Der
Glaube, ich kann die Schande beseitigen, indem ich in diesen
"magischen" Stellvertreterkrieg gehe. Wir können
die Verursacher nicht mehr direkt bestrafen, aber vielleicht Bin
Laden und eine Gruppe von Leuten, die irgendwo
in Afghanistan sind und mutmaßlich dahinterstecken. Das ist magisches
Bilddenken. Die Stellvertreter-Theorie des
Bildes erzwingt einen Stellvertreterkrieg.
Man akzeptiert die Video-Inszenierung von Bin Laden und klammert sich
an diese Feindes-Figur, die wiederum nur
als Bild sichtbar ist, von der man gar nicht weiß, ob sie überhaupt
noch lebt.
Ja, wenn man nach Afghanistan geht und die Taliban bestraft, ist das
genau so ein magisches Denken, wie wenn ich
in der Voodoo-Magie eine Puppe durchsteche und hoffe, der Gegner
stirbt. Diese Magie-Logik sagt, wenn ich Bin
Laden treffe, stirbt die gesamte islamische Welt. Wenn ich
Afghanistan bombardiere, dann attackiere ich die
Gesamtheit unserer Feinde. Also eine erschreckend magische
Spieltechnik, die aus dieser amerikanischen Haltung
herausspricht.
Symptomatisch ist der gescheiterte Versuch irgendein Gegenbild
aufzubauen. Also die Symbolkraft dieses Bildes
ist so hoch, dass Amerika und die westliche Welt es nicht schafft,
dem ein adäquates Bild entgegenzusetzen,
aufgrund seiner magischen Wirkung.
Dazu kommt noch, dass die Magie bisher immer noch nicht ausreichend
definiert worden ist. Es war immer angenehm
für die Wissenschaft, die Magie als rein psychologisches Ereignis
abzuwerten. Dadurch ist nämlich ausgeklammert,
dass die Magie eine visuelle Inszenierung ist. Diese ganzen magischen
Akte, ob ich jetzt Blut spritze, ob ich
Hühner schlachte; das sind Inszenierungen mit einem extrem visuellen
Charakter. Normalerweise spielt das
Psychologische auch eine Rolle, aber es abzutun als reine
Introspektion, trifft den Kern der Magie nicht. Da
spielt meine Grundthese vom Wandel der Nah- zur Ferngesellschaft eine
große Rolle. Das heißt, dass die Magie in
der Ferngesellschaft immer weniger körperzentriert als vielmehr
visuell ist. In einer Ferngesellschaft wird der
magische Aspekt immer dominierender, d.h. die Inszenierungen lösen
sich vom Körperlichen. Dieser 11. September
war als ein magisches Ritual inszeniert, weil die ganze Welt durch
das Fernsehen an dieser visuellen
Inszenierung teilgenommen hat.
Die Besonderheit ist hier doch auch, dass es ein globales Ritual für
die Ferngesellschaft darstellt.
Es war ein wichtiger politischer Akt, über dessen Motive wir schwer
etwas sagen können, weil wir keine Zeugnisse
haben. Das ist wichtig. Wir haben von den Tätern kein einziges
Zeugnis. Das heißt: wir sind auf Spekulationen
angewiesen. Aber erkennbar ist, es war ein politischer Akt. Nur
gleichzeitig zeigt uns die Reaktion von Amerika
und des Westens, dass das eben unglaublicherweise ein magischer Akt
war, weil die Leute in Panik geraten sind.
Zum magischen Denken und der Stellvertreterfunktion gehört ja auch,
dass ich unbedingt einen Sündenbock finden
muss. Sei es dadurch, dass ich ein ganzes Land in Geiselhaft nehme
oder dass die ganze westliche Welt sich zu
Allianzen gegen die Achse des Bösen zusammenschließen muss. Damit
nehme ich die ganze Welt in Geiselhaft. Das
sind effektiv bildmagische Vorgänge. Weiter steckt noch der schon bei
der Magie angelegte visuelle Aspekt
dahinter, eben der Appell an die Schaulust. Eine legitime Reaktion
wäre eigentlich gewesen, wenn ich sage: Das
sind meine Feinde und deshalb zeige ich die von ihnen erzeugten
Bilder nicht. Das macht jeder vernünftige
Feldherr.
Das ist ja auch die Position von Peter Sloterdijk, der ein absolutes
Verbot, diese Bilder auszustrahlen,
befürwortet hat. Damit wäre dieser Akt null und nichtig, nicht
existent. Hätte man keines der Bilder gezeigt,
wäre dieser islamistische Terrorismus erledigt gewesen. Aber mit
diesen Bildern können die globalen Medien zu
viel verdienen. Das Verbot der Ausstrahlung, die Rückkehr zur "guten
alten" Zensur aus politischem Kalkül, wäre
die geeignete Strategie gegen die Magie des Bildes gewesen.
Dann hätte die Magie eben nicht funktioniert, weil ich ja nichts
gesehen hätte. Man hat ja Monumente gemacht für
Schlachten, die gar keiner gewonnen hat, die es zum Teil auch gar
nicht gegeben hat. Grundsätzlich hat man aber
Bilder und Monumente gemacht für Triumphe. Kein Mensch hat jemals ein
Monument dafür gemacht, um zu zeigen, wie
jemand verloren hat. Die TV- Bilder vom 11. September 2001 sind
Monumente einer Niederlage. Aber hier ist diese
Perversion aufgetreten, dass die Massenmedien die Schaulust der
Zuschauer bedienen durften. D.h. der Quotendruck
ist viel größer als jede politische, militärische Überlegung. Wir
zeigen sogar die Bilder unserer Niederlage,
Bilder unserer Panik, weil wir damit Quote machen. Die gegnerische
Seite lacht, sie hat ihr Ziel erreicht: Da
schau, wie ängstlich die sind, schau, wie die laufen. Die Terroristen
konnten Bilder liefern, weil hier in der
kapitalistischen Welt der Tribut an die Schaulust das Wichtigste ist.
D.h. die Schaulust als Agens, als Motor
der modernen Massenmedien führt dazu, dass ununterbrochen Bilder der
Katastrophe ekstatisch geliefert werden,
weil sie wissen, wir haben da draußen Millionen von Menschen, die
süchtig sind auf Ereignisse, die ihre
Schaulust befriedigen. Das entspricht dann auch dem
Wiederholungszwang, der klinisch zu dieser Schaulust gehört,
weil die Schaulust per se nicht zu befriedigen ist, also muss man
unendlich diese Bilder zeigen.
Im Rahmen der Ausstellung Iconoclash im ZKM geht es ja auch um die
Zurückhaltung und den generellen Zweifel am
Bild. Gibt es auch Strategien einer Bildkritik, die die
Wiedergewinnung des Vertrauens beabsichtigen? Im World
Trade Center Bildkomplex existieren neben der Bildproduktion der
Macht, die diese loops installiert, im Internet
auch Gegenbewegungen, Millionen von Einzelbildern, die Leute aus
verschiedenen Perspektiven aufgenommen haben.
Könnte man das als einen solchen Ansatz, das Vertrauen in das Bild
zurückzugewinnen - bezeichnen oder würde sich
das auch in diesem System der Macht bewegen? Gibt es die Möglichkeit
eines autonomen "imagineering" oder ist
auch das ist in gewisser Weise in diesem Mechanismus der
Bilderzirkulation schon mit vorhanden?
Das ist eine ganz schwierige Frage. Ich würde sagen, dass wir im
Augenblick - die Perspektive kann in Zukunft
schon besser sein - aber im Augenblick würde ich gerne Ihre eigenen
Worte verwenden und sagen: Wir befinden uns
in einer Bilderzirkulation, an der auch das Einspeisen privater
Bilder nichts daran ändert. Diese
Bilderzirkulation ist autonom geworden - ein sich selbst erregendes -
autokalytisches System, worin ein Bild das
andere Bild dezidiert hervorruft, was Sie vorhin die Bilderwanderung
genannt haben. Daran sind schon Menschen
beteiligt, teilweise, aber nur sekundär, was man früher parasitär
genannt hat. Das sind nur die Laufburschen,
die dafür sorgen, dass diese Bilderzirkulation funktioniert. Dieses
triste Bild, das der Film Matrix entworfen
hat, dass die Menschen Energiequelle sind für diese Medienwelt, ja,
das ist eigentlich das extremste Bild für
den Zustand unserer Welt. Das heißt, es handelt sich noch nicht um
die Welt selber, die so funktioniert, aber
die Bildindustrie funktioniert so, dass die Menschen die peripheren
Aktanten sind, die die Apparate bedienen,
zwischen denen dann die Bilder zirkulieren. Das ist das Bild, das
Matrix liefert, wir sind Energiequellen und
die Knopfdrücker. Vor 500 Jahren war es eine ganz kleine Klasse von
Experten, die Bilder machen konnten. Heute
können Millionen mit dem Fotoapparat Fotos machen, wichtiger noch,
heute machen das Maschinen wie etwa
Satelliten automatisch, ununterbrochen und millionenfach. Das heißt,
die apparative Bilderzeugung hat das alles
so proportional umgedreht, dass wir im Augenblick sagen müssen, dass
die Bildproduktion ein demografisches
Problem geworden. Wenn die Bilder sich selbst in eine Art
biokybernetische Technik entwickelt haben, sich quasi
selbst reproduzieren, dann haben wir demografische Verhältnisse
erreicht. Wie viel Bevölkerungsanteil, wie viel
Bildanteil? Und diese Verselbstständigung des Bildes vom Menschen
durch die Maschinen ist eigentlich das große
Problem. Da gibt es eine böse Anekdote: Mao Tsetung habe
Chruschtschow einmal gefragt: wenn wir eine Atombombe
werfen, wie viele Leute gehen da drauf? Und wenn er gesagt hätte, 50
Millionen, dann hätten wir für Europa sagen
müssen: wir müssen es ablehnen, denn wir haben nicht genug Leute. Für
China spielt das keine Rolle , die haben
so viele Leute, dass sie sagen könnten: okay, das können wir machen.
Und so ähnlich sieht das heute aus in der
Bildproblematik, es ist die Frage, wie viele Leute überhaupt noch
notwendig sind, dass die Bilder zirkulieren,
wie viele Bilder die Menschen noch vertragen, wenn unendlich mehr
Bilder zur Verfügung stehen als Menschen.
Glaube, ich kann die Schande beseitigen, indem ich in diesen
"magischen" Stellvertreterkrieg gehe. Wir können
die Verursacher nicht mehr direkt bestrafen, aber vielleicht Bin
Laden und eine Gruppe von Leuten, die irgendwo
in Afghanistan sind und mutmaßlich dahinterstecken. Das ist magisches
Bilddenken. Die Stellvertreter-Theorie des
Bildes erzwingt einen Stellvertreterkrieg.
Man akzeptiert die Video-Inszenierung von Bin Laden und klammert sich
an diese Feindes-Figur, die wiederum nur
als Bild sichtbar ist, von der man gar nicht weiß, ob sie überhaupt
noch lebt.
Ja, wenn man nach Afghanistan geht und die Taliban bestraft, ist das
genau so ein magisches Denken, wie wenn ich
in der Voodoo-Magie eine Puppe durchsteche und hoffe, der Gegner
stirbt. Diese Magie-Logik sagt, wenn ich Bin
Laden treffe, stirbt die gesamte islamische Welt. Wenn ich
Afghanistan bombardiere, dann attackiere ich die
Gesamtheit unserer Feinde. Also eine erschreckend magische
Spieltechnik, die aus dieser amerikanischen Haltung
herausspricht.
Symptomatisch ist der gescheiterte Versuch irgendein Gegenbild
aufzubauen. Also die Symbolkraft dieses Bildes
ist so hoch, dass Amerika und die westliche Welt es nicht schafft,
dem ein adäquates Bild entgegenzusetzen,
aufgrund seiner magischen Wirkung.
Dazu kommt noch, dass die Magie bisher immer noch nicht ausreichend
definiert worden ist. Es war immer angenehm
für die Wissenschaft, die Magie als rein psychologisches Ereignis
abzuwerten. Dadurch ist nämlich ausgeklammert,
dass die Magie eine visuelle Inszenierung ist. Diese ganzen magischen
Akte, ob ich jetzt Blut spritze, ob ich
Hühner schlachte; das sind Inszenierungen mit einem extrem visuellen
Charakter. Normalerweise spielt das
Psychologische auch eine Rolle, aber es abzutun als reine
Introspektion, trifft den Kern der Magie nicht. Da
spielt meine Grundthese vom Wandel der Nah- zur Ferngesellschaft eine
große Rolle. Das heißt, dass die Magie in
der Ferngesellschaft immer weniger körperzentriert als vielmehr
visuell ist. In einer Ferngesellschaft wird der
magische Aspekt immer dominierender, d.h. die Inszenierungen lösen
sich vom Körperlichen. Dieser 11. September
war als ein magisches Ritual inszeniert, weil die ganze Welt durch
das Fernsehen an dieser visuellen
Inszenierung teilgenommen hat.
Die Besonderheit ist hier doch auch, dass es ein globales Ritual für
die Ferngesellschaft darstellt.
Es war ein wichtiger politischer Akt, über dessen Motive wir schwer
etwas sagen können, weil wir keine Zeugnisse
haben. Das ist wichtig. Wir haben von den Tätern kein einziges
Zeugnis. Das heißt: wir sind auf Spekulationen
angewiesen. Aber erkennbar ist, es war ein politischer Akt. Nur
gleichzeitig zeigt uns die Reaktion von Amerika
und des Westens, dass das eben unglaublicherweise ein magischer Akt
war, weil die Leute in Panik geraten sind.
Zum magischen Denken und der Stellvertreterfunktion gehört ja auch,
dass ich unbedingt einen Sündenbock finden
muss. Sei es dadurch, dass ich ein ganzes Land in Geiselhaft nehme
oder dass die ganze westliche Welt sich zu
Allianzen gegen die Achse des Bösen zusammenschließen muss. Damit
nehme ich die ganze Welt in Geiselhaft. Das
sind effektiv bildmagische Vorgänge. Weiter steckt noch der schon bei
der Magie angelegte visuelle Aspekt
dahinter, eben der Appell an die Schaulust. Eine legitime Reaktion
wäre eigentlich gewesen, wenn ich sage: Das
sind meine Feinde und deshalb zeige ich die von ihnen erzeugten
Bilder nicht. Das macht jeder vernünftige
Feldherr.
Das ist ja auch die Position von Peter Sloterdijk, der ein absolutes
Verbot, diese Bilder auszustrahlen,
befürwortet hat. Damit wäre dieser Akt null und nichtig, nicht
existent. Hätte man keines der Bilder gezeigt,
wäre dieser islamistische Terrorismus erledigt gewesen. Aber mit
diesen Bildern können die globalen Medien zu
viel verdienen. Das Verbot der Ausstrahlung, die Rückkehr zur "guten
alten" Zensur aus politischem Kalkül, wäre
die geeignete Strategie gegen die Magie des Bildes gewesen.
Dann hätte die Magie eben nicht funktioniert, weil ich ja nichts
gesehen hätte. Man hat ja Monumente gemacht für
Schlachten, die gar keiner gewonnen hat, die es zum Teil auch gar
nicht gegeben hat. Grundsätzlich hat man aber
Bilder und Monumente gemacht für Triumphe. Kein Mensch hat jemals ein
Monument dafür gemacht, um zu zeigen, wie
jemand verloren hat. Die TV- Bilder vom 11. September 2001 sind
Monumente einer Niederlage. Aber hier ist diese
Perversion aufgetreten, dass die Massenmedien die Schaulust der
Zuschauer bedienen durften. D.h. der Quotendruck
ist viel größer als jede politische, militärische Überlegung. Wir
zeigen sogar die Bilder unserer Niederlage,
Bilder unserer Panik, weil wir damit Quote machen. Die gegnerische
Seite lacht, sie hat ihr Ziel erreicht: Da
schau, wie ängstlich die sind, schau, wie die laufen. Die Terroristen
konnten Bilder liefern, weil hier in der
kapitalistischen Welt der Tribut an die Schaulust das Wichtigste ist.
D.h. die Schaulust als Agens, als Motor
der modernen Massenmedien führt dazu, dass ununterbrochen Bilder der
Katastrophe ekstatisch geliefert werden,
weil sie wissen, wir haben da draußen Millionen von Menschen, die
süchtig sind auf Ereignisse, die ihre
Schaulust befriedigen. Das entspricht dann auch dem
Wiederholungszwang, der klinisch zu dieser Schaulust gehört,
weil die Schaulust per se nicht zu befriedigen ist, also muss man
unendlich diese Bilder zeigen.
Im Rahmen der Ausstellung Iconoclash im ZKM geht es ja auch um die
Zurückhaltung und den generellen Zweifel am
Bild. Gibt es auch Strategien einer Bildkritik, die die
Wiedergewinnung des Vertrauens beabsichtigen? Im World
Trade Center Bildkomplex existieren neben der Bildproduktion der
Macht, die diese loops installiert, im Internet
auch Gegenbewegungen, Millionen von Einzelbildern, die Leute aus
verschiedenen Perspektiven aufgenommen haben.
Könnte man das als einen solchen Ansatz, das Vertrauen in das Bild
zurückzugewinnen - bezeichnen oder würde sich
das auch in diesem System der Macht bewegen? Gibt es die Möglichkeit
eines autonomen "imagineering" oder ist
auch das ist in gewisser Weise in diesem Mechanismus der
Bilderzirkulation schon mit vorhanden?
Das ist eine ganz schwierige Frage. Ich würde sagen, dass wir im
Augenblick - die Perspektive kann in Zukunft
schon besser sein - aber im Augenblick würde ich gerne Ihre eigenen
Worte verwenden und sagen: Wir befinden uns
in einer Bilderzirkulation, an der auch das Einspeisen privater
Bilder nichts daran ändert. Diese
Bilderzirkulation ist autonom geworden - ein sich selbst erregendes -
autokalytisches System, worin ein Bild das
andere Bild dezidiert hervorruft, was Sie vorhin die Bilderwanderung
genannt haben. Daran sind schon Menschen
beteiligt, teilweise, aber nur sekundär, was man früher parasitär
genannt hat. Das sind nur die Laufburschen,
die dafür sorgen, dass diese Bilderzirkulation funktioniert. Dieses
triste Bild, das der Film Matrix entworfen
hat, dass die Menschen Energiequelle sind für diese Medienwelt, ja,
das ist eigentlich das extremste Bild für
den Zustand unserer Welt. Das heißt, es handelt sich noch nicht um
die Welt selber, die so funktioniert, aber
die Bildindustrie funktioniert so, dass die Menschen die peripheren
Aktanten sind, die die Apparate bedienen,
zwischen denen dann die Bilder zirkulieren. Das ist das Bild, das
Matrix liefert, wir sind Energiequellen und
die Knopfdrücker. Vor 500 Jahren war es eine ganz kleine Klasse von
Experten, die Bilder machen konnten. Heute
können Millionen mit dem Fotoapparat Fotos machen, wichtiger noch,
heute machen das Maschinen wie etwa
Satelliten automatisch, ununterbrochen und millionenfach. Das heißt,
die apparative Bilderzeugung hat das alles
so proportional umgedreht, dass wir im Augenblick sagen müssen, dass
die Bildproduktion ein demografisches
Problem geworden. Wenn die Bilder sich selbst in eine Art
biokybernetische Technik entwickelt haben, sich quasi
selbst reproduzieren, dann haben wir demografische Verhältnisse
erreicht. Wie viel Bevölkerungsanteil, wie viel
Bildanteil? Und diese Verselbstständigung des Bildes vom Menschen
durch die Maschinen ist eigentlich das große
Problem. Da gibt es eine böse Anekdote: Mao Tsetung habe
Chruschtschow einmal gefragt: wenn wir eine Atombombe
werfen, wie viele Leute gehen da drauf? Und wenn er gesagt hätte, 50
Millionen, dann hätten wir für Europa sagen
müssen: wir müssen es ablehnen, denn wir haben nicht genug Leute. Für
China spielt das keine Rolle , die haben
so viele Leute, dass sie sagen könnten: okay, das können wir machen.
Und so ähnlich sieht das heute aus in der
Bildproblematik, es ist die Frage, wie viele Leute überhaupt noch
notwendig sind, dass die Bilder zirkulieren,
wie viele Bilder die Menschen noch vertragen, wenn unendlich mehr
Bilder zur Verfügung stehen als Menschen.