... Durcharbeien des Interviews hier, bin ich zu der Ansicht gekommen, daß man das hier beworbene Buch, selbst wenn man am Themenkomplex interessiert ist, NICHT lesen sollte.
Binnick jetze ´n Troll?
Ich empfand es als sehr kompliziert zu lesendes Framing gegen offene Diskussion.
Binnick jetze ein (sich) "Empörender?" Oder viellicht nur bisserl angepißt?
Angepißt bin ich wegen der "linkischen", theoretisierende Verkopftheit, schön nachzuvollziehen hier Zitat:
Was Empörung und Polarisierung anrichten
Sie beschreiben in Ihrem Buch eine Dominanz der Moral über das Denken, befördert von dem "Empörenden – ob von links oder rechts –, (der) jedwedes Denken und Begreifen abzustellen und durch eine Moral der Tierherde zu ersetzen" versucht. Was unterscheidet den Troll vom Empörenden, der Shitstorms organisiert?,
Marlon Grohn: Also tatsächlich unterscheidet den Empördenden, der Shitstorms organisiert, vom Troll, der dasselbe tut, in der Vorgehensweise gar nichts. Nur dass es beim Troll halt offensichtlich ist, dass er hasst, während die Empörten ihren Hass als legitim umstempeln: Beleidigungen sind in Ordnung, wenn sie von der richtigen Person kommen.
Das geht so weit, dass man schon diskutiert, wie weit Beleidigungen gehen dürften. Das heißt, man sucht nach Beleidigungen, die aber nicht beleidigen. Also das Bedürfnis nach Beleidigung scheint wohl schon noch da zu sein, aber es wird verdeckt: Zur von Zizek so verabscheuten Cola ohne Zucker und dem Kaffee ohne Koffein ist der Hass ohne zu hassen hinzugekommen.
Es werden Abstufungen bei der Denunziation vorgenommen: gutes Denunzieren – das ist das Denunzieren, das von denen ausgeht, die dazu – qua Macht – befugt sind (Beispiel: BILD-Zeitung). Wenn irgendein besonders lauter Schreihals das so empfindet und vorgibt, wird es schon den Richtigen treffen.
Und dann gibt es das schlechte Denunzieren, was immer dann ausgemacht wird, wenn einer von den empörten Moralität-Schreihälsen selber beleidigt wird. Und ich will das gar nicht auf eine bestimmte politische Richtung beschränken: solche Leute gibts auf allen Seiten, oben wie unten, gleichermaßen. Die Doofheit kennt keine politischen Grenzen, leider.
Corona, Atomkraft, E-Mobilität: die Polarisierung mit ihren verengten Meinungskorridoren betrifft viele Themen. Ist das noch Moralisierung oder schon Regression in die Glaubensgesellschaft?
Marlon Grohn: Also die Glaubensgesellschaft halte ich längst nicht für überwunden, nur weil die Leute nicht mehr in die Kirche gehen. Der religiöse Glaube hat sich heute nur verwandelt. Die großen Religionen hatten das Prinzip der Erzählung, des kompakten Framings der komplexen Realität, das Abpacken der Welt in gut konsumierbare Fiktionsfragmente perfekt umgesetzt: Man hat den Leuten ihr Buch gegeben, ihr Narrativ, die Bibel. In diese Groß-Erzählung konnte man alles einordnen. Und es war letztlich immer egal, was da so an Erfundenem drin stand – wichtig war, dass man eine Grundlage für den Glauben hatte, irgendwas, woran man sich festhalten konnte.
Fiktionen eignen sich für so was deswegen so gut, weil sie unüberprüfbar sind, und sich also gar nicht erst eingelassen haben auf die Kriterien von Wissenschaftlichkeit.
Die Religionen wurden inzwischen durch Ideologien und ihre Narrative ersetzt, und auf deren Basis gehen die alten Kämpfe nun in neuer Form weiter: Der Linksliberalismus übernimmt die Aufgabe der Reformation des Liberalismus – und er ist da momentan recht fleißig. Die Erzählung also wird gegeben, ob in der Bibel oder den Medien, die heute die Funktion der Bibel übernehmen.
Man nimmt das Narrativ bereitwillig an, weil das Bedürfnis da ist. Wer das Bedürfnis nicht hat, wer die Erzählung bezweifelt, weil er mehr sieht als ihren engen Rahmen, in den das Ganze der Wirklichkeit gepresst wurde, gilt dann schnell als Ketzer, Hexe, Spinner, empathielos, Troll, Hater usw. Es ist da auch eine Vernunftsfeindlichkeit, ja ein Anti-Intellektualismus am Werk, der lustigerweise meistens von denen, die so als Intellektuelle gelten, selbst kommt. Da wird eine Denkverweigerung und Wissenschaftsfeindlichkeit herangezüchtet, an der sie noch große Freude haben werden.
Und wie erreichen wir dann schließlich die von Ihnen skizzierte digitale Zivilisiertheit?
Marlon Grohn: Solange Menschen darauf angewiesen sind, sich im Netz als Werbemaskottchen ihrer eigenen Existenz zu verdingen, wird es Leute geben, die das anekelt und sich entsprechend als Trolle dagegen verdingen. Diese Verdinglichung der Menschen zu Apparaten, die Markt-Funktionen erfüllen, verhindert die Zivlisierung auch im Digitalen.
Die Zivilisiertheit also erreicht man nur ohne die Diktatur des Marktes. Das heißt, ich muss da Frau Wagenknecht und Herrn Sloterdijk leider schlechte Nachrichten überbringen. Der freie kapitalistische Markt hatte seine Zeit und seine Berechtigung, aber wie Peter Hacks völlig richtig schrieb: "Liberalismus und Geist gehen seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr zusammen." Ich glaube, das ist das Problem. Und das wird sich nur lösen lassen durch gediegenen Klassenkampf gegen die Markt-Diktatur. Also z.B. als Erstes: Deutsche Wohnen enteignen, aber pronto!
Meine Güte!
Sagt jetzt ein "Empörender", wo auch - also direkt hier - "getrollt" hat...
Und nun guck ich mal, was andere "Verdächtige" zu diesem Artikel so meinen - auch auf "Ohne Bezug" und
"Trollwiese" selbstverständlich ;-)
MfG
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (20.04.2021 22:18).