Nahrung und Wärme könnte ein BGE möglicherweise garantieren - Anerkennung aber nicht. Und die ist wichtig, wie der Autor ja selber deutlich herausstreicht. Für Anerkennung tun Menschen vieles, es ist eine der ganz starken Triebfedern.
Ein BGE würde nichts daran ändern, dass Anerkennung in einer kapitalistischen Gesellschaft über Arbeit organisiert wird. Eine berufliche Tätigkeit ist dem sozialen Status nicht nur dann zuträglich, wenn sie gut entlohnt wird, sondern wenn sie auch zum Wohlergehen der Gesellschaft beiträgt, also auf nachvollziehbare Art produktiv ist. Wer nun aber zu Hause vor sich hinlebt, mag er sich dabei auch seiner Kreativität hingeben, ist in diesem Sinne nicht produktiv und bekommt auch keine Anerkennung. Zumal seine Bezüge ja nicht aus Erfindungen von vor 100 Jahren oder aus "uralten durch die Wildnis geschlagenen Pfaden" finanziert werden, sondern aus Mitteln, die die tatsächlich Arbeitenden hier und heute erwirtschaften.
Ein Rechtstitel "auf die Teilhabe am Reichtum, den wir als Gesellschaft geschaffen haben und zukünftig schaffen" bringt niemals Anerkennung und Zufriedenheit, sondern ist nicht mehr als Hartz4 - nur ohne Drangsalierung. Das Gefühl, nutzlos zu sein, bleibt, und auch der Lebensstandard wird nicht viel höher sein als bei Hartz4, weil mehr einfach nicht zu finanzieren sein wird. Ein auskömmliches BGE würde eine Steuerprogression voraussetzen, die durch die Decke geht, und das ist niemals politisch durchsetzbar.
Was mich auf die Frage bringt, warum man nicht einfach Hartz4 reformiert. Und zwar so: Entweder fordern oder "fördern", aber nicht mehr beides zugleich.
Plan A: H4-Bezieher müssen weiterhin Jobangebote annehmen, aber nur dann, wenn der Mindestlohn gezahlt wird. Den kann man vorher noch ordentlich anheben.
Plan B: H4-Bezieher bekommen Leistungen komplett ohne die Verpflichtung, Jobangebote anzunehmen.
Dies würde dem Niedriglohnsektor ein schnelles Ende bereiten. Generell würden Arbeitnehmer bei Tarifverhandlungen gestärkt, weil wieder ein echtes Sicherungsnetz da wäre und nicht länger die H4-Hölle drohen würde, was sich in steigenden Löhnen und besseren, "menschenwürdigeren" Arbeitsbedingungen niederschlagen würde.