Hazel_Rah sollte die Quellen gründlicher studieren. Zunächst verkauft ein Lohnabhängiger nicht sich selbst, sondern seine Arbeitskraft. Ferner scheint allgemein wenig bekannt zu sein, welches die wissenschaftlichen Hauptbeiträge von Marx waren.
Diese lassen sich so zusammenfsassen:
(1) Entwicklung einer Theorie über die Evolution der menschlichen Gesellschaft
(diese ist noch bedeutender und wirkungsmächtiger als die Darwinsche Evolutionstheorie)
Die sozialen Klassen sind an bestimmte Produktionsbedingungen (u.a. Produktivkräfte, Produktionsweise u.s.w.) gebunden und sind nur für eine zeitlich beschränkte Periode der Geschichte bestimmend.
(2) Ausarbeitung einer Theorie der grundlegenden Bewegungsgesetze der kapitalistischen Gesellschaft. Diese Theorie lässt sich weiter entwickeln und ist den
Mainstream-Theorien weit überlegen. Marx war ein enthusiastischer Vertreter des Kapitalismus, hat aber gleichzeitig auf die historischen Schranken dieses Gesellschaftssystems verwiesen. Nach Marx ist der Kapitalismus die letzte Klassengesellschaft.
(3) Entwicklung einer Strategie, dass es nicht genügt, die Gesellschaft zu interpretieren, sondern zu verändern. In diesen Bereich fallen die politischen Aktivitäten von Marx (und Engels).
Folgende Ideen sind keine Beiträge von Marx.
(1) Kommunismus/Sozialismus. Diese Theorien existierten schon vor Marx in Form
des "utopischen Sozialismus". Marx hat auch keine Theorie der sozialistischen
Gesellschaft ausgearbeitet, er war der Meinung, dass die Menschen schon die richtigen Lösungen finden würden, wenn es denn soweit sei. Es gibt auf Grund der Evolutionstheorie nur eine feststehende These von Marx, dass der Übergang in die neue Gesellschaft die Aufhebung des Privateigentums an Produktionsmittel erforderliche macht (das sagten aber auch schon die utopischen Sozialisten).
Im Unterschied zu den utopischen Kommunisten war Marx aber der Meinung, dass
die neue Gesellschaft von dem Stand der Produktivkräfte abhängt. Würde Marx heute leben, würde er sagen, dass die heutige Digitalisierung und Automatisierung der Arbeitsprozesse den Übergang zu einer sozialistischen/kommunistischen Gesellschaft erforderlich macht.
(2) Marx hat nicht den "Klassenkampf" erfunden, er hat nur festgestellt, dass die
bisherige (geschriebene) Geschichte eine Geschichte von Klassenkämpfen war.
Er rechnete die Klassengesellschaften zur Vorgeschichte der menschlichen Gesellschaft.
(3) Marx hat nie behauptet, dass der Einzelne in einer anonmyen Masse verschwinden soll, die Gesellschaft heisst. Marx war ein extremer Individualist, in diesem Punkt war Oscar Wilde sehr ähnlich. Marx hat behauptet, dass die Entfaltung des Individuums das letztendliche Ziel der Gesellschaft sei, dass diese Entfaltung für alle aber nur in einer
neuen Gesellschaft möglich sei.
Die Gesellschaftsthorie von Marx (die als Baustein seine Theorie des Kapitalismus umfasst) beruht auf der Zusammenführung von drei wichtigen Quellen:
(a) den Ideen des Utopischen Sozialismus,
(b) der Weiterführung der Theorien der englischen Ökononen (A. Smith, Ricardo u.a.)
(c) die klassische deutsche Philosophie, insbesondere die Philosophie Hegels.
Diese Leistung ist einmalig, und wir erkennen heute immer deutlicher, dass wir in der weiteren Ausarbeitung und Weiterentwicklung seiner Theorien noch am Anfang stehen.
Weitere Literaturempfehlungen. Beginnen Sie bitte mit der Lektüre von Oscar Wilde.
"Die Seele des Menschen unter dem Sozialismus". Hier werden Marxsche Kernideen
ausgedrückt.
1) Terry Eagleton: Why Marx Was Right, New Haven and London, 2011.
(Empfehlenswert für solche Leute, die als ewig Gestrige immer noch glauben, dass die Theorien von Marx und Lenin tot seien.)
2) R. Mausfeld: Die Angst der Eliten vor dem Volk
(Der Milliardär und Oligarch W. Buffett sagt: „Wir führen Krieg gegen die Armen, und wir, die Reichen, werden gewinnen“. Wer hier gewinnen wird, das wird sich noch zeigen. Die Angst der Eliten vor dem Volk ist durchaus berechtigt).
3) R. Mausfeld: Warum schweigen die Lämmer?
(In dieser Publikation werden die exorbitanten Manipulationstechniken aufgezeigt, deren Anwendung die Menschen in lautlose funktionierende kritiklose Konsumenten zu verwandeln sucht. Es ist eine wichtige Aufgabe für den kritischen Wissenschaftler, hierzu Gegenmethoden zu entwickeln).
4) A. Einstein: Warum Sozialismus? 1949 ,,Monthly Review"
(Dieser Artikel ist auch heute noch von großer Aktualität. Einstein gibt ein Beispiel eines gesellschaftskritischen Wissenschaftlers, und solche Leute benötigen wir heute dringender denn je. Wo sind sie denn geblieben?)
5) Oscar Wilde. Die Seele des Menschen unter dem Sozialismus, 1891
(Diese Schrift sollte Schullektüre werden! Karl Kraus, der berühmte Literaturkritiker, pries diese Schrift von Oscar Wilde: „als das Tiefste, Adeligste und Schönste, das der vom Philistersinn gemordete Genius geschaffen, mit ihrer unerhörten Fülle der Leben und Kunst umspannenden Betrachtung als das wahre Evangelium modernen Denkens“. )
6) Allen Cotress, Paul Cockshott towards a new socialism.
(In dieser Schrift wird mit dem Vorurteil aufgeräumt, dass der Sozialismus nicht in der Lage sei, eine effiziente Volkswirtschaft aufzubauen. Übrigens wird dieses Vorurteil durch die wirtschaftliche Entwicklung der sozialistischen VR China überzeugend widerlegt. Wer das immer noch nicht begriffen hat, dem ist nicht mehr zu helfen und dem sei gesagt: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“. Das schlafmützige Deutschland hat die Bedeutung des sozialistischen China immer noch nicht begriffen)