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mehr als 1000 Beiträge seit 31.10.2001

Die Psyche des Verschwörungstheoretikers

Dr.Goebel schrieb am 13. September 2006 9:59

> Es ist mit Sicherheit wissenschaftlicher, eine These zur öffentlichen
> Diskussion und Überprüfung anzubieten, als SED-mässig die alleinige
> WAHRHEIT verkünden zu wollen.

Die derzeit geltende Deutung der Ereignisse ist genau durch diesen
"wissenschaftlichen" (besser gesagt: "ergebnisoffenen") Prozess
gegangen, den du dir wünschst.

Es wurden Kommissionen eingesetzt, Beweise gesammelt, Zeugen gehört,
Bildmaterialien ausgewertet, etc.pp. Am Ende dieses Prozesses stand
dann die Feststellung, die wir aus den meisten Mainstream-Medien
kennen.

Es war NICHT so, dass irgendwer eine "Wahrheit" verkündet hätte. Man
hat Tage, Wochen, Monate, in manchen offenen Punkten sogar Jahre
gebraucht, um Stück für Stück dieses geschichtliche Ereignis fast
lückenlos zu rekonstruieren.

Natürlich werden in dieser Rekonstruktion Fehler sein. Einige davon
sind sicher sogar von VT'lern gefunden worden. Aber das ändert nichts
an den Grundpfeilern dieser Geschichte: es waren islamistische
Attentäter, sie haben mit Messern und Reizgase die Flugzeuge
entführt, sie haben sie in die Gebäude gesteuert, bums, aus, fertig
ist das Gartenhaus.

Daran zu zweifeln ist ungefähr so irre wie ernsthaft an den
Weihnachtsmann zu glauben oder zu behaupten, dass die Erde eine
Scheibe aus Käse wäre.

> Deine Kritikfähigkeit wurde dabei wohl offensichtlich mitzerfetzt.

Kritikfähigkeit ist die Fähigkeit eines Menschen, Kritik an seiner
Person zu ertragen und konstruktiv zu verwerten.

> Deine Informationen kommen aus dem Wahrheitsministerium, das unter
> anderem behauptet hat, im Irak gäbe es MVW, die Al-Quaida hätte dort
> ihre Zentrale usw. usf.

Eben NICHT. Auch wenn es dir schwer fällt: die amerikanischen
Behörden sind nicht gleichgeschaltet, noch weniger die Weltmedien,
die zur Aufklärung der Ereignisse ebenfalls beigetragen haben. Auch
nicht alle ausländischen Regierungen der Welt, die ebenfalls
Informationen, Zeugen und so weiter geliefert haben.

Siehe oben! Die Darstellung der Ereignisse ist das Ergebnis eines
offenen Prozesses. Alles kann genau nachvollzogen werden, sogar die
Arbeit der Kommissionen (es gab ja nicht nur eine), die all diese
Dinge aufgeklärt haben.

> > Hinzu kommt, dass man in der Wissenschaft immer danach strebt, die
> > einfachste Erklärung zu finden.

> soso.

Etwa nicht?

http://de.wikipedia.org/wiki/Ockhams_Rasiermesser

> > Die Hypothese, dass es sich um eine
> > kontrollierte Sprenung in Kombination mit Flugzeugeinschlägen
> > handelte, ist ungleich komplexer als die simple Annahme, dass zwei
> > Flugzeuge die Towers trafen und diese aufgrund verschiedener
> > erklärbarer und schlüssiger Prozesse nach einer bestimmten Zeit
> > zusammenbrachen.

> Wieso? Da reicht ein Quecksilberschalter und ein Sender...

Eben NICHT. Du führst zahlreiche "Unbekannte" in die Gleichung ein.

In der Realität war es so, dass es einen Verschwörerkreis von 20
Attentätern gab, hinzu kamen noch einige Planer in Übersee. Das gibt
einen überschaubaren Kreis von vielleicht 30 oder 40 Personen, die
genau über die Pläne bescheid wussten, hinzu kamen noch einige mehr,
die ahnen konnten, dass etwas Großes passieren würde (ironischerweise
verfügten sogar diverse Geheimdienste über diese Information, doch
sie gelangte aufgrund von Inkompetenz und Ignoranz nicht zur
richtigen Zeit an die richtigen Personen).

Bei jeglicher Art von Regierungsverschwörung müsste eine Unzahl mehr
Menschen eingeweiht gewesen sein. Die Spitze der Regierung, diverse
Leute im Feld, die Sprengstoffe besorgen, an die richtigen Orte
bringen, etc.pp.

Hinzu kommt ja noch, dass selbst keiner der noch nicht ganz hirntoten
VT'ler daran zweifelt, dass es die Flugzeuge wirklich gegeben hat.
Also kommen noch Leute dazu, die die Flugzeuge präpariert und
gesteuert haben, etc.pp.

Das ist nur ein kleiner Teil der haarsträubend komplizierten
Annahmen, die nötig sind, um das Ereignis im Sinne der VT'ler
hinreichend zu erklären. Und damit werden halt diverse Prinzipien der
Wissenschaftlichkeit verletzt, unter anderem "Ockhams Rasiermesser".

> Im Übrigen finde ich persönlich es wesentlich unwarscheinlicher, dass
> eine Handvoll blutiger Amateure nur mit Teppichmessern bewaffnet
> einen derart perfekt orchestrierten Coup landen können, dabei ohne
> praktisches Training Flugmanöver vollführen, die sich 3/4 aller
> Profis nicht zutrauen und das auch noch minutengenau synchronisiert.

Erstens: Die Aktionen waren nicht "minutengenau synchronisiert". Die
Anschläge fanden statt innerhalb eines Zeitraums von knapp zwei
Stunden. Angesichts der Tatsache, dass sich die Attentäter
verständigt hatten, ungefähr zum gleichen Zeitpunkt die Flugzeuge zu
entführen (nicht mal das hat richtig geklappt), finde ich das
überhaupt nicht "synchronisiert". "Synchronisiert" wäre gewesen, wenn
alle vier Anschläge innerhalb von 10 Minuten stattgefunden hätten.

Zweitens: Es handelte sich nicht um "blutige Amateure". Die
Attentäter hatten eine wochen- oder monatelange Ausbildung in den
Terrorcamps in Afghanistan. Sie wurden dort von Veteranen des
Afghanistankriegs trainiert. Das ist vielleicht sogar eine bessere
und praxisnähere Ausbildung, als jeder deutsche Wehrpflichtige sie in
der Bundeswehr erfährt. Hinzu kommt, dass sie in Flugschulen in den
USA ausgebildet wurden, und dass die Zitate, die von Verschwörern
bezüglich der Flugfähigkeiten dieser Leute grob verfälscht und aus
dem Kontext gerissen werden. Fakt ist, dass diese Leute recht gut in
dem waren, was sie taten. Es reichte jedenfalls für einfache
Flugmanöver, wie sie dann auch zur Anwendung kamen. Starten und
Landen ist das Schwerste beim Fliegen. Und das mussten sie nicht.

Drittens: Sie waren nicht nur mit "Teppichmessern" ausgerüstet. Das
ist eine weitere grobe Verfälschung der VT'ler. Fakt ist, dass sie
mit normalen Messern und Reizgas ausgestattet waren, und dass einer
oder zwei (auch?) Teppichmesser trugen.

Viertens: Lies dir bitte, bitte, bitte mal die Entkräftungsversuche
eurer geliebten VT durch, bevor du hier weiter unbescholtene Menschen
mit phantastischen Geschichten quälst.

> Nebenbei legen sie die gesamte Luftsicherung der übermächtigen USA
> lahm (durch Gedankenstrahlen?) und schaffen es zu allem Überfluss
> noch, das Pentagon im Tiefstflug zu treffen (wenn man einige Aussagen
> hier so hört, mit annähernd Schallgeschwindigkeit;-)

Sie haben die Flugsicherung der USA nicht lahm gelegt, das hat sie
selbst geschafft. Was wiederum beweisen würde, dass die USA nicht
übermächtig sind. Aber an deiner "Argumentation" merkt man schon, wie
du gedanklich vorgehst. Du postulierst eine "Wahrheit" ("die USA sind
übermächtig") und schließt dann daraus, dass die Attentäter die
Flugsicherheit niemals hätten außer Kraft setzen können.

Wissenschaftler würden vielleicht noch eine Hypothese aufstellen
("die USA sind übermächtig") und dann die Vorgänge ("Attentäter
schafften es, die Flugsicherheit zu umgehen") als FALSIFIZIERUNG
ihrer Hypothese werten, wodurch diese verworfen wird.

Du hingegen gehst wie die VT'ler vor: du postulierst eine Wahrheit,
die für dich unumstößlich erscheint ("die USA sind übermächtig, ihre
Flugsicherung kann nicht überwunden werden") und biegst dir dann
selektiv die Fakten und Indizien so zurecht, dass deine Hypothese nie
gefährdet wird. Dabei werden die Grundannahmen immer abenteuerlicher,
und die Vorgänge passen immer weniger mit ANDEREN Vorgängen zusammen,
die du annehmen musst, damit andere Teile des Bildes stimmig sind.
Diese Unstimmigkeiten werden dann wieder mit NOCH abenteuerlicheren
Grundannahmen und weiteren Verschwörungen verdeckt.

Was du damit tust ist gleich drei erkenntnistheoretische Fehler
begehen:
- "confirmation bias": da du immer nur versuchst, deine Hypothese zu
BELEGEN, suchst du selektiv Fakten heraus, die sie unterstützen, und
untergewichtest oder ignorierst Fakten, die sie wiederlegen würden;
Wissenschaftler gehen daher GENAU ANDERS HERUM vor: sie stellen eine
Hypothese auf und versuchen sie dann zu WIDERLEGEN

- "cognitive dissonance": wenn zwei Beobachtungen oder Eindrücke
nicht miteinander übereinstimmen, dann müsste man streng logisch
betrachtet davon ausgehen, dass eine FALSCH oder UNBEGRÜNDET ist;
VT'ler versuchen aber meist, diese dann miteinander zu harmonisieren,
indem sie sich eine "Sub-Verschwörung" ausdenken, die diese beiden
Beobachtungen miteinander vereint

- "communal reinforcement": VT'ler suchen die Gesellschaft und den
Zuspruch von anderen VT'lern; sie bestärken sich gegenseitig in ihren
Ansichten und schotten sich immer weiter vom "Mainstream", der ja
"manipuliert" wurde, ab.

> Das alles findest Du schlüssig und einfach?
> Wie gross ist die Chance, so etwas derartiges erfolgreich
> durchzuführen? 1:10^10?

Die Chance ist ultragering. Ungefähr so gering wie die
Wahrscheinlichkeit, dass folgendes Szenario eintrifft:

Ein Mann verlässt um 10:29:43 Uhr das Haus. Er überquert die Straße
und hört 17 Sekunden später eine Kirchturmglocke. Zeitgleich fliegt
eine Taube von einem Strommast los, fliegt genau über dem Mann und
kackt, so dass der Kot genau auf die Nase des Mannes tropft. Ein
Kind, das genau in dem Moment mit einem roten Roller um die Ecke
gefahren kommt, lacht den Mann aus.

Die Chance, dass genau das eintrifft, dürfte ungefähr bei 1:100
Milliarden liegen, und dennoch könnte es jederzeit, überall
geschehen, und niemand würde diese Ereignisse deshalb anzweifeln,
weil sie "unwahrscheinlich" sind. Oh, außer DU natürlich! ;-)

> Das verbietet schon das Gesetz der Warscheinlichkeit...

Das "Gesetz der Wahrscheinlichkeit" KANN nichts "verbieten".

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