene noch Ameise haben ein Konzept darüber, was
ein "Volk" eine "Stadt" oder ein "Staat" ist. Insekten leben in Wabe
oder Haufen und folgen allein sich selbst. Da hat sich etwas
evolutionär entwickelt und sich bislang anscheinend bewährt. Aber
die, die da rumwuseln wissen nicht, was sie tun.
Das was wir heute als "Parasiten" benennen, ist auch eines dieser
evolutionären Konzepte, aber der Parasit selbst hat kein Konzept
darüber, welche negativen Konnotationen der Begriff in der sozialen
Welt des Menschen hat: Und so beißt der Floh ganz ungeniert weiter
seinen Hund.
Wollte man neutraler formulieren, so könnte man den Parasiten
vielleicht als Brückentier bezeichnen, das verschiedene Kreisläufe
zusammenführt, was sich als evolutionär "fit" erwiesen hat.
Denn wenn wir uns mal an den Ursache-Wirkungszusammenhang machen,
dann wird vieles klarer.
Der Mensch ist irgendwannmal vom Baum heruntergestiegen hat sich
vergruppt und verstaatet, ganz wesentliches Element dabei war die
Arbeitsteilung. Bei diesen Prozessen stieß er auf einige
Schwierigkeiten, die das soziale Leben so mit sich bringt: Unter
anderem entwarf er den Begriff des "Parasiten" oder "Schmarotzers"
für Leut, die ihm gerade nicht paßten. Erst viel später, die
Arbeitsteilung schritt weiter fort, differenzierte sich seine soziale
Welt weiter aus und der Mensch begann seine Umwelt zu studieren und
zu erforschen. Einem Aspekt dieser Umwelterforschung gab er den Namen
"Biologie" andere nannte er "Physik" und wenn er über sein eigenes
Denken & Handeln forscht, dann nennt er das "Psychologie",
Philosophie oder auch "Soziologie". Egal.
Die Biologen fanden also bei ihrem Studium der Umwelt Prozesse vor,
die sie an die Probleme der eigenen Gesellschaft erinnerten: Und weil
es dafür den schönen Begriff "Parasit" bereits gab, bezeichneten sie
das, was sie da sahen, mit dem was sie schon kannten. Der Floh auf
dem Rücken des Hundes ist kein Parasit, der Mensch empfindet ihn
allerdings als einen solchen, weil ihn das Verhalten des Flohs an
eigene Probleme des Zusammenlebens erinnert.
Jetzt kommt ein Nebenprozess zum tragen, der nachher nochmal wichtig
wird. Es gibt Ideologien, die die Wissenschaft nicht als einen Teil
der Gesellschaft sehen wollen, sondern als etwas "Erhabenes", in dem
Wahrheit und "Objektivität", die reine Suche nach Erkenntnis und
ähnliche tolle Dinge stattfinden: Der Elfenbeinturm der Wissenschaft
ist edel und gut, die Welt da draußen schlecht und gemein. Eine
solche Sicht der Dinge ist zwar vollkommener Blödsinn, aber sie ist
weitverbreitet.
Wir fassen zusammen:
Zuerst schließt der Mensch von sich auf andere und überträgt seinen
Begriff des Parasiten auf Mechanismen die er in der Natur vorfindet:
Den Begriff des Parasiten gab es lange vor seiner Verwendung in der
Biologie.
Dann stattet er diejenigen, die die Umweltaspekte erforschen, die
Wissenschaftler, fälschlicherweise mit einem Heiligenschein der
Objektivität und Wahrheitsverbreitung aus.
In einem dritten Schritt schließt sich der Kreis und ab jetzt wird
Politik gemacht: Wem es also grade in seine Ideologie paßt, der sagt
über seine Feinde:
"Das da, das sind Parasiten, auf sie mit Gebrüll! Zum Beweis das ich
Recht habe und das diese Bösen Buben dadrüben wirklich üble Parasiten
sind, müßt ihr nur ins Biobuch schauen, schon bei den Tieren, so
haben uns die wissenschaftlichen Wahrheitsverkünder gesagt, schon bei
den Tieren gibt es ja diese bösen Parasiten, so wie der arme Hund
unter dem Floh zu leiden hat, so leidet der Volkskörper unter den
menschlichen Parasiten. Laßt uns also die Parasiten ausrotten, denn
es ist ja wissenschaftlich bewiesen, das das richtig ist."
Und dann zieht die Menschenmeute wieder mal los und es wird fröhlich
hin- und hergemetzelt. So funktioniert Ideologie.
Es wird immer vergessen, daß die Prozesse der Vergemeinschaftung und
Vergesellschaftung der Erforschung der Welt vorgelagert sind und
diese selbstverständlich heftigst beeinflussen.
mfG, yossarian
diese schließen von sich auf andere. Sie führen jede Menge
sozialwissenschaftliche Begriffe in die Biologie ein: Da wird Bienen
unterstellt, sie würden in "Völkern" leben, man spricht von
"Ameisenstaaten", "Termitenstädten" oder von "Rang- und
Hackordnungen". Affen sollen dann in "Gemeinschaften" oder "Gruppen"
zusammenleben, es wird von "Rudelführern" (Alpha-Männchen)
daherschwadroniert. So ist das nun auch mit dem Begriff des
"Parasiten" oder des "Schmarotzers".
Der Witz ist: Weder Biene noch Ameise haben ein Konzept darüber, was
ein "Volk" eine "Stadt" oder ein "Staat" ist. Insekten leben in Wabe
oder Haufen und folgen allein sich selbst. Da hat sich etwas
evolutionär entwickelt und sich bislang anscheinend bewährt. Aber
die, die da rumwuseln wissen nicht, was sie tun.
Das was wir heute als "Parasiten" benennen, ist auch eines dieser
evolutionären Konzepte, aber der Parasit selbst hat kein Konzept
darüber, welche negativen Konnotationen der Begriff in der sozialen
Welt des Menschen hat: Und so beißt der Floh ganz ungeniert weiter
seinen Hund.
Wollte man neutraler formulieren, so könnte man den Parasiten
vielleicht als Brückentier bezeichnen, das verschiedene Kreisläufe
zusammenführt, was sich als evolutionär "fit" erwiesen hat.
Denn wenn wir uns mal an den Ursache-Wirkungszusammenhang machen,
dann wird vieles klarer.
Der Mensch ist irgendwannmal vom Baum heruntergestiegen hat sich
vergruppt und verstaatet, ganz wesentliches Element dabei war die
Arbeitsteilung. Bei diesen Prozessen stieß er auf einige
Schwierigkeiten, die das soziale Leben so mit sich bringt: Unter
anderem entwarf er den Begriff des "Parasiten" oder "Schmarotzers"
für Leut, die ihm gerade nicht paßten. Erst viel später, die
Arbeitsteilung schritt weiter fort, differenzierte sich seine soziale
Welt weiter aus und der Mensch begann seine Umwelt zu studieren und
zu erforschen. Einem Aspekt dieser Umwelterforschung gab er den Namen
"Biologie" andere nannte er "Physik" und wenn er über sein eigenes
Denken & Handeln forscht, dann nennt er das "Psychologie",
Philosophie oder auch "Soziologie". Egal.
Die Biologen fanden also bei ihrem Studium der Umwelt Prozesse vor,
die sie an die Probleme der eigenen Gesellschaft erinnerten: Und weil
es dafür den schönen Begriff "Parasit" bereits gab, bezeichneten sie
das, was sie da sahen, mit dem was sie schon kannten. Der Floh auf
dem Rücken des Hundes ist kein Parasit, der Mensch empfindet ihn
allerdings als einen solchen, weil ihn das Verhalten des Flohs an
eigene Probleme des Zusammenlebens erinnert.
Jetzt kommt ein Nebenprozess zum tragen, der nachher nochmal wichtig
wird. Es gibt Ideologien, die die Wissenschaft nicht als einen Teil
der Gesellschaft sehen wollen, sondern als etwas "Erhabenes", in dem
Wahrheit und "Objektivität", die reine Suche nach Erkenntnis und
ähnliche tolle Dinge stattfinden: Der Elfenbeinturm der Wissenschaft
ist edel und gut, die Welt da draußen schlecht und gemein. Eine
solche Sicht der Dinge ist zwar vollkommener Blödsinn, aber sie ist
weitverbreitet.
Wir fassen zusammen:
Zuerst schließt der Mensch von sich auf andere und überträgt seinen
Begriff des Parasiten auf Mechanismen die er in der Natur vorfindet:
Den Begriff des Parasiten gab es lange vor seiner Verwendung in der
Biologie.
Dann stattet er diejenigen, die die Umweltaspekte erforschen, die
Wissenschaftler, fälschlicherweise mit einem Heiligenschein der
Objektivität und Wahrheitsverbreitung aus.
In einem dritten Schritt schließt sich der Kreis und ab jetzt wird
Politik gemacht: Wem es also grade in seine Ideologie paßt, der sagt
über seine Feinde:
"Das da, das sind Parasiten, auf sie mit Gebrüll! Zum Beweis das ich
Recht habe und das diese Bösen Buben dadrüben wirklich üble Parasiten
sind, müßt ihr nur ins Biobuch schauen, schon bei den Tieren, so
haben uns die wissenschaftlichen Wahrheitsverkünder gesagt, schon bei
den Tieren gibt es ja diese bösen Parasiten, so wie der arme Hund
unter dem Floh zu leiden hat, so leidet der Volkskörper unter den
menschlichen Parasiten. Laßt uns also die Parasiten ausrotten, denn
es ist ja wissenschaftlich bewiesen, das das richtig ist."
Und dann zieht die Menschenmeute wieder mal los und es wird fröhlich
hin- und hergemetzelt. So funktioniert Ideologie.
Es wird immer vergessen, daß die Prozesse der Vergemeinschaftung und
Vergesellschaftung der Erforschung der Welt vorgelagert sind und
diese selbstverständlich heftigst beeinflussen.
mfG, yossarian