elfboi schrieb am 8. April 2005 15:09
> Ich denke, für ernsthaften Faschismus sind die Deutschen in ihrer
> Mehrheit nicht mehr straff und diszipliniert genug - wer danach
> sucht, sollte momentan eher nach Polen schauen. Nicht umsonst werden
> hierzulande in der Industrie oder bei der Feldarbeit gerne Polen
> beschäftigt, weil Deutsche zu schlaff sind.
Tut mir leid, aber das ist Unsinn. Polnische Arbeitskräfte werden
lieber genommen, weil sie billiger sind. Sie arbeiten williger, weil
die Bezahlung in Polen für die gleiche Tätigkeit deutlich geringer
ist. Das hat rein garnix zu tun mit "Deutsche schlaff/Polen straff"
>
> Was hier eher auf uns zukommt, ist eine Art totalitäre
> Konzernherrschaft, ein totaler Kapitalismus, der alles seiner
> Verwertung unterwirft. Parasit ist, wer nicht von irgendeinem Konzern
> in irgendeiner Form verwertet werden kann, sei es als Kunde oder als
> Lohnsklave (vorzugsweise beides, dann bleibt das Geld in der
> Familie). In derartigen Systemen mag das Kapital auch mal ein
> faschistisches System installieren, falls das Erfolg verspricht, aber
> eigentlich ist eine formale Demokratie, die real gesehen gegen die
> Konzerne machtlos ist, aber das Volk immer noch kontrollieren kann,
> wobei der Anschein gewahrt bleibt, das Volk kontrolliere sich über
> die Regierung selbst, wesentlich effizienter. Es muß nur dafür
> gesorgt werden, daß alle Leute, die fähig wären, einen Aufstand gegen
> das System zu initiieren, neutralisiert werden, und das geht
> besonders einfach, wenn man sie entweder kauft und in die Konzernwelt
> einbindet oder dafür sorgt, daß sie sozial isoliert werden und sich
> machtlos fühlen...
Du schreibst mir aus der Seele
>
> Wer es in dieser Welt schafft, ein erfolgreicher Parasit zu sein, ist
> immer noch besser dran als ein braver Lohnsklave, auch wenn letzterer
> ein wenig mehr Geld und Macht (im Sinne des Systems) hat.
Bleibt nur die Frage, wie man Parasit definiert. Zum Lohnsklaven wird
man nicht durch eine geregelte Tariftätigkeit, sondern durch sein
Verhalten in dieser tätigkeit. Wenn ich sehe, wie meine Kollegen auch
wirklich jeden Mist der an Sie rangetragen wird mitmachen, ohne auch
nur Ansatzweise darüber nachzudenken ob das sinnvoll ist oder nicht,
dann muss man das in der Tat als Sklavenmentalität betrachten. Die
Arbeitgeber brauchen noch nicht mal Druck auszuüben, die Leute setzen
sich, mit ihrer Unterwürfigkeit, schon selbst so sehr unter Druck das
Ihnen das Wohl der Firma mehr gilt als das eigene Wohl.
Es geht aber auch anders. Ich für meinen Teil mache schon mal nichts
freiwillig. Wenn am Arbeitsprozess was geändert wird, bzw. neue
"konzepte" vorgestellt werden, frage ich erstmal nach dem Sinn und
was damit erreicht werden soll. Errschreckender Weise ist das in 90 %
(gefühlter Wert) der Fälle nichts als blinder Aktionismus (Chef hat
mal wieder was tolles in einer Managerzeitschrift gelesen etc.) bzw.
heiße Luft. Sobald mir Regelungen nicht passen, wende ich mich an den
Betriebsrat (dazu ist er auch da). Die Betriebsräte sind teilweise
besser als man meinen möchte, sie machen sich häufig, nur aus
mangelnder Inanspruchnahme durch die Kollegen, zu
"Erfüllungsgehilfen" der Unternehmensleitung. Ich stoße da immer auf
bereitwillige Unterstützung von ansonsten gelangweilten
Betriebsräten. Die freuen sich richtig wenn da mal jemand den Mund
aufmacht.
Allerdings will ich auch nicht verschweigen, das ein solches
verhalten einen Preis hat. Sicher wird man nicht offen angegriffen,
da es die Unternehmensleitungen gar nicht mehr gewöhnt sind
Wiederspruch zu bekommen bekommt man da relativ wenig entgegen
gesetzt. Nur wird man dann gerne einfach ignoriert, nicht zuletzt
durch die "Sklavenmentalität" der Kollegen.
So bin ich sozusagen unfreiwillig zum "Schmarotzer" geworden. Ich
beziehe weiterhin ein gutes Gehalt, aber ich sitze hauptsächlich nur
rum weil man mich ignoriert. Entlassen wird man aber auch nicht, weil
man sich dann mit mir und meinen Argumenten auseinandersetzen müsste.
So genug abgeschweift ;) Zusammenfassend ist mir deine Unterteilung
von Lohnskalven auf der einen Seite und "Schmarotzern" auf der
anderen Seite zu einfach. Ich denke man kann sich in jeder
Lebenssituation zum Sklaven machen, indem man sich weigert Kritik zu
üben und Stellung zu beziehen.
> Ich denke, für ernsthaften Faschismus sind die Deutschen in ihrer
> Mehrheit nicht mehr straff und diszipliniert genug - wer danach
> sucht, sollte momentan eher nach Polen schauen. Nicht umsonst werden
> hierzulande in der Industrie oder bei der Feldarbeit gerne Polen
> beschäftigt, weil Deutsche zu schlaff sind.
Tut mir leid, aber das ist Unsinn. Polnische Arbeitskräfte werden
lieber genommen, weil sie billiger sind. Sie arbeiten williger, weil
die Bezahlung in Polen für die gleiche Tätigkeit deutlich geringer
ist. Das hat rein garnix zu tun mit "Deutsche schlaff/Polen straff"
>
> Was hier eher auf uns zukommt, ist eine Art totalitäre
> Konzernherrschaft, ein totaler Kapitalismus, der alles seiner
> Verwertung unterwirft. Parasit ist, wer nicht von irgendeinem Konzern
> in irgendeiner Form verwertet werden kann, sei es als Kunde oder als
> Lohnsklave (vorzugsweise beides, dann bleibt das Geld in der
> Familie). In derartigen Systemen mag das Kapital auch mal ein
> faschistisches System installieren, falls das Erfolg verspricht, aber
> eigentlich ist eine formale Demokratie, die real gesehen gegen die
> Konzerne machtlos ist, aber das Volk immer noch kontrollieren kann,
> wobei der Anschein gewahrt bleibt, das Volk kontrolliere sich über
> die Regierung selbst, wesentlich effizienter. Es muß nur dafür
> gesorgt werden, daß alle Leute, die fähig wären, einen Aufstand gegen
> das System zu initiieren, neutralisiert werden, und das geht
> besonders einfach, wenn man sie entweder kauft und in die Konzernwelt
> einbindet oder dafür sorgt, daß sie sozial isoliert werden und sich
> machtlos fühlen...
Du schreibst mir aus der Seele
>
> Wer es in dieser Welt schafft, ein erfolgreicher Parasit zu sein, ist
> immer noch besser dran als ein braver Lohnsklave, auch wenn letzterer
> ein wenig mehr Geld und Macht (im Sinne des Systems) hat.
Bleibt nur die Frage, wie man Parasit definiert. Zum Lohnsklaven wird
man nicht durch eine geregelte Tariftätigkeit, sondern durch sein
Verhalten in dieser tätigkeit. Wenn ich sehe, wie meine Kollegen auch
wirklich jeden Mist der an Sie rangetragen wird mitmachen, ohne auch
nur Ansatzweise darüber nachzudenken ob das sinnvoll ist oder nicht,
dann muss man das in der Tat als Sklavenmentalität betrachten. Die
Arbeitgeber brauchen noch nicht mal Druck auszuüben, die Leute setzen
sich, mit ihrer Unterwürfigkeit, schon selbst so sehr unter Druck das
Ihnen das Wohl der Firma mehr gilt als das eigene Wohl.
Es geht aber auch anders. Ich für meinen Teil mache schon mal nichts
freiwillig. Wenn am Arbeitsprozess was geändert wird, bzw. neue
"konzepte" vorgestellt werden, frage ich erstmal nach dem Sinn und
was damit erreicht werden soll. Errschreckender Weise ist das in 90 %
(gefühlter Wert) der Fälle nichts als blinder Aktionismus (Chef hat
mal wieder was tolles in einer Managerzeitschrift gelesen etc.) bzw.
heiße Luft. Sobald mir Regelungen nicht passen, wende ich mich an den
Betriebsrat (dazu ist er auch da). Die Betriebsräte sind teilweise
besser als man meinen möchte, sie machen sich häufig, nur aus
mangelnder Inanspruchnahme durch die Kollegen, zu
"Erfüllungsgehilfen" der Unternehmensleitung. Ich stoße da immer auf
bereitwillige Unterstützung von ansonsten gelangweilten
Betriebsräten. Die freuen sich richtig wenn da mal jemand den Mund
aufmacht.
Allerdings will ich auch nicht verschweigen, das ein solches
verhalten einen Preis hat. Sicher wird man nicht offen angegriffen,
da es die Unternehmensleitungen gar nicht mehr gewöhnt sind
Wiederspruch zu bekommen bekommt man da relativ wenig entgegen
gesetzt. Nur wird man dann gerne einfach ignoriert, nicht zuletzt
durch die "Sklavenmentalität" der Kollegen.
So bin ich sozusagen unfreiwillig zum "Schmarotzer" geworden. Ich
beziehe weiterhin ein gutes Gehalt, aber ich sitze hauptsächlich nur
rum weil man mich ignoriert. Entlassen wird man aber auch nicht, weil
man sich dann mit mir und meinen Argumenten auseinandersetzen müsste.
So genug abgeschweift ;) Zusammenfassend ist mir deine Unterteilung
von Lohnskalven auf der einen Seite und "Schmarotzern" auf der
anderen Seite zu einfach. Ich denke man kann sich in jeder
Lebenssituation zum Sklaven machen, indem man sich weigert Kritik zu
üben und Stellung zu beziehen.