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  • bismi

mehr als 1000 Beiträge seit 02.01.2010

Re: Allein die Existenz von Zentralbanken ist gegen die Bevölkerung gerichtet.

Die Geldmenge wird ja erhöht, damit sie in den Geldkreislauf eintritt anstatt unter dem Kopfkissen zu landen. Man kann aber nicht überall beeinflussen, wo und ab wann das passiert. So gab es eine Zeit, in der Immobilien und Aktien etc. im Preis stark stiegen, während die Konsumgüterpreise relativ stabil blieben.

Man unterscheidet zwischen Inflation und Teuerung [1]. Die sprachliche Unterscheidung wurde und wird nach Orwellscher Manier bewusst verwischt.

Geldmengenerhöhung auch proportional zur Produktivität der Wirtschaft ist eine Umlagerung von durch andere erarbeitetem Reichtum. Sicher muss auch der Staat seine Ausgaben decken. Doch erstens kann (und muss) man diskutieren, welche Ausgaben das sein sollten und welche nicht. Und zweiten kann man natürlich über die Art der Besteuerung diskutieren.

Gehortetes Geld ist unkritisch [2]. Es wird dem Geldkreislauf entzogen und die Kaufkraft (und Steuerkraft) des im Kreislauf verbleibenden Geldes steigt halt.

.

[1]
https://www.misesde.org/2021/04/nicht-jeder-preisanstieg-ist-inflation/

[2]
Ökonomen unterscheiden zwischen Sparen und Horten von Geld. Gespartes Geld wird sofort verliehen an Menschen, die damit etwas kaufen (zum Konsumieren oder Investieren) und das Geld später mit Zinsen zurückzahlen. Gehortetes Geld hingegen wird dem Geldkreislauf entzogen, weil es nicht verliehen wird. Es wird z.B. „unter dem Kopfkissen“ aufbewahrt. Oft wird Sparen gesagt aber Horten gemeint. Zwischen beiden gibt es in der Tat auch Gemeinsamkeiten.

Man beachte, dass Horten von Geld und Ansammeln (Hamstern) von Gütern völlig unterschiedliche, voneinander unabhängige Vorgänge sind. Wenn Geld gehortet, also dem Geldkreislauf entzogen wird, dann sinken die Nominalpreise der Güter einschließlich des Gutes Arbeitskraft (Löhne, Gehälter) und sie werden weiterhin zu den gesunkenen Nominalpreisen produziert und gekauft. Sinkende Preise (Preis-Deflation) sind unproblematisch. Beispiele sind in der Geschichte zu finden und auch bei technischen Produkten (Computer, Fotokameras, Smartphones, …) sind wir daran gewöhnt, dass nach einer populären technischen Innovation die zunächst sehr hohen Preise mit der Zeit dramatisch sinken. Auch sinkende Nominallöhne dürften, erst recht bei gleichbleibenden oder steigenden Reallöhnen, kein Problem sein. Wenn wir uns daran gewöhnt haben, mit steigenden Preisen und Löhnen zu leben, warum sollten wir uns nicht an sinkende Preise und Löhne gewöhnen? Besonders Kleinunternehmer und Selbständige kennen das. Sie sind in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bereit ihr Einkommen zu senken, um die Firma am Laufen zu halten. Wenn dann ihre Kosten ebenfalls sinken und die früheren Realeinkommen wieder hergestellt oder gar gestiegen sind, dann wird man mit sinkenden Nominaleinkommen und Nominalpreisen kein Problem haben.

Der Wirtschaftskreislauf wird also durch das Horten von Geld nicht geschädigt. Im Moment des Geldentzugs verändert er sich nur mehr oder weniger. Es ist wie ein umgekehrter Cantillon-Effekt. Der Wirtschaftskreislauf funktioniert weiter mit einer geringeren Geldmenge, die dann vielleicht mehr gestückelt werden muss. Veränderungen im Wirtschaftskreislauf kommen nicht durch die geringere Geldmenge an sich zustande sondern durch die veränderten Bedürfnisse und Nachfragen
1. derer, die Geld gehortet und damit dem Wirtschaftskreislauf entzogen haben, und somit auf den Konsum von bestimmten Gütern verzichten, und
2. derer, die die dadurch freigewordenen, billigeren Güter konsumieren können.
Da die zweite Gruppe nicht unbedingt dieselben Güter konsumieren will, auf deren Konsum die erste Gruppe verzichtet, muss sich die Wirtschaft entsprechend mehr oder weniger anpassen/umstrukturieren.

Wird Geld gehortet, dann werden die Güter, die die hortenden Menschen deshalb nicht konsumieren, anderen Menschen aufgrund gesunkener Preise überlassen. Wird gehortetes Geld dem Wirtschaftskreislauf wieder zugeführt, dann werden Güter, die andere Menschen aufgrund dann gestiegener Preise nicht konsumieren können, den Menschen überlassen, die ihr einstmals gehortetes Geld wieder ausgeben.
Horten einerseits und gehortetes Geld wieder ausgeben andererseits heißt immer, dass einige Menschen die von ihnen deshalb nicht konsumierten Güter anderen Menschen überlassen. Geld horten und später wieder ausgeben ist also genauso wie Sparen de facto ein Kreditgeschäft: ein Tausch gegenwärtiger Güter gegen zukünftige Güter. Beim Sparen entscheidet der Sparer (=Gläubiger/Investor), wem er sein Geld verleiht und damit den Kauf zusätzlicher Güter ermöglicht. Beim Horten hingegen wird der Kauf der zusätzlichen Güter allen anderen Geldbesitzern ermöglicht.

“Saving,” in short, in the modern world, is only another form of spending.
Henry Hazlitt: Economics in One Lesson (1946), page 162

Dasselbe gilt für Horten.

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