Das so mancher sozialistisch-kommunistisch Denkender sich wünscht, das die Corona-Krise dem bürgerlichen Mittelstand endlich den Garaus macht, damit die Utopie (bei manchem Dystopie) des real existierenden Kommunismus den Weg bereitet, halte ich für möglich. Das würde mir zumindest die völlige alternativlose Anpassung an die in der Wissenschaft umstrittenen Maßnahmen der Bundesregierung gegen Corona gut erklären.
Allein der Begriff "bürgerliche Rechte" sind ja wohl bei manchen schon hatespeech.
Warum muss es immer "wir gegen die" sein? Das ist doch ein Urprinzip des Kapitalismus. Das die Mär, Heinz Erhardt ... äh Ludwig Erhardt hätte durch seine "Strahl-Energie" oder was auch immer Deutschland in blühende Landschaften in den 50/60ern geführt Unsinn ist, lässt sich ja ganz banal dadurch entkräften - die komplette westliche Welt ist in dieser Zeit prosperiert, von Djakarta bis Montreal - und niemand wird sich heute so verblöden, zu behaupten, ja das war alles Ludwig Erhardt. Die damals nahezu weltweit angekickte Prosperität, hatte sicher andere Ursachen, als Ludwig Erhardt.
Aber das ändert ja nichts daran, das buchtreuer Sozialismus/Kommunismus, der in einigen Gesellschaften versucht wurde, auch letztendlich gescheitert ist. Vielleicht hätte der hier und da mit Waldorfschulen funktioniert, nur die waren in den real sozialistischen Staaten verboten. Die Lösung dieser bisher scheinbar ungelösten Probleme, wie fördert man Innovation und Engagement, wie organisiert man Gesellschaft mit maximal flacher Hierarchie, bleibt dabei aber sozial und Ganzheitlich orientiert, nutzt kooperative Konzepte - ist leider bisher wohl nicht gelungen, aber in Genossenschaften und in Regionalgeld-Initiativen erkennbar. Warum konzentriert man sich nicht mehr darauf, auch von linker Seite her?
Diese Total-Opposition bringt doch niemanden etwas. Und die fängt schon bei der Verweigerung des Dialogs an. Und wer nicht für Diktatur ist, nicht an Stalinismus oder nicht an so Konzepte, wie der aufgeklärte Despot glaubt (Friedrich II v. Preussen [1], oder Josef II. Kaiser von Österreich [2]), dem bleibt doch eigentlich nichts anderes, als mit den Menschen in seiner Gesellschaft sich irgendwie ins Einvernehmen zu setzen - egal wie die gerade ticken. Wenn ich nicht alle umlegen will, muss ich mit dem arbeiten, was da ist. So banal ist das. Eine Utopie kann entwickelt werden, aber sicher nicht innerhalb einer Generation realisiert werden - aber man kann sie auf den Weg bringen.
Warum muss man das immer wieder neu erklären. Ich kann doch nur Gesellschaft bauen, mit den Menschen die da sind. Und muss mich mit den Konzepten beschäftigen, die die im Kopf haben, seit Jahrzehnten eingehämmert bekommen haben, und seien sie noch so fragwürdig. Ich muss mich mit Brücken bauen beschäftigen, wie es z.B. Genossenschaften sein könnten, usw.
Ich finde, jeder der das ablehnt, entlarvt sich selbst als realitätsferner Utopist, dem es nicht wirklich um die jetzt mögliche Verbesserung derLebensumstände der jetzt lebenden Menschen geht - und das allein sollte ihn/sie suspekt machen, bei allen.
[1] https://www.jstor.org/stable/24362387?seq=1
[2] https://www.habsburger.net/de/kapitel/joseph-ii-reformkaiser-oder-aufgeklaerter-despot
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (17.12.2020 11:31).