marasek schrieb am 7. Juni 2012 19:53
> Das Grundproblem liegt doch viel tiefer: die Menschheit hat keine
> Antwort auf die Frage der ständigen Produktivitätssteigerung. Immer
> weniger Menschen erhalten immer mehr Kapital (im weitesten Sinne),
> aber sie entziehen es dem Wirtschaftskreislauf oder leihen es
> allenfalls den Staaten. Die finanzieren einen riesigen Apparat an
> Transferleistungen sowohl für Personen als auch Unternehmen, weil
> ansonsten alles zusammenbräche - man stelle sich nur vor, was
> passieren würde, wenn der Staat mal richtig anfangen würde, zu
> sparen. Da würden sich die Menschen auf der Strasse um Rattenfleisch
> prügeln bzw. sich gegenseitig aufessen.
> Also mehr Ausgaben? Das Problem ist, dass das auch nicht ewig
> funktioniert. Spanien ist dafür das beste Beispiel: man hat halt
> einfach solange Beton in die Landschaft gestellt, bis klar wurde,
> dass das niemand braucht. Und wenn man keinen Beton in die Landschaft
> stellt, dann wird halt spekuliert, mit allem, was man nur irgendwie
> kaufen und verkaufen kann. Durch die Spekulation entzieht man
> zusätzlich noch der Volkswirtschaft die gebildeten Köpfe, weil sich
> viele intelligente Menschen lieber mit heisser Luft eine goldene Nase
> verdienen, als irgendwo acht Stunden am Tag im Labor
> Grundlagenforschung zu machen.
> Nun zuguterletzt: cui bono? Niemand. Die reichen Leute sind zwar in
> gewissem Sinne Superprädatoren, aber selbige können nicht weiter
> existieren, wenn sie irgendwann alles gefressen haben. Es gibt keine
> zynische Weltverschwörung; meine Erfahrung ist, dass sehr
> intelligente und erfolgreiche Leute an ihre eigene Magie glauben. Die
> glauben wirklich, dass die Griechen alle faul sind und jeder
> erfolgreich sein kann, wenn er sich nur richtig anstrengt.
> Übrigens ist das alles nicht neu - in der Antike hat man Pyramiden
> gebaut und im Mittelalter Kathedralen, heute baut man halt
> Prestigeprojekte und Konjunkturprogramme.
Schöner Beitrag, danke. ;-)
Ich denke, die Menschheit hat völlig zu recht immer mehr
automatisierte Prozesse dort eingeführt, wo Arbeit zuvor nichts als
Last, Schmerz und tödliche Langeweile war. Allerdings wurde irgendwie
der richtige Zeitpunkt verpaßt, die ganzen Selbstläufer zu
transzendieren, oder teils einfach dort zu belassen, wo sie wirklich
neue Freiheiten ermöglichen können. Und nun erstickt unsere Welt
förmlich in Automatismen, deren ursprünglicher Sinn vor lauter
"Sachzwängen" kaum noch zu erkennen ist.
Grüße,
Mc
> Das Grundproblem liegt doch viel tiefer: die Menschheit hat keine
> Antwort auf die Frage der ständigen Produktivitätssteigerung. Immer
> weniger Menschen erhalten immer mehr Kapital (im weitesten Sinne),
> aber sie entziehen es dem Wirtschaftskreislauf oder leihen es
> allenfalls den Staaten. Die finanzieren einen riesigen Apparat an
> Transferleistungen sowohl für Personen als auch Unternehmen, weil
> ansonsten alles zusammenbräche - man stelle sich nur vor, was
> passieren würde, wenn der Staat mal richtig anfangen würde, zu
> sparen. Da würden sich die Menschen auf der Strasse um Rattenfleisch
> prügeln bzw. sich gegenseitig aufessen.
> Also mehr Ausgaben? Das Problem ist, dass das auch nicht ewig
> funktioniert. Spanien ist dafür das beste Beispiel: man hat halt
> einfach solange Beton in die Landschaft gestellt, bis klar wurde,
> dass das niemand braucht. Und wenn man keinen Beton in die Landschaft
> stellt, dann wird halt spekuliert, mit allem, was man nur irgendwie
> kaufen und verkaufen kann. Durch die Spekulation entzieht man
> zusätzlich noch der Volkswirtschaft die gebildeten Köpfe, weil sich
> viele intelligente Menschen lieber mit heisser Luft eine goldene Nase
> verdienen, als irgendwo acht Stunden am Tag im Labor
> Grundlagenforschung zu machen.
> Nun zuguterletzt: cui bono? Niemand. Die reichen Leute sind zwar in
> gewissem Sinne Superprädatoren, aber selbige können nicht weiter
> existieren, wenn sie irgendwann alles gefressen haben. Es gibt keine
> zynische Weltverschwörung; meine Erfahrung ist, dass sehr
> intelligente und erfolgreiche Leute an ihre eigene Magie glauben. Die
> glauben wirklich, dass die Griechen alle faul sind und jeder
> erfolgreich sein kann, wenn er sich nur richtig anstrengt.
> Übrigens ist das alles nicht neu - in der Antike hat man Pyramiden
> gebaut und im Mittelalter Kathedralen, heute baut man halt
> Prestigeprojekte und Konjunkturprogramme.
Schöner Beitrag, danke. ;-)
Ich denke, die Menschheit hat völlig zu recht immer mehr
automatisierte Prozesse dort eingeführt, wo Arbeit zuvor nichts als
Last, Schmerz und tödliche Langeweile war. Allerdings wurde irgendwie
der richtige Zeitpunkt verpaßt, die ganzen Selbstläufer zu
transzendieren, oder teils einfach dort zu belassen, wo sie wirklich
neue Freiheiten ermöglichen können. Und nun erstickt unsere Welt
förmlich in Automatismen, deren ursprünglicher Sinn vor lauter
"Sachzwängen" kaum noch zu erkennen ist.
Grüße,
Mc