Und deswegen bieten sie sich an, für die Kritik an dem System das Marx analysiert hat, wenn man es mit Menschen zu tun hat, die sich nicht 20 Jahre mit theoretischer Kapitalismuskritik beschäftigt haben. Wer darin Antisemitismus an erster Stelle sieht, ist bereits Opfer einer Propagandastrategie, die die Israelkritiker schon lange kennen. Egal was Netanjahu macht, egal wie die israelische Regierung mit den Palästinensern umgeht, wer nur erwähnt das er wegen Korruption angeklagt wurde - ist Antisemit.
Und natürlich ist das eine Verkürzung, wie alle Schlaglichter immer nur einen Teil beleuchten. Wenn man deutlich benennt, das Bill Gates und Konsorten nicht das Böse per se sind, sondern als kapitalistisches Schlaglicht das Wirkprinzip von unreguliertem, nicht nach oben gedeckelten Kapitalismus darstellen. Das in einem Klassenkampf oder gar Revolution, von allen Beteiligten jederzeit und vollständig tief durchdrungen die theoretischen Grundlagen zu 100% verstanden sind, ist doch auch schon so ein Wolkenkuckucksheim, das mehr bremst als praktisch nützliches bringt.
Kein einzelner Mensch kann ohne das System Kapitalismus, oder im Feudalismus so viel Vermögen als persönliches Eigentum in einem Leben anhäufen, wie ganze Staaten als Bruttosozialprodukt haben. Besser kann man doch die Perversität nicht aufzeigen. Für jeden verstehbar, klar sichtbar. Und dann mit der Frage verknüpfen, wie kann so etwas überhaupt entstehen? - Und jetzt hat man die Aufmerksamkeit und kann das System dahinter erklären. Und manchmal habe ich das Gefühl, das die Technik Milliardäre sakrosant zu stellen, eng verbunden damit ist, das man für die Aufklärung lieber in kleinen, verschworenen Zirkeln mit Spezialwissen bleiben möchte, also letztendlich in der Breite gar nicht aufklären will. So wie die K-Gruppen sich dann auch folgerichtig in kleine Spezialgruppen zerlegt haben, gern mit Führerkult - so wie es Joschka Fischer ne Zeit lang auch bei den Grünen war.
Und wenn man möchte, kann man sogar Bill Gates selber zu einem Opfer des Systems machen, dem man helfen muss. So haben das seinerzeit die Kommunisten in Peking mit dem letzten Kaiser von China gemacht. Er war mehrere Jahre in einem Umerziehungslager, und hat viel gelernt, und zum Schluss lebte er als wohl relativ glücklicher Gärtner in bescheidenen Verhältnissen und hat eine wunderbare Biographie geschrieben.
https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/ich-war-kaiser-von-china/11851
Ich habe eher das Gefühl das Kommunisten ähnlich wie Atheisten, sich für intellektuell extrem überlegen halten, und daraus eine Spielart von Arroganz, Narzissmus und anderen psychischen Störungen entsteht - die sie vergessen lässt, das Menschen in erster Linie emotionale Wesen sind, und nicht über ausschließlich rationale Argumentation erreichbar sind. Wie sagte noch Antoine de Saint-Exupéry: "Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer."
Was die Linke aktuell den Menschen zu bieten haben, ist Anfeindung, Spaltung in Diversity-Gruppen mit eng umrissenen gruppenspezifischen Zielen, die sich für ein gemeinsames Projekt nicht verbinden lassen, Hass und Hassrede, Gewalt und Verbote und diverse misslungene Staats-Versuche in der Vergangenheit. Das man so nicht die Herzen, und dann erst recht nicht die Köpfe der Menschen erreicht zum mitmachen, versteht sich von selbst. So wie die Atheisten auch erst den Religionen wirksam das Wasser abgraben können, wenn sie eine auch emotional funktionierende Alternative zu den fabelhaften Heilsversprechen von Religionen anzubieten haben.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.09.2020 09:58).