Ein nicht näher erklärtes "Wir" hat 2020 56 tätliche Angriffe auf Journalist:innen im Rahmen der Coronaproteste gezählt, das Europäische Zentrum für Presse- und Medien-Freiheit 69 insgesamt, davon 71 Prozente bei Coronaprotesten.
Dass 71 Prozent von 69 nicht 56 ergibt, auch nicht ungefähr, stört Herrn Reichel nicht, dafür stellt er aber Zahlen aus anderen Quellen in Frage (die der Studie zur Zusammensetzung der "Querdenker").
Diese Willkür im Umgang mit Zahlen beobachten wir jetzt seit Pandemiebeginn in nahezu allen Medien. Liebe Pressevertreter, habt ihr euch schon mal gefragt, ob mangelnder Respekt von Seiten der Bevölkerung vielleicht auch durch schlechte Berichterstattung gefördert wird?
Wenn in der aufgeheizten Stimmung einer Demo ein Journalist dann noch versucht, die Teilnehmer als Idioten darzustellen (was ihm insofern immer gelingen wird, als er garantiert einen Idioten findet und natürlich den interviewt, gemäßigte Stimmen sind ja schlecht fürs Geschäft) - tja, dann braucht er sich nicht zu wundern, wenn er mal unsanft zur Seite geschubst wird.
Aber am Ende wird ja noch alles gut. 33 Übergriffe durch die Polizei in nur einem Quartal, das bedeutet hochgerechnet aufs Jahr, dass die Polizei viel gefährlicher für Journalisten ist als die Querdenker.
Ach ja, ich bin übrigens weder rechts eingestellt noch Teil der Querdenkerbewegung noch habe ich jemals nen Journalisten geschubst. Aber ich bin auch nicht mit allen Coronamaßnahmen einverstanden. Damit gehöre ich zu den gemäßigten Kritikern, die inzwischen einen sehr großen Teil der Bevölkerung stellen und von den Medien komplett ignoriert werden.
Also erwartet nicht, dass ich mit irgendwelchen Mainstreamjournalisten den Verlust von Pressefreiheit beweine. Die Hauptschuld dafür trägt die Presse selbst.