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  • Zumsteinspitze

mehr als 1000 Beiträge seit 27.05.2021

Re: Solarstrom um 1 Cent/KWh in Deutschland??

/Rak schrieb am 06.06.2023 01:58:

fuckup2 schrieb am 05.06.2023 07:19:

Ihr rechnet euch das mit Gewalt hässlich...

Das typische 400Wp Modul kostet 120€. Der Jahresertrag liegt bei 400kWh/a. D.h. die Kosten für die reinen Stromerzeugung liegen bei 30ct*a/kWh. Über 30 Jahre macht das 1ct/kWh.

Aber ja, man kann sich das mit Gewalt madig machen. Wenn ich hier einen Elektriker will und das noch in diesem Monat, dann hantiere ich mit vierstelligen Antrittsgeldern. Was wenn das Gebäude unter Denkmalschutz steht? Was wenn der Statiker ran muss? Der Kredit kommt selbstverständlich vom Kredithai. Komme ich dann mit einem verwinkelten Schuppendach, welches die besagten 3m2 hat, dann kommen wir bei 30 Jahren problemlos über 1€/kWh.

Merke: Schlechter geht immer.

Ich kann dir das auch detaillierter vorrechnen warum die Kosten so unterschiedlich sein können.
Erst mal: Pro m² kommen hierzulande bei optimaler Ausrichtung maximal ca. 1000W an Strahlung an. Wobei der Verlauf der Strahlungmaxima grob einer Sinuskurve folgt - im Winter hast du gar nichts oder fast nichts, im Sommer hast du die 1000W. Macht im Mittel dann 0,637 * 1000W = 637W/m² an verfügbarer Strahlungsleistung. Davon kannst du mit einer typischen modernen Solarzelle (Wirkungsgrad hinter Wechselrichter etwa 24%) noch 153W/m² an Strom erzeugen, wenn du einen sogenannten "Sonnentag" hast. Und "Sonnenstunden" (Wolkenloser Himmel) gibt es hierzulande rund 1500 bis 2000 pro Jahr. Dazu hast du noch viele Tage mit bedecktem Himmel (ca. 2500 bis 3000) - an denen die Globalstrahlung von 1000W/m² auch im Sommer mal eben auf unter 200W/m² sinkt. Macht im Mittel übers Jahr nur noch 200W * 0,637/m² = 127W/m², von denen du dann 30W /m² nutzen kannst bei bedeckten Tagen. Peak ist im Sommer nebenbei dann rund 240W/m², d.h. ein Panel mit 1.7m² hat dann die von dir erwähnten 400W. Du kannst mit Photovoltaik also pro m² und Jahr rund 2000h * 153W + 2500 * 30W = 381 kWh ernten. Wenn du eine optimale Ausrichtung deines Daches hast.

Nehmen wir mal an, dass du eine 10kW Analage mit 25 Panels hast, mit 42,5m².
Die Panel kosten pro Stück (monokristalin, nur so kriegt man den 25% Wirkungsgrad am Panel..) ca. 450€. Also zahlst du alleine für die Panel rund 11250€. Dazu kommt noch der Wechselrichter, der auch mal eben 3000€. Außerdem brauchst du einen ausreichend dimensionierten Stromspeicher, damit du die viele tagsüber gewandelte Energie auch nutzen kannst. der kostet noch mal pi mal Daumen 6000€
Dazu noch bisschen Verkabelung aufs Dach, Verkabelung des Stromspeichers usw., der Elektriker muss da auch generell bisschen was an der Installation machen, Montagearbeiten auf dem Dach fallen an, die man besser den Profis überlässt, wenn man kein nasses Wohnzimmer haben will beim ersten Regen usw.
Und du bist am Ende bei ca. 25000€ bis mittlerweile eher 30000€ für so eine Anlage.

Aber gehen wir mal von 25000€ aus. Und nehmen wir 25 Jahre Nutzungsdauer an, bevor die wesentlichen Teile wegen Defekten ersetzt werden müssen (die altern alle dann doch ziemlich, vor allem der Speicher..), dann macht das 1000€/Jahr.
Oben haben wir gesehen, dass wir pro Jahr mit der Anlage ca. 381kWh/m² ernten können. Also hier dann 16192 kWh/Jahr, wir haben ja 42,5m². Womit uns die kWh dann ca. 6,2 Cent kosten würde. Das ist aber alles optimale Lage und viel Platz auf dem Dach.

Und nun nehmen wir eine kleine Dachfläche, die eben nicht nach Süden, sondern nach Ost-Südost ausgerichtet ist, weil das Haus eben einen Südgiebel hat. Und hier sind es auch keine 42,5m², man bringt dort lediglich 4 Panels unter, bedingt durch ein Verwinkeltes Dach und Schornstein und viele Dachfenster und Oberlichter.. Also 6.8,m². Für mehr ist einfach kein Platz auf dem Dach in diesem Szenario. Hier hat man dann auch leider keine 1000W Strahlungspeak, die auf das Dach kommen. Es sind lediglich 400W peak - denn die Sonne steht nun mal im Süden, wenn sie die maximale Strahlung liefert. Und strahlt im <20° Winkel auf das Panel. So dass da eben weniger Leistung ankommt. (auch hier lassen Herr Sinus und Frau Cosinus schön grüßen.).Macht dann im Mittel übers Jahr 400W * 0,637 = 255W, die man pro m² an Leistung aufs Dach geknallt bekommt. Wovon die die Solarzelle dann noch 60W/m² an Strom macht.
Dazu kommt noch, dass man mit dem Dach nur am Vormittag Energie wandeln kann. So dass man hier keine 2000h pro Jahr hat - sondern nur noch 1000. Und dafür 3500h mit kaum Leistung, hier dann nurnoch 10W oder so.
Macht pro Jahr und m² dann 1000h * 60W + 3500h * 10W = 95kWh/m², die man da holen kann. Oder für das 6.8m² Dach dann grob 650kWh.

Die Anlage ist natürlich günstiger und kleiner. Aber man hat hat hier immer noch 4 Panels ("400W Peak" bzw. "1,6kWp" Anlage), die dann 1800€ kosten. Man braucht einen Wechselrichter, der hier nur noch 1500€ kostet, einen kleineren Speicher, der nur noch 1500€ kostet. Die Verkabelung aufs Dach ist aber ähnlich teuer. Und der Elektriker muss immer noch ran. Und den Einbau macht immer noch der Profi auf dem Dach, wegen nasses Wohnzimmer und so.
Macht zusammen dann immer noch um die 8000€ für so eine Anlage. Und bei 25 Jahren Lebensdauer/Amortisationszeit dann 320€/Jahr. Und bei 650 kWh/a an Ertrag bist du eben dann schon bei 49,2 Cent/kWh an effektiven Kosten.
Was derzeit für Menschen mit einem Vertrag über z.B. 35 Cent/kWh keine Option ist. (Kann sich aber in der nahen Zukunft immer noch ändern.. wenn der Strom noch mal teurer wird.)

==> Es hängt so eben immer von der Größe der Anlage ab, was die kWh effektiv kostet mit Photovoltaik. Weil es eben auch viele Fixkosten wie z.B. das Ziehen der Kabel aufs Dach, den Umbau des Schaltschrankes usw. gibt und auch weil z.B. Wechselrichter nicht linear teurer werden mit der möglichen Leistung. Und vor allem hängt es von der Ausrichtung des Daches ab ob sich Photovoltaik lohnt oder nicht. Mit einem Südgiebel hast du eben nur den halben Tag nutzbare Sonne auf den Panels - und mit weiteren Panels auf der anderen Dachseite wird das leider auch nicht so viel besser - weil du da auch nur den halben Tag Sonne nutzen kannst. Aber du brauchst da dann entweder einen 2. Wechselrichter oder einen, der mit 2 verschiedenen Feldern umgehen kann.
Photovoltaik lohnt sich eben nicht immer und überall auf jedem noch so kleinen Dach.

EDIT:
Und das 2. Beispiel ist nebenbei nicht aus der Luft gegriffen, das besagte Haus steht nicht weit von meinem Schreibtisch entfernt. Und der Besitzer beißt sich heute in den Hintern, dass er damals einen großen, breiten und reräsentativen Südgiebel (bzw. Südwestgiebel, dass man noch bisschen was von der Abendsonne hat) gebaut hat. Und auch noch viele wunderschöne Gauben auf dem Dach... Da sind tatsächlich keine 8m² Platz für Solarpanel auf dem Dach.

Ohne die Kobolde aus China wär das noch wesentlich teurer.

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