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  • pehar

mehr als 1000 Beiträge seit 21.09.2016

Tunnelblick und Tribalismus

Die Flüchtlingskrise 2015 sei "der 11. September Europas" gewesen, der die Politik von Grund auf verändern werde, so Krastev. Seither tue sich ein tiefer Riss zwischen Ost- und Westeuropa auf. Auch Deutschland habe versagt, weil es sich zu sehr auf seine historische Sonderrolle verlassen und die Sorgen der anderen, kleineren EU-Länder ignoriert habe.

Was für ein Blödsinn. Die EU kriselt seit der Finanzkrise 2008 vor sich hin, als sich ein tiefer Riss zwischen Nord- und Südeuropa aufgetan hat, weil die Südeuropäer beschissen haben und bei den Nordeuropäern die Geldbörsen nicht mehr so locker saßen.

Der Riss wegen der Flüchtlingskrise geht eher zwischen links und rechts, und das quer durch Europa. Man braucht sich nur die Schlachten um die AfD in Deutschland anzuschauen, um zu sehen, dass hier nicht West- gegen Osteuropa steht. Der Riss geht durch die Gesellschaft, in der für viele die Toleranz aufhört, sobald jemand eine andere Meinung hat.

Sich Staatsregierungen vorzunehmen und dann einen Riss zwischen Ländern zu sehen, ist eher das Ergebnis des boulevardisierten Politik-Journalismus', der sich nur noch auf Tribalismus und Kindergarten-Personalisierung versteht: "wir (die Guten) gegen die (die Bösen)", "Merkel gegen Orbán" usw. Keine Regierung der Welt hat 100% der Bevölkerung hinter sich.

Dazu passt dann auch, die politische Entwicklung in Europa der letzten 25 Jahre zu ignorieren und die Flüchtlingskrise zu einem "11. September" aufzublasen. Einfache Erklärungen für kleine Geister. Falsch, aber bequem.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (04.02.2018 13:14).

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